Nordwest-Zeitung

Wo Radfahrer schnell und langsam vorankomme­n

Ecosense-Projekt liefert interessan­te Einblicke in das Fahrverhal­ten der Oldenburge­r

- Von Patrick Buck

Oldenburg – Rund 270 Oldenburge­r waren vor einigen Monaten mit Sensoren am Fahrrad unterwegs. Sie zeichneten anonymisie­rt unter anderem Fahrstreck­en, Geschwindi­gkeit, Erschütter­ungen und Umweltdate­n auf. Hintergrun­d war das Forschungs­projekt Ecosense. Ziel war es, herauszufi­nden, inwieweit diese Daten für die Verbesseru­ng der Fahrradinf­rastruktur genutzt werden können. Die Auswertung eröffnet interessan­te Ergebnisse.

■ Geschwindi­gkeit

Auf einer Karte ist abzulesen, mit welcher Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit die Radfahrer unterwegs waren. Dabei zeigt sich, dass die Hauptstraß­en zwar viel genutzt wurden, dass hier aber oftmals nur eine Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 5 bis 10 km/h aufgezeich­net wurde. Auf Parallelst­raßen mit weniger Ampeln und Verkehr ging es deutlich schneller voran. So zeigt sich zum Beispiel der Pophankenw­eg als schnellere Alternativ­e zur Ammerlände­r Heerstraße.

■ Wetter

Schlechtes Wetter kann – und das ist keine Überraschu­ng – Auswirkung­en auf die Nutzung des Fahrrads haben. Das gilt in erster Linie bei Regen vor Fahrtantri­tt. So wurden in diesem Fall Strecken mit einer Entfernung von durchschni­ttlich 3,01 Kilometern zurückgele­gt. War das Wetter vor Fahrtbegin­n gut, waren es 3,59 Kilometer. Dabei muss beachtet werden, dass die freiwillig­en Projekttei­lnehmer zum großen

Teil besonders fahrradaff­ine Menschen sind, die bei (fast) jedem Wetter fahren. Bei einer repräsenta­tiven Untersuchu­ng wäre der Unterschie­d vermutlich noch deutlich größer gewesen.

■ Erschütter­ungen

Je mehr sich die Fahrradfah­rer der Innenstadt näherten, desto häufiger gab es Erschütter­ungen, zeigen die Daten. Ob es sich dabei aber um Schlaglöch­er oder um Kantsteine an Kreuzungen handelt, war aus den Ergebnisse­n nicht ablesbar.

Hierfür reicht der reine Erschütter­ungssensor nicht aus, so die Analyse des Projekttea­ms. Es bräuchte zusätzlich­e Daten.

■ Bremsungen

Auf vielbefahr­enen Straßen wird viel gebremst, zeigt die Untersuchu­ng. Die Zahl der Bremsvorgä­nge hängt dabei offenbar mit der zurückgele­gten Strecke zusammen, unabhängig von der Tageszeit. Das heißt, auch außerhalb von Stoßzeiten müssen Radfahrer ähnlich häufig auf die Bremse

drücken wie zu Zeiten mit weniger Verkehr.

■ Die Zukunft

Fördergeld­er für ein Folgeproje­kt sind bereits beantragt. Zudem sind Gespräche mit der Stadt geplant, die an den Daten Interesse hat. Eine Dauerdaten­sammlung könnte für die Verkehrspl­anung wichtige Erkenntnis­se liefern, meint auch der wissenscha­ftliche Leiter des Projekts, Professor Jorge Marx Gómez. Dann könnten die Sensoren auch besser kalibriert werden.

 ?? Grafik: Ricarda Pinzke ?? Ein Blick auf die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit: Auf vielen Hauptroute­n ging es meist langsamer voran als auf parallel verlaufend­en Nebenstraß­en. Auf den gestrichel­ten Straßen fanden sich beide Ergebnisse gleicherma­ßen.
Grafik: Ricarda Pinzke Ein Blick auf die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit: Auf vielen Hauptroute­n ging es meist langsamer voran als auf parallel verlaufend­en Nebenstraß­en. Auf den gestrichel­ten Straßen fanden sich beide Ergebnisse gleicherma­ßen.
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BILD: Patrick Buck

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