Wo Radfahrer schnell und langsam vorankommen
Ecosense-Projekt liefert interessante Einblicke in das Fahrverhalten der Oldenburger
Oldenburg – Rund 270 Oldenburger waren vor einigen Monaten mit Sensoren am Fahrrad unterwegs. Sie zeichneten anonymisiert unter anderem Fahrstrecken, Geschwindigkeit, Erschütterungen und Umweltdaten auf. Hintergrund war das Forschungsprojekt Ecosense. Ziel war es, herauszufinden, inwieweit diese Daten für die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur genutzt werden können. Die Auswertung eröffnet interessante Ergebnisse.
■ Geschwindigkeit
Auf einer Karte ist abzulesen, mit welcher Durchschnittsgeschwindigkeit die Radfahrer unterwegs waren. Dabei zeigt sich, dass die Hauptstraßen zwar viel genutzt wurden, dass hier aber oftmals nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 bis 10 km/h aufgezeichnet wurde. Auf Parallelstraßen mit weniger Ampeln und Verkehr ging es deutlich schneller voran. So zeigt sich zum Beispiel der Pophankenweg als schnellere Alternative zur Ammerländer Heerstraße.
■ Wetter
Schlechtes Wetter kann – und das ist keine Überraschung – Auswirkungen auf die Nutzung des Fahrrads haben. Das gilt in erster Linie bei Regen vor Fahrtantritt. So wurden in diesem Fall Strecken mit einer Entfernung von durchschnittlich 3,01 Kilometern zurückgelegt. War das Wetter vor Fahrtbeginn gut, waren es 3,59 Kilometer. Dabei muss beachtet werden, dass die freiwilligen Projektteilnehmer zum großen
Teil besonders fahrradaffine Menschen sind, die bei (fast) jedem Wetter fahren. Bei einer repräsentativen Untersuchung wäre der Unterschied vermutlich noch deutlich größer gewesen.
■ Erschütterungen
Je mehr sich die Fahrradfahrer der Innenstadt näherten, desto häufiger gab es Erschütterungen, zeigen die Daten. Ob es sich dabei aber um Schlaglöcher oder um Kantsteine an Kreuzungen handelt, war aus den Ergebnissen nicht ablesbar.
Hierfür reicht der reine Erschütterungssensor nicht aus, so die Analyse des Projektteams. Es bräuchte zusätzliche Daten.
■ Bremsungen
Auf vielbefahrenen Straßen wird viel gebremst, zeigt die Untersuchung. Die Zahl der Bremsvorgänge hängt dabei offenbar mit der zurückgelegten Strecke zusammen, unabhängig von der Tageszeit. Das heißt, auch außerhalb von Stoßzeiten müssen Radfahrer ähnlich häufig auf die Bremse
drücken wie zu Zeiten mit weniger Verkehr.
■ Die Zukunft
Fördergelder für ein Folgeprojekt sind bereits beantragt. Zudem sind Gespräche mit der Stadt geplant, die an den Daten Interesse hat. Eine Dauerdatensammlung könnte für die Verkehrsplanung wichtige Erkenntnisse liefern, meint auch der wissenschaftliche Leiter des Projekts, Professor Jorge Marx Gómez. Dann könnten die Sensoren auch besser kalibriert werden.