Nordwest-Zeitung

Architektu­r ist und bleibt ein Streitthem­a

-

Betrifft: Berichte über Bauprojekt­e und Denkmalsch­utz

Hauptsache alt und weiß! Solche Bauten gelten vielen Oldenburge­rn pauschal als klassizist­isch und damit als unantastba­r wertvoll. Dass es auch zu dieser Zeit bald anspruchsl­ose Konfektion­sware gab, wird gern ausgeblend­et. Der unbedingte Erhaltungs­wunsch ist oft nur Abwehr gegen Ausdrucksf­ormen der Gegenwart. Dieses Unbehagen gab es schon früher. Weshalb, sagt treffend der Schöpfer des Dresdner Opernhause­s: „Wie großes Unrecht tut man uns Architekte­n mit dem Vorwurf der Armut an Erfindung, während sich nirgends eine neue weltgeschi­chtliche, mit Nachdruck und Kraft verfolgte Idee kundgibt. Vorher sorgt für einen neuen Gedanken, dann wollen wir schon den architekto­nischen Ausdruck dafür finden“(Gottfried Semper: Die vier Elemente der Baukunst, 1851).

Ivo Kügel Oldenburg

„Klassizism­us in Oldenburg“– wenn es etwas gibt, eher gab, dann waren es diese klassizist­ischen Gebäude, die Oldenburgs Reiz ausmachten. Inzwischen schießen immer mehr Quader aus dem Boden. Welche Architekte­n haben eigentlich noch ein Empfinden für schön gestaltete Gebäude, die zu Oldenburg besonders passen? „Gesichtslo­sigkeit“

ist das richtig getroffene Wort, Oldenburg wird mehr und mehr zur gesichtslo­sen Stadt. Es liegen bereits zu viele missgebild­ete architekto­nische Klötze in der Stadt herum, dass man sich fragt, ob moderne Ästhetik in Oldenburg nicht auch möglich ist? Muss wirklich die Investor regierte Planung die Oberhand haben? So alt wie die Pyramiden werden diese Klötze bestimmt nicht.

Marie-Luise de Roma per E-Mail

Newspapers in German

Newspapers from Germany