Neue Wege mit weniger Fußabdruck
Oldenburger Wissenschaftlerin gibt in ihrem Blog Anregungen zu nachhaltigerem Leben
Oldenburg – Wie schön wäre es, wenn ich euch hier erzählen könnte, wie ich mein Leben in ein paar Wochen oder Monaten nachhaltiger gestaltet habe. Leider ist es nicht so einfach und daher ist das Vorhaben wohl am besten mit einer Reise zu vergleichen. Eine Reise, die umso schöner wird, desto länger man unterwegs ist, weil man seine Fortschritte sieht und es sich gut anfühlt nachhaltiger zu leben. Es ist aber auch eine Reise, die nie wirklich aufhört...
Ihre ersten Schritte auf dem Weg in ein nachhaltigeres Leben hat Sina Longman als Jugendliche gemacht: Als Schülerin im Ruhrgebiet schrieb sie über das Kyoto Protokoll ( Vorgänger des Pariser Übereinkommens), entschloss sich unter anderem ihren Fleischkonsum drastisch zu reduzieren und das Thema auch beruflich zu verfolgen. Mittlerweile ist Sina Longman 32 Jahre alt und hat ihren Doktor in Geowissenschaften absolviert.
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In ihrem Blog Eco Zeena beschreibt sie nicht nur ihr persönliches Annähern an einen zukunftsfähigeren Lebensstil, gibt Tipps und Anregungen; sondern liefert auch wissenschaftliche Hintergründe zum sogenannten Ökologischen Fußabdruck. „Mir ist wichtig, zu zeigen, welche Stellschrauben die elementarsten sind“, sagt Sina Longman – „plastikfrei einkaufen ist super, ein viel wesentlicheren Anteil zur CO2-Einsparung macht allerdings Fleischverzicht aus.“Selbst ernährt sie sich flexitarisch, kauft vorwiegend Bioprodukte, ist zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, verzichtet auf Urlaub per Flugzeug. „Ich habe festgestellt, dass man nachhaltiger auch gesünder und glücklicher lebt“, sagt die 32-Jährige. Mit dem kürzlichen Umzug von England nach Oldenburg, wo ihr Mann eine Stelle an der Uni angetreten hat, habe sie sich die Frage gestellt, „was brauche ich wirklich?“und mehr Minimalismus für sich entdeckt. Klamotten kauft Sina Longman im Secondhand – oder von nachhaltig produzierenden Modelabels. Was sie nicht braucht, lässt sie im Ladenregal stehen. Dafür bietet sie selbst Alternativen: In England hat die Wahloldenburgerin erfolgreich einen Marktstand und Onlineversand mit nachhaltigen, CO-neutral verpackten und zusatzstofffreien Haushalts- und Körperpflegeprodukten betrieben. Bis ihr kleines Unternehmen auch in Deutschland Fahrt aufnimmt, was sich Corona-bedingt gerade verzögert, arbeitet sie am Ausbau ihres Blogs.
Langfristig denken
Entstehen sollen Veränderungsvorschläge zu verschiedenen Lebensbereichen, zu Mobilität, Ernährung, Energieverbrauch, Konsum. Langfristiges Ziel der Neuoldenburgerin ist die Vernetzung mit anderen aktiven Menschen und Initiativen. „Und ich will dazu inspirieren, das eigene Verhalten zu hinterfragen – mit fundierten Hintergrundinformationen und Alternativvorschlägen.“
Selbst mitbestimmen
Jeder Mensch könne einen Anteil beim Aufhalten der Klimakrise tragen, ist Sina Longman überzeugt. Die bei den „Fridays“-Demonstrationen diskutierte Haltung, das Verhalten Einzelner bewirke weitestgehend wenig, kann sie nicht teilen. „Ich denke sehr wohl, dass jeder von uns einen Unterschied machen kann. Wir als Bevölkerung bestimmen schließlich die Nachfrage – und wir zeigen mit verändertem Konsum, wo wir stehen.“Natürlich müsse sich auch auf politischer Ebene vieles ändern. Verglichen mit England sei Deutschland in puncto Nachhaltigkeit übrigens besser aufgestellt, hat Sina Longman
festgestellt. Speziell Oldenburg habe ein großes Sortiment an Bio-Anbietern. „Natürlich bin ich nicht perfekt – und ich komme oft an meine Grenzen“, sagt Sina Longman. Die Reise in eine bessere Zukunft ist lang – mit ihrem Engagement bietet sie einen kleinen Wegweiser.
@ ecozeena.com