Firmbach schließt Staatstheater bis 11. November
Generalintendant Christian Firmbach lässt 450 Mitarbeiter eine Woche lang zu Hause
Oldenburg/sc – Wegen der Corona-Pandemie müssen alle Theater- und Konzerthäuser bis 30. November ihren Spielbetrieb einstellen – das Oldenburgische Staatstheater fährt bis 11. November den Betrieb komplett herunter. Das sagte Generalintendant Christian Firmbach im Gespräch mit unserer Zeitung. „Angesichts der rasend schnell ansteigenden Infektionszahlen ist eine Reduktion von Kontaktanlässen richtig und wichtig. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten und machen zu.“
Die Maßnahme geht weit über das Spiel-Verbot hinaus: Der Landesbetrieb gönnt allen Beschäftigten eine Atempause. Der Generalintendant erläutert seine Entscheidung.
Herr Firmbach, nach der ersten Corona-Zwangspause im Sommer muss das Oldenburgische Staatstheater nun für einen Monat erneut schließen. Fühlen Sie sich in dem Spiel „Mensch ärgere Dich nicht“zurück auf „Start“gesetzt? Firmbach: Nein, weil mir dieser Gedanke nicht hilft. Es geht hier um Gesamtverantwortung für die Gesellschaft und mir vor allem um die Fürsorge gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem Publikum.
Wie begegnen Sie der erneuten Unterbrechung? Können Sie die Maßnahmen aus der ersten Zwangspause übertragen? Firmbach: Nein. Im Frühjahr und Sommer haben wir den Proben- und Produktionsprozess nicht ausgesetzt. Wir haben vieles geplant, neu erfunden und umgesetzt. Alle waren in ihren Bereichen und Gewerken gut beschäftigt – mit der Ausnahme, dass kein öffentlicher Spielbetrieb stattfand. Und hier ist der Unterschied: Ab diesem Mittwoch werden wir unsere 450 Beschäftigten zu H ause lassen. Wir machen für eine Woche dicht.
Was bezwecken Sie mit diesem „Shutdown“? Firmbach: Auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung muss ich nicht hinweisen. Die steigenden Infektionszahlen sprechen für sich. Es geht mir vielmehr darum, an diesem Punkt alle Bewegungen in meinem Verantwortungsbereich, dem Oldenburgischen Staatstheater, komplett herunterzufahren. Planerisch können wir es uns leisten. Am 11. November geht es hier weiter.
Sie dürfen dann aber immer noch nicht vor Publikum spielen.
Firmbach: Aber wir dürfen proben: Für den Rest des Monats werden wir die kommenden Produktionen weiterverfolgen. Ich bin ein optimistischer Mensch und plane den Spielbetrieb ab Dezember.
Viele Theatermacher beklagen den erneuten Stopp als ungerecht und protestieren mehr oder minder laut. Macht es Sie gelassener, weil Ihr Landesbetrieb erst mal nicht ausschließlich von Zuschauereinnahmen abhängig ist?
Firmbach: Es geht mir vor allem um Verantwortung und Solidarität. Ich bin sicher, dass uns das Publikum die Treue hält. Unsere Hygienemaßnahmen kamen gut an. Ich habe keine ablehnenden Meldungen erhalten; die Menschen fühlen sich sicher bei uns.
Dafür haben Sie Ihrem Publikum in einem kurzen Zeitraum ein strammes Programm zugemutet.
Firmbach: Es ist und bleibt eine Ausnahmespielzeit. 13 Premieren in zwei Monaten verlangten allen Beteiligten enorm viel ab. Ich meine aber, dass sich dieser Parforceritt auf jeden Fall gelohnt hat. Ich hatte Anfang September versprochen, dass es im aktuellen Spielplan in den derzeit fünf Sparten keine Kompromisse bei der Qualität geben wird.
Sechs Premieren stehen noch auf dem Spielplan, darunter vier im November. Was wird aus denen? Firmbach: Die schieben wir in die Monate Dezember und Januar. Wir wollen unserem Publikum Zuversicht und Hoffnung geben. Die Menschen hier gehen gern ins Theater und sollen sich darauf freuen können. Deshalb bleiben die gekauften Karten gültig. Wir werden zu den Besitzern persönlich Kontakt aufnehmen.
Der Dezember ist der Monat, der traditionell mit einer höchsten Nachfrage verbunden ist. Firmbach: Die Zeit vor Weihnachten ist uns wichtig, klar. Es geht mir aber vor allem darum, dem jungen Publikum und den Familien, die ja zum großen Teil Leidtragende der aktuellen Situation sind, ein Theaterangebot zu machen. „Heidi“nach Johanna Spyri ist dafür bestens geeignet.
Ab heute werden wir 450 Beschäftigte zu Hause lassen. Wir machen für eine Woche dicht. Unsere Hygienemaßnahmen kamen gut an. Die Menschen fühlen sich bei uns sicher.