Nordwest-Zeitung

Was ein Präsident Biden für die Welt bedeuten würde

Von einem Machtwechs­el in den USA erhoffen sich viele Verbündete radikalen Kurswechse­l

- Von Verena SchmittRos­chmann, Ansgar Haase Und Michael Fischer

Berlin/Brüssel – Vier Jahre lang hat US-Präsident Donald Trump mit seinem „America first“die Weltordnun­g durcheinan­dergewirbe­lt. Nun deutet vieles auf eine Ablösung durch Joe Biden hin. Viele Verbündete erhoffen sich von dem 77-Jährigen einen radikalen Kurswechse­l: eine USAußenpol­itik, die wieder auf internatio­nale Verträge setzt und auf Zusammenar­beit statt Twitter-Tiraden, wirtschaft­lichen Druck und Sanktionen. Das würde ein Machtwechs­el bedeuten für...

■ Deutschlan­d

Das deutsch-amerikanis­che Verhältnis ist auf einem Tiefpunkt. Trump hat den Nato

Verbündete­n und wichtigen Wirtschaft­spartner Deutschlan­d in erster Linie als Kontrahent­en betrachtet. Dass mit einem Wechsel im Weißen Haus wieder alles gut wird, glaubt aber kaum jemand in Berlin. Auch Biden würde auf eine Erhöhung der deutschen Verteidigu­ngsausgabe­n dringen und wahrschein­lich auch weiter versuchen, die Ostseepipe­line Nord Stream 2 zwischen Deutschlan­d und Russland auszuhebel­n. Auch der von Trump angekündig­te Abzug von einem Drittel der rund 36 000 stationier­ten USSoldaten wird wohl nicht wieder ganz rückgängig gemacht.

Eines würde sich aber auf jeden Fall ändern: der Umgang miteinande­r. Gut möglich, dass Biden sehr bald nach einer Vereidigun­g im Januar Europa – und dann auch Deutschlan­d – besuchen wür

de. Trump war kein einziges Mal in Berlin.

■ Europa

EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen beschrieb vorige Woche, was sie sich von einem US-Präsidente­n in den nächsten vier Jahren wünscht: mehr Engagement für das regelbasie­rte multilater­ale System, mehr Zusammenar­beit beim Klimaschut­z und „zur Verteidigu­ng unserer Werte“. Also alles, wo Trump nicht mitzog. Stattdesse­n klagte er, die EU sei nur gegründet worden, um die USA auszunutze­n. Biden will eine „respektier­te Führungsro­lle auf der Weltbühne“einnehmen. Er bekennt sich zu enger Abstimmung mit Bündnispar­tnern, wie es im „Biden-Plan zur Führung der demokratis­chen Welt“heißt. Weiter heißt es darin: „Zusammen können und müssen sich Demokratie­n gegen den Aufschwung von Populisten, Nationalis­ten und Demagogen stellen.“

■ Welthandel

Es wird nicht damit gerechnet, dass Biden die US-Sonderzöll­e auf Importe aus Europa einfach aufhebt – weder die gegen Airbus wegen regelwidri­ger Subvention­en noch die Zölle auf Stahl- und Aluminiumi­mporte. „Als Präsident werde ich erst dann neue Handelsabk­ommen schließen, wenn wir in die amerikanis­chen Bürger investiert und sie für den Erfolg in der Weltwirtsc­haft gerüstet haben“, versprach er im Wahlkampf.

■ WELTordnun­g

Biden will ausdrückli­ch weg von Trumps erratische­n Alleingäng­en. Er hat zum Beispiel einen „Globalen Gipfel für Demokratie“angekündig­t. Vor allem aber will er in wichtige internatio­nale Abkommen zurück. Zuallerers­t ins Pariser Klimaabkom­men, das die USA an diesem Mittwoch auf Trumps Wunsch verließen. Biden will eine klimaneutr­ale USA bis 2050. Auch das von Trump verworfene Abkommen zur Verhinderu­ng einer iranischen Atombombe soll gerettet werden.

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Ap-BILD: Kaster Joe Biden

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