Stromstöße aus dem Hardrock-Imperium
AC/DC sendet mit „Power Up“Lebenszeichen nach sechs Jahren Pause – Ab Freitag im Handel
Sydney – Sechs Jahre nach „Rock or Bust“kommt an diesem Freitag das aktuelle AC/DC-Album „Power Up“in die Geschäfte. Mit einer komplett neuen Scheibe hatten nicht einmal Fachleute verlässlich gerechnet, zu arg war die australische Hardrockband in den zurückliegenden Jahren von Krankheit und Tod gebeutelt. Doch „Power Up“klingt so, wie es der Albumtitel suggeriert: als klare Botschaft der Musiker an die Fans, dass das Ende ihrer beispiellosen Karriere noch lange nicht in Sicht ist. Zumal mit Sänger Brian Johnson, Schlagzeuger Phil Rudd und Bassist Cliff Williams gleich drei wichtige Eckpfeiler zurückgekehrt sind.
Johnson fehlte während der letzten Tour wegen eines akuten Hörschadens, Rudd aufgrund eines achtmonatigen Hausarrests als Folge illegalen Drogenbesitzes, und Williams auf eigenen Wunsch. Galionsfigur der Gruppe bleibt Sologitarrist Angus Young, der schon seit fast fünf Jahrzehnten unentwegt die Bühne in kurzer Schuluniform beackert und dabei – dem berühmten Duracell-Werbehasen nicht unähnlich – wie ein unter Dauerstrom stehender Pennäler wirkt.
■ das ist der nachfolger von Malcolm Young
Unwiderruflich nicht mehr dabei ist Youngs älterer Bruder Malcolm, RhythmusGitarrist und Hauptkomponist der meisten AC/DC-Hits. Nach einer schweren Demenzerkrankung war Young im November 2017 gestorben. Die Nachfolge hat sein Neffe Stevie Young angetreten. Der 63-jährige Stevie gehörte Ende der Achtziger schon einmal zur Gruppe, nachdem sich bei Malcolm erstmals Verschleißerscheinungen seines kraftraubenden Musikerlebens offenbart hatten. Der permanente Stress, das ungesunde Tourneeleben und – wohl auch dadurch bedingt – ein übermäßiger Alkoholkonsum hatten seine Akkus nach einer langen Konzertreise
durch Australien und Neuseeland komplett geleert. Seinerzeit half Stevie kurzfristig aus und vertrat ihn bis zu seiner Genesung. Übrigens von den Konzertzuschauern nahezu unbemerkt, denn die Gitarre des Young-Nachkommens klingt ebenso kernig und kraftvoll, außerdem besitzt er auch äußerlich einige Ähnlichkeiten mit seinem berühmten Onkel. Was also lag nach Malcoms Tod näher, als Stevie zurück in die Band zu holen?
■ Brian Johnson vs. Axl Rose – Das Duell
Etwas weniger klar dagegen ist die gegenwärtige Situation mit Sänger Brian Johnson. Der gebürtige Engländer konnte die letzte Tournee wegen erheblicher Gehörprobleme
nicht zu Ende bringen. „Auf der Bühne wurde es immer schwieriger, die Gitarren zu hören und die richtige Tonart zu erkennen“, sagte Johnson. Um die bereits laufende „Rock or Bust“-Tour nicht abbrechen zu müssen, verpflichteten AC/DC im April 2016 übergangsweise Guns N`Roses-Sänger Axl Rose. Gerüch
teweise geschah dies allerdings gegen den Willen Johnsons, der für eine generelle Pause plädiert hatte, sich dann jedoch wirtschaftlichen Zwängen und der Ungewissheit, wie es gesundheitlich weitergeht, beugen musste.
Auf „Power Up“ist der Mann mit der heiseren Stimme und der Schirmmütze wieder an Bord. Ob er mit der Band erneut auch auf Tournee gehen wird, steht in den Sternen, nicht nur wegen des gegenwärtigen Corona-Lockdowns.
■ Power Up – Wie klingt das neue Album?
Natürlich unverwechselbar AC/DC! Die Erfinder der knochentrockenen Rockriffs und stoischen Vierviertel-Grooves haben ihren Sound seit der Gründung nicht verändert.
Und auch die Mission, mit der sie in der ganzen Welt unterwegs sind, ist seit Anfang der Siebziger gleich geblieben. Johnson: „Rockmusik hatte es noch nie leicht, sich gegen Mainstream durchzusetzen. Es wird Zeit, dies zu ändern. Ich hoffe, dass auch jüngere Menschen, die nicht mit AC/DC aufgewachsen sind, „Power Up“hören, eine Gitarre in die Hand nehmen und selbst eine Band gründen.“