„Das Thema Fake ist auserzählt“
Jan Böhmermann spricht vor dem Start seiner neuen ZDF-Show über Satire in Corona-Zeiten
Jan Böhmermann hat es tatsächlich ins ZDF-Hauptprogramm geschafft. Seine neue Show „ZDF Magazin Royale“startet an diesem Freitag um 23 Uhr im ZDF und löst Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ab, das im Spartensender ZDFneo beheimatet war. Im Interview spricht er über die neuen Grenzen seiner Show und über Satire in Corona-Zeiten.
Herr Böhmermann, was ist der Unterschied zwischen dem alten „Neo Magazin Royale“und dem neuen „ZDF Magazin Royale“? Böhmermann: Der große Unterschied ist, dass wir – nachdem wir lang nur geübt haben – jetzt wirklich in den Fußstapfen von Gerhard Löwenthal und seinem „ZDFMagazin“wandeln. Wir werden ein antikommunistisches Bollwerk gegen den Verfall der Bundesrepublik sein! Im Ernst: Die Sendung wird etwas fokussierter, sie wird etwas kürzer. Wir sind thematisch etwas stärker aufgestellt.
Löwenthal hat zum Start des „ZDF-Magazin“gesagt, die Sendung werde „unerbittlich“nach „schadhaften Stellen in unserer Demokratie fahnden“und „furchtlos“Stellung beziehen. Ist das auch Ihr Anspruch? Böhmermann: Tatsächlich habe ich mir auch die ersten Sendungen von Löwenthal angeschaut. Und der Anspruch ist exakt der gleiche. Nur dass wir ein bisschen lustiger sind.
Dann rechnen Sie sicherlich auch mit Gegenwind. Böhmermann: Ganz ehrlich: Gegenwind ist mein zweiter Vorname. Das ist die Werkseinstellung von all dem, was meine Kolleginnen, Kollegen und ich seit Jahren machen.
Verspüren Sie Druck, weil Sie nun im Hauptprogramm sind? Das haben Sie oft eingefordert. Jetzt müssen Sie liefern. Böhmermann: Wenn meine Kolleginnen, Kollegen und ich in den letzten Jahren etwas gemacht haben, dann war es liefern. Die Frage ist nur immer: Was wird geliefert? Am Liefern liegt es nicht. Wir werden auch mit der neuen Sendung zwischen „Scheiße“und „Richtig gut“pendeln.
Kann man über Corona Witze machen? Böhmermann: Natürlich kann man über Corona Witze machen! Das muss man sogar.
Da gilt: Eine Tragödie über lange Zeit kann nur in Komödie enden. Und auch Schmerz lässt sich am einfachsten in Comedy umwandeln. Er ist der Treibstoff für alles. Was bleibt einem auch anderes übrig? Aufregen bringt ja nichts. Was hilft, ist darüber zu lachen.
War die Vorbereitung der Sendung komplizierter? Böhmermann: Es ist ein großes Glück, dass wir einen Job haben, bei dem es zwar schön ist, in einem Raum zu sitzen und sich lustig Bälle hin und her zu schmeißen. Aber den kann man im Zweifel auch von zu Hause aus erledigen. Das ist in Corona-Zeiten ein ganz, ganz großes Glück. Der einzige Nachteil ist, dass wir eigentlich eine Sendung hätten, in die Publikum gehört und ein 16-köpfiges Orchester spielen soll, inklusive Bläser, die als Aerosol-Schleudern gelten. Wie das in den ersten Ausgaben aussehen wird, wissen wir noch nicht. Es kann sein, dass wir improvisieren müssen.
Sie haben oft mit dem Vorgaukeln von Wahrheit gespielt, bis niemand mehr wusste, was noch Realität ist. Kann das in Zeiten von Verschwörungstheorien noch ein Mittel sein? Böhmermann: Nein. Das Thema Fake ist auserzählt. So was würde ich nicht mehr machen.