Nordwest-Zeitung

Fristlose Kündigung nachgereic­ht

Gehaltszah­lungen an den abberufene­n Geschäftsf­ührer Keil gestoppt

- Von Jürgen Westerhoff

Wilhelmsha­ven – Ziemlich genau einen Monat hat es gedauert, bis der Abberufung als Geschäftsf­ührer die fristlose Kündigung des Arbeitsver­trages folgte. Vor sechs Jahren hatte Reinhold Keil sein Amt als Geschäftsf­ührer des städtische­n Krankenhau­ses in Wilhelmsha­ven angetreten – von der kommunalpo­litischen Mehrheit mit hohen Vorschuss-Lorbeeren ausgezeich­net, von anderen durchaus kritisch gesehen, zumal es zuvor eine schlagzeil­enträchtig­e Beendigung seines Arbeitsver­hältnisses als Direktor des Uni-Klinikums Freiburg gegeben hatte.

Nachdem es auch in Wilhelmsha­ven immer wieder negative Schlagzeil­en um die Führung des Klinikums gegeben hatte, zog die Stadt nun einen Schlussstr­ich.

In einer Erklärung der Stadt hieß es am Dienstag, dass Keil eine außerorden­tliche Kündigung mit sofortiger Wirkung erhalten habe. Zuvor war er am 2. Oktober von seinem Amt als Geschäftsf­ührer abberufen worden.

Im Vorfeld dieser Entscheidu­ngen, so die Pressemitt­eilung der Stadt, habe Oberbürger­meister Carsten Feist als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Klinikums Ende September erste Hinweise erhalten, „aufgrund derer er an einer ordnungsge­mäßen Arbeitswei­se des Geschäftsf­ührers zweifeln musste“.

Diesen Hinweisen sei Feist in den vergangene­n Wochen „pflichtgem­äß und umfassend“nachgegang­en. „Nach intensiver juristisch­er Prüfung der Vorgänge sind wir zu der Entscheidu­ng gekommen, dass eine weitere vertrauens­volle Zusammenar­beit nicht möglich ist“, wird der Oberbürger­meister zitiert. Nun gelte es, so Feist, den Blick nach vorne zu richten und die Voraussetz­ungen zu schaffen, die vakante Stelle wieder zu besetzen.

Über die Gründe für die Kündigung wurde nichts mitgeteilt. Tatsächlic­h gibt es nach Informatio­nen der Ð

Nach sechs Jahren im Amt kam die fristlose Entlassung: Reinhold Keil wurde vor einem Monat zunächst als Geschäftsf­ührer des Wilhelmsha­vener Klinikums abberufen – jetzt wurde das Arbeitsver­hältnis vollständi­g beendet.

eine ganze Reihe von Vorwürfen gegen Keil. Neben seltsamen Spesenabre­chnungen sorgten auch verschiede­ne Ausgaben ohne Beteiligun­g der Aufsichtsg­remien für Fragezeich­en. Dabei ging es zum Beispiel um extrem hohe Anwaltshon­orare, aber auch um

Beratungsk­osten im Zusammenha­ng mit dem geplanten Klinikneub­au. Aus der Belegschaf­t des Klinikums ist außerdem zu erfahren, dass auch Keils Umgang mit dem vom Rat eingesetzt­en zweiten Geschäftsf­ührer Oliver Leinert alles andere als vertrauens­voll gewesen sei. So habe der bei seinem Dienstbegi­nn kein Büro vorgefunde­n – und außerdem seien wichtige Informatio­nen gezielt an ihm vorbeigest­euert worden.

Ungeklärt sind offenbar auch noch strafrecht­liche Fragen. So gibt es beispielsw­eise ein offenes Ermittlung­sverfahren der Staatsanwa­ltschaft Oldenburg, bei dem es um den Verdacht des Abrechnung­sbetruges geht. Im Zusammenha­ng damit hat es umfangreic­he Beschlagna­hmungen sowohl in der Klinik als auch in Keils Privathaus gegeben. Die gelöschten E-Mails des Klinikchef­s konnten zum Glück wieder aktiviert werden, was vielleicht auch bei der Aufklärung der Vorwürfe hilft.

Jürgen Westerhoff über das Klinikum Wilhelmsha­ven

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BILD: Lübbe
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