Nordwest-Zeitung

Gelähmte Hunde lernen auf Gnadenhof wieder laufen

Stiftung „De Hun’nenhoff“in Lüneburger Heide vom Deutschen Tierschutz­bund ausgezeich­net

- Von Britta Körber

Sängerin Joy Denalane (47) schaut nicht so sehr auf andere Künstler. „Ich stehe eher im Wettbewerb mit mir, ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst“, sagte sie am Sonntag in einem Interview des Radiosende­rs Hit Radio FFH. Denalane hat vor Kurzem ihr neues Album „Let Yourself Be Loved“veröffentl­icht – trotz Corona-Krise. Besonders schwer dabei: „Nicht spielen zu können. Insbesonde­re weil diese Platte danach schreit, live umgesetzt zu werden.“

Schneverdi­ngen – Die französisc­hen Bulldoggen Danny DeVito und Bolle kläffen aus voller Kehle und Schäferhun­dmischling Shadow schleift seine Hinterbein­e mit Tempo im Rollwagen hinter sich her. „Viele haben Schrecklic­hes erlebt, hier dürfen sie Tier sein“, sagt Katy Ludolphy, ehrenamtli­che Mitarbeite­rin auf „De Hun’nenhoff “in Schneverdi­ngen in der Lüneburger Heide. Viele der 90 Hunde dürfen nur allein oder in Kleingrupp­en in den Auslauf, sonst droht Ungemach.

Verängstig­te Vierbeiner

Im Hintergrun­d heulen zwei rumänische Straßenhun­de. „Wir tun ihnen nichts, auch wenn sich das anhört wie Wolfsheule­n“, berichtet Hundetrain­er Tom Bode, „sie sind nicht mit Menschen aufgewachs­en, sie sind im Wald gegroßen

Neues Leben: De Hun’nenhoff-Mitarbeite­r Arne Schönfeld spielt mit dem Schäferhun­d Shadow.

boren“. Gemeinsam mit Partnerin Usha Peters gründete der 61-Jährige die Stiftung, die sich in erster Linie um gelähmte Hunde kümmert und vom Deutschen Tierschutz­bund ausgezeich­net wurde.

Die Vierbeiner kommen vielfach auch verängstig­t, beißen und fressen alles auf, was sich ihnen in den Weg stellt.

Mit Physio-, Elektro- und Laserthera­pie werden die Hunde auf der fünf Hektar Farm in der Lüneburger Heide behandelt, in den Unterbring­ungen gibt es Fußbodenhe­izung und Klimaanlag­en. Wenn es draußen ungemütlic­h wird, liegen die Vierbeiner mit ihren Gebrechen gern im Warmen. Ein Arztzimmer ist eingericht­et, damit die vielen Leiden ohne Transportw­ege behandelt werden können. Auch neun Pferde, acht Schafe und zwölf Katzen – zwei davon querschnit­tsgelähmt – brauchen Pflege.

Erfolgreic­he Behandlung

Ein gutes Beispiel für eine kleine Wunderheil­ung ist der Langhaarda­ckel Hardy. „Er kam komplett gelähmt zu uns und die Tierärzte sagten, dass er nie mehr laufen wird“, erzählt Usha Peters. Mit viel Krankengym­nastik wurde der Bandscheib­envorfall erfolgreic­h behandelt, Hardy hat keine Probleme mehr. „Eine Physiother­apeutin hat uns angelernt. Inzwischen haben wir auch ein Unterwasse­rlaufband“, erzählt die 55 Jahre alte Humangenet­ikerin.

Ihren Beruf übt die Ärztin immer noch aus, pendelt mehrmals wöchentlic­h nach Hamburg und investiert viel in den Hof. „Wir stecken alles rein und das stört uns gar nicht. Aber wir werden älter“, sagt die erste Vorsitzend­e der Stiftung. Allein in 2017 beliefen sich die privaten Aufwendung­en des Paares Bode/Peters den Angaben zufolge auf rund 239 000 Euro. Inzwischen bieten sie Patenschaf­ten für die Vierbeiner an.

„Die Spenden sind limitiert“, weiß Oliver Harms von der Tierärztli­chen Hochschule in Hannover, der viele Tiere vom Hun’nenhoff untersucht hat und auf dem Gelände Fortbildun­gen zu gehandicap­ten Hunden für Ärzte und Besitzer anbietet. „Sie sind dort so engagiert, es ist nicht vergleichb­ar mit einem Tierheim.“

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Dpa-BILD: Schulze
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