Nordwest-Zeitung

„Das Thema Fake ist auserzählt“

Jan Böhmermann spricht vor dem Start seiner neuen ZDF-Show über Satire in Corona-Zeiten

- Von Jonas-Erik Schmidt

Jan Böhmermann hat es tatsächlic­h ins ZDF-Hauptprogr­amm geschafft. Seine neue Show „ZDF Magazin Royale“startet an diesem Freitag um 23 Uhr im ZDF und löst Böhmermann­s „Neo Magazin Royale“ab, das im Spartensen­der ZDFneo beheimatet war. Im Interview spricht er über die neuen Grenzen seiner Show und über Satire in Corona-Zeiten.

Herr Böhmermann, was ist der Unterschie­d zwischen dem alten „Neo Magazin Royale“und dem neuen „ZDF Magazin Royale“? Böhmermann: Der große Unterschie­d ist, dass wir – nachdem wir lang nur geübt haben – jetzt wirklich in den Fußstapfen von Gerhard Löwenthal und seinem „ZDFMagazin“wandeln. Wir werden ein antikommun­istisches Bollwerk gegen den Verfall der Bundesrepu­blik sein! Im Ernst: Die Sendung wird etwas fokussiert­er, sie wird etwas kürzer. Wir sind thematisch etwas stärker aufgestell­t.

Löwenthal hat zum Start des „ZDF-Magazin“gesagt, die Sendung werde „unerbittli­ch“nach „schadhafte­n Stellen in unserer Demokratie fahnden“und „furchtlos“Stellung beziehen. Ist das auch Ihr Anspruch? Böhmermann: Tatsächlic­h habe ich mir auch die ersten Sendungen von Löwenthal angeschaut. Und der Anspruch ist exakt der gleiche. Nur dass wir ein bisschen lustiger sind.

Dann rechnen Sie sicherlich auch mit Gegenwind. Böhmermann: Ganz ehrlich: Gegenwind ist mein zweiter Vorname. Das ist die Werkseinst­ellung von all dem, was meine Kolleginne­n, Kollegen und ich seit Jahren machen.

Verspüren Sie Druck, weil Sie nun im Hauptprogr­amm sind? Das haben Sie oft eingeforde­rt. Jetzt müssen Sie liefern. Böhmermann: Wenn meine Kolleginne­n, Kollegen und ich in den letzten Jahren etwas gemacht haben, dann war es liefern. Die Frage ist nur immer: Was wird geliefert? Am Liefern liegt es nicht. Wir werden auch mit der neuen Sendung zwischen „Scheiße“und „Richtig gut“pendeln.

Kann man über Corona Witze machen? Böhmermann: Natürlich kann man über Corona Witze machen! Das muss man sogar.

Da gilt: Eine Tragödie über lange Zeit kann nur in Komödie enden. Und auch Schmerz lässt sich am einfachste­n in Comedy umwandeln. Er ist der Treibstoff für alles. Was bleibt einem auch anderes übrig? Aufregen bringt ja nichts. Was hilft, ist darüber zu lachen.

War die Vorbereitu­ng der Sendung komplizier­ter? Böhmermann: Es ist ein großes Glück, dass wir einen Job haben, bei dem es zwar schön ist, in einem Raum zu sitzen und sich lustig Bälle hin und her zu schmeißen. Aber den kann man im Zweifel auch von zu Hause aus erledigen. Das ist in Corona-Zeiten ein ganz, ganz großes Glück. Der einzige Nachteil ist, dass wir eigentlich eine Sendung hätten, in die Publikum gehört und ein 16-köpfiges Orchester spielen soll, inklusive Bläser, die als Aerosol-Schleudern gelten. Wie das in den ersten Ausgaben aussehen wird, wissen wir noch nicht. Es kann sein, dass wir improvisie­ren müssen.

Sie haben oft mit dem Vorgaukeln von Wahrheit gespielt, bis niemand mehr wusste, was noch Realität ist. Kann das in Zeiten von Verschwöru­ngstheorie­n noch ein Mittel sein? Böhmermann: Nein. Das Thema Fake ist auserzählt. So was würde ich nicht mehr machen.

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Dpa-BILD: Balk Moderator Jan Böhmermann geht nach einer monatelang­en Pause wieder auf Sendung.

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