50 Kilometer weit über den Tellerrand schauen
Eine Woche lang nur essen, was aus nächster Umgebung kommt – Wie gut klappt das?
Nach dem Motto „Iss, was um die Ecke wächst“hat Antje Marie Ahrens als eine von 50 Freiwilligen Mitte September an „Regio Challenge Oldenburg“teilgenommen. Sieben Tage durften nur Lebensmittel konsumiert werden, die im Umkreis von 50 Kilometern ihres Wohnortes entstanden sind.
Was hat Sie zum Mitmachen an der Challenge bewogen? Antje Marie Ahrens: Ich habe beim Einkaufen einen Flyer für die Aktion in die Hände bekommen und fand die Idee spannend. Während sich viele Teilnehmende in Vorabveranstaltungen schon informiert hatten, hatte ich nur eine Woche Vorlauf und bin ganz unbedarft an die Sache rangegangen.
Und wie schwer war dann die Umsetzung?
Ahrens: Die größte Herausforderung war der Verzicht auf
Zucker. Mir ist im Laufe der Woche erst bewusst geworden, wo überall welcher drin ist – auf ein Bier zum Feierabend, mal ein paar Chips oder Naschkram, Sachen, die man sich so gönnt, musste ich verzichten.
Sie haben nicht geschummelt? Ahrens: Es gab ja zum Glück
zwei Joker zur Auswahl. Viele haben Kaffee gewählt, ich habe mich für Öl und Salz entschieden – das war eine gute Wahl. Ein bisschen großzügig war ich bei Getreideprodukten, ich habe auf dem Markt Brot gekauft. Das war zwar regional hergestellt – aber das Mehl kam vermutlich nicht von hier.
Wie haben Sie sonst so gegessen?
Ahrens: Abwechslungsreich – ich hatte Oldenburger Honig, Haferflocken von einer Mühle aus der Gegend, Milchprodukte vom Diers-Hof, Käse aus der Region und es war Gott sei dank Frühherbst. Auf dem Wochenmarkt konnte ich mich mit Obst und Gemüse eindecken. Jetzt, wo es überwiegend Kohl und Rüben gibt, würde mir eine komplett regionale Ernährung schwerer fallen. Das wäre nur mit langer Vorplanung, mit einlegen und einmachen, gegangen.
Wie groß war der Zeitaufwand fürs Essenmachen? Ahrens: Am meisten Zeit hat das Einkaufen gekostet. Wir haben zu Anfang Adressen und Tipps bekommen. Natürlich bekommt man nicht alles auf einmal beim Gang in den Supermarkt, man muss gut planen. Die Woche über bin ich einfach kreativ geworden und habe aus dem etwas gemacht, was so da war. Beim Japp auf Süßes, habe ich mir einen Zwetschgenkuchen mit Honig gebacken.
Was haben Sie beibehalten? Ahrens: Wir kaufen öfter auf dem Wochenmarkt ein – und mehr saisonal. Aber nicht komplett. Der Radius von 50 Kilometern war schon sehr eng. Für jedes einzelne Produkt quer durch die Stadt oder Region fahren zu müssen, finde ich schwierig. Auf Dauer wäre das nichts für mich. Aber es war lehrreich, sich einmal intensiv damit auseinanderzusetzen, was in unserem Essen drin ist und wo es herkommt.
Ein sinnvoller Ansatz? Ahrens: Ernährung ist auf jeden Fall ein großer Faktor für die Klimabilanz. Regionalität spielt sicher eine bedeutende Rolle – ein fast noch wesentlicherer Schlüssel ist aber der Fleischkonsum. Daher lebe ich seit zwei Jahren vegetarisch.