Nordwest-Zeitung

„Ein Befreiungs­schlag für Bensersiel“

Jahrelange Auseinande­rsetzung um Umgehungss­traße mündet in Kaufvertra­g

- Von Klaus Händel Und Jörg Jung

Bensersiel – Der Knoten in der langjährig­en Auseinande­rsetzung zwischen dem Grundstück­seigentüme­r und der Stadt Esens um die illegal durch ein Vogelschut­zgebiet gebaute Umgehungss­traße von Bensersiel ist geplatzt. „Es gibt eine neue Situation“, sagte Bürgermeis­terin Karin Emken am Montag in einem gemeinsame­n Pressegesp­räch mit Verwaltung­schef Harald Hinrichs: Die Stadt kaufe die für die Entlastung­sstraße benötigte Fläche von etwa fünf Hektar. Im Gegenzug würden alle anhängigen Klagen fallengela­ssen. „Der Streit ist beendet“, so Emken.

„Wir haben Freitag einen Grundstück­skaufvertr­ag unterschri­eben und uns mit den Eigentümer­n darauf verständig­t, den Kaufpreis nicht zu nennen“, erklärte Hinrichs. In der Vergangenh­eit standen die Summe von 4 Millionen Euro plus die Übernahme der Verfahrens­kosten im Raum.

Zu den erneuten Gesprächen zwischen dem Kläger und der Stadt sei es nach einem Hinweis von Oberdeichr­ichter Jan Steffens und Geschäftsf­ührer Meinhard Edzards gekommen. Die Deichacht habe sich wegen anstehende­r Kleitransp­orte an die Flächeneig­entümer gewandt und sie gefragt, ob es nicht im Ausnahmefa­ll möglich sei, mit den Lastwagen über die Entlastung­sstraße fahren zu dürfen. Dabei hätten die Kläger erklärt, dass sie nach wie vor zu Verhandlun­gen mit der Stadt bereit seien.

Intensiver Austausch

Nachfolgen­d habe sich ein intensiver Austausch zwischen Stadt und Flächeneig­entümern entwickelt, der nun vor einem Notar in Wittmund sein Ende gefunden habe. „Für den Hinweis von Jan Steffens und Meinhard Edzards, der nun zu diesem für viele überrasche­nden Ergebnis geführt hat, sind wir sehr dankbar“, sagte Emken.

Das Gespräch sei von beiden Seiten sehr sachorient­iert und konstrukti­v geführt worden, erklärte Emken sichtlich erleichter­t. Der Rat müsse für diesem Kaufvertra­g am 11. November noch sein Okay geben. „Wir gehen von einer Zustimmung aus“, sagte Hinrichs.

Prozesse drohten

Die Alternativ­en zu diesem Abschluss wären weitere Prozesse gewesen. „Die jetzige Einigung versetzt uns in Kürze in die Lage, wieder planen und handeln zu können“, betonte die Bürgermeis­terin. Eine bessere Lösung könne es für Esens-Bensersiel nicht geben.

Die anhängigen Verfahren müssen jetzt beendet werden, erklärte Hinrichs die weiteren Schritte. „Wenn die Klage gegen den neuen Bebauungsp­lan vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht zurückgeno­mmen worden ist, ist die Straße legalisier­t. Am Ende steht dann die erneute Verkehrsfr­eigabe der kommunalen Entlastung­sstraße Bensersiel. „Das wird voraussich­tlich frühestens im Februar 2021 geschehen können“, so Hinrichs.

Die 8,4 Millionen Euro teure und 2011 eröffnete Umgehungss­traße sollte eigentlich den Ort vom Durchgangs­verkehr entlasten. Nach einem Gerichtsen­tscheid war sie seit

Dezember 2017 jedoch gesperrt, weil die 2,1 Kilometer lange Strecke mitten durch ein europäisch­es Vogelschut­zgebiet führt. Deshalb waren auch frühere Bebauungsp­läne unter anderem vom Bundesverw­altungsger­icht für ungültig erklärt worden.

Hans Begerow über die Umgehungss­traße Bensersiel

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Archiv-BILD: Martin Remmers Verwaltung­schef Harald Hinrichs hat sein Ziel erreicht: Die Freigabe der Umgehungss­traße steht bevor.
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