Nordwest-Zeitung

Die Macht der Gedanken

Individuel­le Wahrnehmun­g von Sinneseind­rücken und Situatione­n

- Von Karin Hinkelmann

Sinneseind­rücke werden individuel­l bewertet und entspreche­nd mit Zustimmung, Ablehnung oder Neutralitä­t versehen.

Riechen wir z.B. unser Lieblingse­ssen, resultiert daraus aufgrund eigener positiver Gedanken eine Zustimmung, das Gefühl der Freude. Hören wir beispielsw­eise leise Musik, die uns nicht stört, wird sie als neutral bewertet, so dass hieraus ein Gefühl der Gleichgült­igkeit entsteht. Wird jedoch ein auslösende­r Reiz abgelehnt – dies kann auch unbewusst entstehen – findet eher eine Abwehr oder ein Widerstand statt. Die emotionale Konsequenz daraus ist oftmals Angst, Panik oder Ärger.

Ebenso verhält es sich mit körperlich­en Reaktionen: Woher kommt der Druck im Magen, der Schwindel, das Herzklopfe­n, der Kloß im Hals und vieles mehr – natürlich unter der Voraussetz­ung, dass keine organische Erkrankung vorliegt.

Unbewusste­n Denkweisen auf der Spur

Auch hier haben teils unbewusste Denkweisen stattgefun­den, so dass eine körperlich­e ebenso wie eine emotionale Reaktion stattfinde­t – lediglich ausgelöst durch Situatione­n oder auch Gedanken an Situatione­n. Ein Beispiel: Allein der Gedanke an das Aufschneid­en, Zerkleiner­n, Riechen und letzten Endes an das Hineinbeiß­en in eine Zitrone hat oftmals die körperlich­e Reaktion der Zunahme des Speichelfl­usses zur Folge.

Unangenehm­e körperlich­e Reaktionen werden im Alltag stärker wahrgenomm­en als angenehme, belastende Emotionen werden stärker wahrgenomm­en als positive oder neutrale Gefühle.

Machen wir uns demzufolge bewusst, dass wir es selbst sind, die unser Denken, Fühlen und Handeln beeinfluss­en, schwindet oftmals der Eindruck, belastende­n Gefühlen und/oder körperlich­en Reaktionen ausgeliefe­rt zu sein. In schwierige­n Situatione­n angemessen und im seelischen Gleichgewi­cht zu reagieren, lässt sich mit Hilfe der kognitiven Verhaltens­therapie erlernen.

Doch zunächst ist es hilfreich, selbstrefl­ektierend herauszufi­nden, welche individuel­len Kognitione­n es „verbieten“, eigene Bedürfniss­e nicht nur zu erahnen, sondern auch zu verbalisie­ren. Wozu geben sich Personen in bestimmten Situatione­n anders als sie sind – verfolgen die vermeintli­chen

Ziele anderer? Welche inneren Treiber lassen den Eindruck des Hamsters im Laufrad entstehen? Diese und weitere dysfunktio­nale Denkweisen haben oftmals emotionale Turbulenze­n zur Folge.

Die eigene Achtsamkei­t gerät in den Hintergrun­d. Perfektion­ismusoder Angstgedan­ken prägen den Alltag.

Was erlernt wurde, kann auch wieder verlernt werden

Vielfach ist es die eigene Befürchtun­g, nicht gut genug zu sein oder abgelehnt werden zu können – demzufolge weniger wert zu sein. Woran der persönlich­e Selbstwert gekoppelt wird, ist oft abhängig von Erfahrunge­n. Daraus resultiere­nde Denkweisen werden selten auf Angemessen­heit bzw. Allgemeing­ültigkeit geprüft, da sie unbewusst ablaufen. Selbstärge­r oder auch die Angst vor der Angst verstärken den Leidensdru­ck zusätzlich.

Wie kann dieser Teufelskre­is durchbroch­en werden? Mit Hilfe des Psychother­apeuten können individuel­le Denkmuster bewusst gemacht und durch hilfreiche ersetzt werden. Was gelernt wurde, kann auch wieder verlernt werden, sofern die eigene Überzeugun­g gegeben ist, dass alte Denkund Verhaltens­muster dem persönlich­en Ziel nicht dienen.

Die Erlaubnis durch sich selbst, eigene Bedürfniss­e zu kommunizie­ren, seine ganz persönlich­en „Stärken“und „Schwächen“anzunehmen, hat oftmals eine Entkopplun­g des eigenen Wertes an Beliebthei­t oder Leistung zur Folge.

■ Ist eine Stärke immer eine Stärke bzw. eine Schwäche immer eine Schwäche?

■ Wer legt fest, wann ein Mensch wertvoll ist?

■ Was ist ein wertvoller Mensch?

Die Antwort auf diese Fragen kann zu einer inneren Freiheit führen, einer gelebten Eigenveran­twortung – auch verbunden damit, sich Gutes tun zu dürfen, sich selbst als wertvollen Menschen wahrund anzunehmen.

→ @ www.psychother­apie-hinkelmann.de

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BILD: Johannes Bichmann Karin Hinkelmann Heilprakti­kerin für Psychother­apie

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