Warnungen vor nächster „Bausünde“
Betrifft:
„Neubaupläne gehen vor Denkmalschutz“(Ð vom 4. November)
(...) Es läuft doch immer nach demselben Prinzip ab: Investoren stimmen ihre Großbauvorhaben mit der Stadtverwaltung und dem Rat hinter verschlossenen Türen ab und kommen dann mit ihren bestätigten Plänen und Entwürfen an die Öffentlichkeit. Mit dem Ergebnis, dass daran nichts mehr zu ändern ist, ob es dem Bürgerwillen entspricht oder nicht. Sich anschließende Gespräche mit der Stadt oder den Bürgern sind Makulatur und gehen ins Leere, weil ja schon alles bestätigt und vertraglich abgesichert ist.
So war es beim Abriss der erhaltenswürdigen Wagenremise an der Auguststraße und so ist es auch bei den beiden Großbauvorhaben am Schützenweg und Ecke Heiligengeiststraße/91er Straße. Da ist es dem Investor bei seiner 50 Millionen Euro-Baumaßnahme nicht möglich und zumutbar, ein nicht unwichtiges Gebäude zu erhalten und so auch mal etwas für das Stadtbild zu tun.
Unterstützt wird das alles von der Stadtverwaltung, wenn der neue Baudezernent, der auch für den Denkmalschutz zuständig ist, fragwürdige Gründe vorträgt, weshalb das Haus Nr. 24 unbedingt abgerissen werden muss. Wenn dann aber auf Drängen der Stadt der Denkmalschutz wieder rückgängig gemacht wird, drückt der neue Baudezernent nun auf einmal doch sein Bedauern darüber aus, dass das Haus nun doch abgerissen werden darf.
Viele Oldenburger/innen sind es leid, dass die Stadt Oldenburg keine andere Idee hat, als der Wohnungsnot mit „baulicher Verdichtung“zu begegnen. Da hat es in den letzten Jahren hundertfach Beispiele dafür gegeben, erhaltenswerte und intakte Bausubstanz abzureißen, nur um das dann freie Grundstück so großflächig und hoch wie möglich zu bebauen. (...)
Wann begreifen Stadt und Rat, dass sie in erster Linie für die Oldenburger/innen da sind und nicht vorrangig für
Investoren (...)?
Holger Ahrensdorf Oldenburg
Das Innenstadtbild ist zur Zeit noch von Fassaden von Gebäuden von vorherigen Generationen geprägt. Nun also passt das ältere Gebäude also nicht in die Vorstellungen des Herrn Bauunternehmers?! 5.700 Quadratmeter Fläche, im zweifelhaften Tausch erworben, reichen scheinbar nicht zum Bebauen aus, so dass ordentlich Druck ausgeübt wird, um den Big Deal ganz einfach noch platzen zu lassen.
Was kommt als nächstes bei den scheinbar guten Beziehungen zur lokalen Politik?
Sebastian Westendorf Oldenburg
Es mag ja sein, dass Herr Semper zu seiner Zeit sich über die übliche Architektur gelangweilt sah, ob der Kritik am gängigen Baustil damals. Trotzdem freue ich mich wahnsinnig, dass die Dresdener damals verhindert haben, dass um die Frauenkirche herum diese gesichtslosen Beton-Glas-Stahlklötze
gebaut wurden. Und dieses Beispiel zeigt, dass solche Bauten auch mit der heutigen Technik und unter Berücksichtigung von klimatischen Anforderungen möglich sind. Aber seit Bauhaus können Architekten nur noch eins: Eckig, rechteckig, langweilig, (...).
Das schlimmste Beispiel dieser Machwerke steht in der Heiligengeiststraße neben der Commerzbank. (...) Und was die 24 betrifft, sieht die Fassade zwar nicht mehr sehr stabil aus, aber wäre noch erhaltenswert. Man könnte die Fassade auch sichern und dahinter neues entstehen lassen, wie seinerzeit am Haarenufer.
Egal, ob mit oder ohne Nr. 24. Leider ist auch der Neubau auf dem Finanzamtsgelände alles andere als interessant. Ein U oder G hatte ich mir auch ausgemalt. Aber komplett innen die Terrassen mit viel Grün. Dann den Bereich an der 91-er Straße auf Stelzen, um Parkplätze für die Kunden der Geschäfte anzubieten, sonst werden diese Kunden den Innenstadtbesuchern die Plätze an der 91-er Straße nehmen.
Das einzig gute an dem Entwurf ist die komplett geschlossenen Seite zur Bahnlinie hin. Aber warum die Terrassen an die Heiligengeiststraße? Der Lärm der Bahnlinie ist das eine störende Element. Das andere ist der Ausblick auf die tristen Fassaden gegenüber. Die Öffnung des U oder G kann als Tunnel zur 91-er Straße sein.
Was mich noch erschreckt ist die geplante Höhe des Gebäudes. (...)
Rüdiger Großmann und Rosemarie Thoma per E-Mail
Neben vielen bisherigen Bau-Abrissen und „Altbau platt machen“in der Stadt Oldenburg ist diese Entscheidung/Planung mit dem Altbau an der Heiligengeiststraße 24 ein typisches Armutszeugnis für die Stadt Oldenburg und den alteingesessenen Oldenburger Baufirmen, wie zum Beispiel Firma Oetken, Kuhlmann, Freytag…
Diese Unternehmen zerstören mit ihrem modernen Baustilwahn und ihrer Selbstdarstellung das – noch – beliebte Oldenburger Stadtbild. (...) Dies ähnelt fast den Problemen mit dem Wallkino-Besitzer. (...)
Wenigstens die Fassade von Altbauten könnte erhalten bleiben, um Kultur, Baustil, Straßen-/Stadtbild zu erhalten! So etwas leisten sich andere Städte durchaus.
Die hohen Altbaurenovierungskostenvoranschläge sind oft nur Abschreckungsvorschläge, um einen Abriss durchzusetzen!!
Altbauerhalt ist auch Ressourcenerhalt, Nachhaltigkeit beachten!! Wer will klotzige Prachtbauten? (…)
Almut Kühn Waldems