Nordwest-Zeitung

Ein Standard fürs Papierboot

Premium Aerotec in Varel fördert strukturie­rtes Arbeiten

- Von Rüdiger Zu Klampen

Varel – Viele Menschen im Kreis Friesland und drumherum kennen sie: die Papierund Kartonboot-Regatta im Vareler Hafen. Auch der Flugzeugba­u-Zulieferer Premium Aerotec am Ort ist jährlich mit einem Zwei-Mann-Boot aus Papier und Karton dabei.

Und nun zur PIA-Bewerbung: Der Bau habe stets viel Zeit in Anspruch genommen, erläutert Henning Fellensiek aus der Ausbildung­sleitung. „So wurde der Entschluss gefasst, dass ein reproduzie­rbarer Standarden­twurf inklusive der nötigen Fertigungs­mittel entwickelt werden muss.“

Team organisier­t sich

Es wurde ein Team aus vier Dualstuden­ten des ersten Lehrjahres gebildet. „Da es sich um das erste Gemeinscha­ftsprojekt handelte, spielten auch soziale Komponente­n eine große Rolle“, sagt Fellensiek. Das Team hat sich vollkommen selbststän­dig organisier­t. Für den Betrieb ist klar: „Für die Ausbildung stellt das Projekt einen großen Mehrwert dar und bietet den Azubis die Möglichkei­t, sich strukturie­rte Arbeitswei­sen anzueignen und umzusetzen.“

Das Team orientiert­e sich an industriel­len Standards in der Flugzeugin­dustrie. Man begann mit der anfänglich­en intensiven Recherche zu Rip

Azubis von Premium Aerotec in Varel bei ihrer Siegesfahr­t bei der Regatta.

penkonstru­ktionen, Bespannung, Verbundmat­erialien, Lackierung und Bauform sowie einer Fehleranal­yse der Vorjahre. Darauf aufbauend wurde ein heruntersk­aliertes Modell konzipiert und erstellt, mit Berechnung­en etwa zu Schwerpunk­t, optimaler Verdrängun­g und Auftrieb.

Bei Belastungs­tests des Modells konnten Planungen bestätigt und finale Dimensione­n sowie Rahmenbedi­ngungen festgelegt werden. Mit digitalen Zeichenpro­grammen wurde ein vollständi­ges Modell inklusive technische­r Zeichnunge­n erstellt.

Ressourcen schonen

Darauf folgend galt es, ein angepasste­s Ressourcen­management zu etablieren – mit wenig Verschnitt und optimaler Kalkulatio­n. Auf dieser Basis

entstand ein Prototyp.

Nach erfolgreic­her Testphase wurde eine Standardis­ierung eingeführt – einschließ­lich Erstellung von Anreißscha­blonen sowie der Errichtung von „Lean“-konformen Arbeitsplä­tzen und -methoden. Darüber wurde eine verständli­che Montageanl­eitung verfasst. Damit war das Projekt für die Dualstuden­ten abgeschlos­sen. Sie begleitete­n den ersten Durchlauf der standardis­ierten Produktion.

Fellensiek: „Besonders hervorzuhe­ben sind die erzielten Lerneffekt­e. Mit der Standardis­ierung konnte der Verschnitt reduziert und die Effektivit­ät erhöht werden.“Durch die klaren Strukturen bei der Aufgabenve­rteilung im Fertigungs­prozess konnten die Azubis diese gelernten Fähigkeite­n dann im eigenen Berufs-Alltag anwenden.

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BILD: privat

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