Eurofighter sichert Jobs
Premium-Aerotec in Varel profitiert von Milliarden-Deal aus Berlin
Varel/Berlin – Die Bundeswehr soll 38 weitere Eurofighter-Kampfjets im Wert von 5,4 Milliarden Euro bekommen. Das hat der Haushaltsausschuss des Bundestags am Donnerstag beschlossen. Zuvor hatte schon der Verteidigungsausschuss der Anschaffung zugestimmt.
Von der Bestellung profitiert unter anderem das Werk Varel des Flugzeugteile-Herstellers Premium Aerotec, wo die Rumpfmittelsektion des Kampfflugzeugs hergestellt wird. Erleichtert zeigte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller (Varel), die Mitglied im Verteidigungsausschuss ist. Der Beschluss sei eine positive Nachricht für die
Standorte der Luftfahrtindustrie an der Küste und deren Zulieferer, denn durch die Corona-Pandemie stehe die Branche vor großen Herausforderungen, sagte Möller. Der Flugzeughersteller Airbus, zu dem Premium Aerotec gehört,
habe Stellenabbau angekündigt. „Wir lassen die Beschäftigten nicht im Regen stehen, wir unterstützen die strauchelnde Luftfahrtindustrie durch das Vorziehen von notwendigen Beschaffungen“, sagte die Abgeordnete.
Die geplant 38 neuen Kampfflugzeuge des Herstellers Airbus sollen nach dem Willen von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ältere Maschinen der Luftwaffe ersetzen. Der Kauf der 38 weiteren Eurofighter würde Deutschland mit 181 Flugzeugen zur größten Bestellernation des Programms machen.
In Europa hängen nach Angaben von Airbus mehr als 100 000 Arbeitsplätze am Eurofighter-Projekt, allein 25000 davon in Deutschland – etwa 3500 bei Airbus, der Rest bei kleinen und mittelständischen Zulieferern. Nach Airbus-Angaben könnte das Eurofighter-Programm damit bis 2030 aufrechterhalten werden.
Der Norden profitiert von der Bestellung von 38 Eurofightern, weil auch in Varel Bauteile für das Kampfflugzeug gebaut werden. Keine Rettung der durch die Corona-Pandemie darbenden Luftfahrtindustrie, aber eine gute Nachricht für die gebeutelten Standorte, wo Stellen abgebaut werden sollen und die Zukunftsaussichten düster sind. Zwar schaffen 38 Kampfflugzeuge nicht die Beschäftigung für Tausende, wie es bei zivilen Passagierflugzeugen der Fall wäre, aber sie verlängern das Eurofighter-Programm bis 2030 und geben den Betriebsräten und Gewerkschaftern Argumentationshilfen bei der Verhinderung eines Stellen-Kahlschlags an die Hand.
Und so ist der Auftrag an Airbus auch gedacht. Ein politischer Auftrag, der Hersteller Airbus und seinem Zulieferer Premium Aerotec helfen soll, die Delle zu überbrücken, die durch den Nachfragerückgang der Luftfahrtunternehmen entstanden ist. An den Produktionsstandorten im Nordwesten – Bremen, Nordenham und Varel – droht ein Abbau von Stellen – gut bezahlte Fachkräfte, deren Einkommen das Steueraufkommen der Kommunen verbessert, in denen sie leben. Nach Jahren des Hochlaufs, der steigenden Auslieferungszahlen im zivilen Flugzeugbau, rutschte durch Corona ein Stellenabbau in der Flugzeugbranche wieder auf die Tagesordnung. Zuletzt musste man man 2007/08 solche Diskussionen führen.
Rückschläge und Unsicherheit gehören zur 100-jährigen Flugzeugbau-Tradition an der Küste. Immer wieder gab es bedrohliche Situationen, und immer wieder berappelte sich die Branche, nicht zuletzt auch gestützt durch staatliche Aufträge. Insofern sind die Standorte im Nordwesten nicht nur leidensfähig, sie sind auch kampferprobt. Der beabsichtigte Verkauf der Airbus-Werke vor 13 Jahren mobilisierte Zehntausende Bürger. Und statt stark zu schrumpfen, starteten die Standorte gewaltig durch. Die schlechten Zeiten liegen von den guten oft gar nicht weit entfernt.
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