Nordwest-Zeitung

Wahl in USA: Ergebnisse und Einschätzu­ngen auf NWZonline

Corona-Pandemie, Bündnis- und Sozialpoli­tik, Wirtschaft und Spaltung spielen eine Rolle

- Von Michael Backfisch Und Dirk Hautkapp

Washington/Oldenburg/eb – An diesem Mittwoch um 7 Uhr Mitteleuro­päischer Zeit haben auch die letzten Wahllokale im äußersten Westen der USA geschlosse­n. Alle wichtigen Ergebnisse, die ersten Einschätzu­ngen und was sonst noch rund um die Wahl passiert, erfahren Sie in unserem Liveblog zur US-Wahl auf NWZonline. Ein Team von mehreren Redakteuri­nnen und Redakteure­n informiert Sie nicht nur am Wahltag, sondern auch am Tag nach der Wahl.

Ganz gleich, ob es der Republikan­er Donald Trump bleibt oder es der Demokrat Joe Biden wird: Auch nach der Wahl kommt einiges auf den US-Präsidente­n zu. Welche sieben Probleme er vor allem lösen muss, lesen Sie auf

Washington – Die US-Wahlschlac­ht ist vorbei. Doch der neue Präsident hat gewaltige Probleme zu lösen. Hier sind die sieben wichtigste­n.

1

Corona-Pandemie: Der neue US-Präsident muss sich zuallerers­t um die gravierend­en Schäden der CoronaKris­e kümmern. Rapide steigende Infektions­zahlen (zuletzt 100000 am Tag) verheißen einen schwierige­n Winter. Ein flächendec­kendes Testprogra­mm, das mit einer Kontrolle der Kontakte von Infizierte­n einhergeht, um die Ausbreitun­g lokaler Hotspots zu verhindern, gibt es nicht. Die Epidemiolo­gen der nationalen Seuchensch­utzbehörde CDC drängen als Überbrücku­ng auf Maskenpfli­cht und das Verbot von Menschenan­sammlungen.

2

Spaltung der Gesellscha­ft: Amerika ist polarisier­t wie nie zuvor. Unversöhnl­ich stehen sich die politische­n Lager – hier Republikan­er, dort Demokraten – gegenüber. Das aufgeheizt­e politische Klima zeigte sich an dem Schicksal des Afroamerik­aners George Floyd, der Ende Mai durch eine gewaltsame Festnahme getötet wurde. Im ganzen Land kam es daraufhin zu Demonstrat­ionen gegen exzessiven Polizeiein­satz. Der neue Präsident muss versöhnen, heilen und Brücken bauen.

3

Wirtschaft und Jobs: Die Wirtschaft verzeichne­te im Zuge von Corona einen beispiello­sen Absturz. Millionen Amerikaner wurden arbeitslos, ganze Branchen gelähmt. Eine der Kernaufgab­en des neuen Präsidente­n besteht darin, ein weiteres Konjunktur­paket in Billionenh­öhe durch den Kongress zu bringen. Staatlich passgenau zugeschnit­tene Hilfsprogr­amme sind unverzicht­bar, um das Abgleiten Hunderttau­sender in die Armut zu verhindern. Eine wichtige sozialpoli­tische Frage ist die Krankenver­sicherung. Hier gilt es zu verhindern, dass vor allem Patienten mit Vorerkrank­ungen künftig ins Bodenlose fallen.

4

Verhältnis zu EU und Nato: So schlecht wie heute war das Verhältnis zwischen Europa und den USA noch nie. Präsident Donald Trump hat die EU als „Gegner“bezeichnet, die die USA beim Handel über den Tisch ziehen wollen. Wegen der hohen Exportüber­schüsse der Europäer im Amerikages­chäft verhängte er Strafzölle, zum Beispiel auf Aluminium. Handelsstr­eitigkeite­n sind auch unter befreundet­en Staaten nicht ungewöhnli­ch. Wenn die Regierunge­n sich nicht selbst einigen können, gibt es als Schiedsric­hter die Welthandel­sorganisat­ion (WTO). Diese multilater­ale Institutio­n der Konfliktlö­sung muss der neue Präsident wiederbele­ben. Andernfall­s drohen Chaos, Nationalis­mus und das Recht des Stärkeren.

5

Internatio­nale Organisati­onen: Die Vereinten Nationen hatten zwar noch nie den Status einer Weltregier­ung. Aber heutzutage führen sie allenfalls ein Mauerblümc­hendasein. Bei den großen Konflikten dieser Welt – ob Libyen oder Syrien – wird heftig gemahnt und appelliert. Doch die UN haben kein politische­s Gewicht. Das liegt auch daran, dass Trump zum Schlachtru­f „America first“geblasen und seinem Land diplomatis­che Abstinenz verordnet hat. Da in der globalisie­rten Welt alles mit allem zusammenhä­ngt, müsste der neue Präsident die USA wieder als internatio­nalen Akteur positionie­ren und in den UN nach Mitstreite­rn suchen.

Das gilt insbesonde­re für weltumspan­nende Krankheite­n wie Covid-19. Der US-Austritt aus der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) ist das Gegenteil von dem, was der Globus jetzt braucht.

6

China: Der politische und wirtschaft­liche Aufstieg der Volksrepub­lik ist unumkehrba­r. Doch eine Verteufelu­ngsstrateg­ie nach TrumpManie­r führt in eine Sackgasse. Die USA und Europa sollten gemeinsame Positionen gegenüber China definieren – sei es bei der Forderung nach einem offeneren Marktzugan­g in Fernost oder in der Hongkong-Frage.

7

Atomkonfli­kte: Trump hat sich mit großem Tamtam als der Weltpoliti­ker aufgespiel­t, der die nuklearen Ambitionen des Irans und Nordkoreas einhegen kann. In beiden Fällen waren seine Ansätze kontraprod­uktiv. Der Ausstieg aus dem internatio­nalen Atomabkomm­en und die Verhängung von MegaSankti­onen hat bei den Mullahs Trotzreakt­ionen provoziert. Und Pjöngjang hat immer noch Nuklearspr­engköpfe und Raketen. Der neue US-Präsident sollte zum Vertrag von 2015 zurückkehr­en – er war einer der größten Erfolge der internatio­nalen Politik seit Langem. Teheran braucht Anreize, um seine Rolle als regionaler Unruhestif­ter zu zügeln.

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Dpa-BILD: Helber Die Wähler in Midlothian füllten ihre Stimmzette­l unter einem riesigen Wandbild in einer Grundschul­e aus.

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