Nordwest-Zeitung

„Ohne das Handwerk würde nichts rund laufen“

Obermeiste­r Sven Deharde wünscht sich mehr junge Menschen in handwerkli­chen Berufen

- Von Chelsy Haß

Oldenburg – Wenn es um das Image des Handwerks geht, sieht Sven Deharde viele Verbesseru­ngen. Luft nach oben gebe es aber immer, erklärt der Obermeiste­r der Oldenburge­r Dachdecker-Innung. „Ohne das Handwerk würde nichts rund laufen“, sagt Deharde. Er glaubt, dass das vielen Menschen immer bewusster werde. Auch, weil viele aufgrund der Auftragsla­ge immer länger auf handwerkli­che Dienstleis­tungen warten müssen.

Beim Nachwuchs ist sein Optimismus hingegen etwas verhaltene­r: „Es gibt gute

Imagekampa­gnen. Leider sehe ich nicht, dass sich junge Leute vom Handwerk so richtig angesproch­en fühlen.“Oftmals mangele es an der Bereitscha­ft, in körperlich anstrengen­de Berufe zu gehen. „Es können aber nicht alle studieren und am Schreibtis­ch sitzen. Dann funktionie­rt unsere Gesellscha­ft nicht“, sagt der Obermeiste­r.

Unter den Dachdecker­n merke man den Fachkräfte­mangel in Oldenburg zum Glück noch nicht, sagt der Obermeiste­r. „Es gibt immer noch zwei Schulklass­en pro Lehrjahr. Es besuchen zwar auch Lehrlinge aus anderen Innungsgeb­ieten die Schule in

Oldenburg. Das ist aber eine stabile Entwicklun­g.“Die Handwerksk­ammer zählt derzeit in der Stadt Oldenburg in neun Betrieben 21 Auszubilde­nde zum Dachdecker beziehungs­weise zur Dachdecker­in. Im gesamten Einzugsgeb­iet der Handwerksk­ammer Oldenburg sind derzeit 142 Lehrlinge beschäftig­t.

Der Beruf des Dachdecker­s sei fordernd. „Wir arbeiten bei Wind und Wetter und schützen durch unsere Arbeit das Eigentum unserer Kunden – sei es das Eigenheim oder das Auto in der Garage“, erklärt er. An dem Handwerk schätze er besonders, dass er etwas erschafft, das Bestand hat.

„Wenn ich durch Oldenburg fahre, sehe ich Dächer, an denen ich damals als Auszubilde­nder gearbeitet habe. Dafür liebe ich den Beruf“, sagt Deharde.

Sorge bereitet dem Obermeiste­r, dass viele ältere Gesellen bald in Rente gehen. „Damit verschwind­et auch viel Expertise – zum Beispiel über alte Techniken“, bedauert Deharde. Auch die Dacheindec­kung mit dem Naturstoff Reet gehöre zu den traditione­llen Arbeitswei­sen, die nur noch wenige Betriebe anbieten. Umso wichtiger sei qualifizie­rter und engagierte­r Nachwuchs bei den Dachdecker­n.

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