Nordwest-Zeitung

Endlich wieder eine gute TV-Show für die Jugend

„Ninja Warrior Germany“holt Athleten aller Sportarten ab – Mittlerwei­le große Fanszene

- Von Christoph Tapke-Jost

Oldenburg – Ständig sprechen Medien-Experten über das Auslaufmod­ell Fernsehen. Die Jugend schalte das TV-Gerät höchstens noch für die Sportschau an, Streaming-Anbieter seien die Zukunft. Düstere Prognosen überall.

Zum Teil sind diese Interpreta­tionen sicherlich korrekt. Doch zumindest eine TV-Show wehrt sich gegen diesen Trend. Ninja Warrior Germany lockt junge Athleten (manchmal aber auch Ü-50-Sportler) auf einen Indoor-Hindernisp­arcours. Jeden Freitagabe­nd auf RTL zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr springen, klettern und hangeln sich Kandidaten bis zur steilen MegaWand. Und das äußerst erfolgreic­h. Die Einschaltq­uoten sind 2020 im Vergleich zur Premiere im Jahr 2016 sogar noch einmal gestiegen, knapp drei Millionen Zuschauer sitzen aktuell vor dem Fernseher, bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ist die Sportshow mit rund 18 Prozent Anteil

meist Marktführe­r. 75 000 Fans hat die Show auf Facebook, 44 000 folgen ihr auf Instagram.

Dafür gibt es viele Gründe:

■ Sport als Event

Immer öfter muss Sport mittlerwei­le einen Event-Charakter vorweisen, um Erfolg zu haben. American Football

oder Basketball sind dafür Beispiele: Diese US-Sportarten locken nicht nur mit sportliche­n Leistungen, sondern mit einem ganzen Unterhaltu­ngsprogram­m. Ähnlich sieht es bei Ninja Warrior aus. Es gibt viel Action (wenn Kandidaten spektakulä­r ins Wasser fallen), verschiede­ne Charaktere (wendige Flöhe, durchtrain­ierte Athleten und Kandidaten, die Arme haben so dick wie halbe Baumstämme) und Jubelausbr­üche nach bestandene­n Prüfungen – eben große Emotionen.

Nicht zu vergessen übrigens, und das muss gesagt werden: Gerade durchtrain­ierte Körper in engen Sportoutfi­ts sorgen bei Teenagern (Männern wie Frauen) für den Hinguckeff­ekt und auch für viel Respekt. Das mag oberflächl­ich sein, trägt aber bei der Jugend natürlich zur Quotenstei­gerung bei.

■ Fanmagnet Buschi

Eine absolute Garantie für den Erfolg von Ninja Warrior sind die Moderatore­n. Die Kombi aus Sportmoder­ator Frank Buschmann, Jan Köppen sowie Laura Wontorra sorgt reihenweis­e für Lacher. Emotional, teilweise überdreht und kompetent wird kommentier­t. Man kauft dem Trio die Begeisteru­ng ab. Dass die beiden Männer sich gegenseiti­g auf den Arm nehmen und über sich selbst lachen können, ist ein weiteres Plus (auch wenn es wohl abgesproch­en ist).

■ Durchdacht­er Aufbau

Man könnte meinen, RTL habe es sich leicht gemacht beim Konzept. Doch genau das funktionie­rt. Vorstellun­gsrunde des Kandidaten, drei Minuten Sport auf dem Parcours, schnelles Interview mit dem Held oder dem nassen Ausgeschie­denen. Der Aufbau bietet Kurzweil und immer neue Storys. Und das Wichtigste: Man kann – wie es sich beim Sport gehört – von der Vorrunde bis ins Finale nachvollzi­ehbar verfolgen, wie stark der Lieblingsk­andidat performt. Es geht um Zeit und die Bewältigun­g der Hinderniss­e.

Ninja Warrior ist Unterhaltu­ng ohne Tiefgang, dafür einfach verständli­ch und leidenscha­ftlich. Ausgestatt­et mit charakters­tarken Sportlern wie Moritz Hans oder Max Sprenger bietet das Format langfristi­g Spaß für einen unterhalts­amen Abend vor allem bei jungen Erwachsene­n.

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Dpa-BILD: Deck Muskelkraf­t ist nötig: Christian Harmat aus Basel bei der zweiten RTL-Staffel Ninja Warrior

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