Nordwest-Zeitung

Die Liebe und das Liebenlass­en in allen Facetten

In „Big Dating“sucht Softwareen­twickler Samuel nach der perfekten Freundin – und entwickelt einen Algorithmu­s

- Von Tonia Hysky

Hannover – Die Liebe ist ein seltsames Spiel – das sang Conny Francis schon 1964 und bis heute hat sich daran auch nichts geändert. Natürlich gibt’s rund um die Liebe und Dating fast jede Woche neue Filme, Musik und Serien, lässt sich dieses seltsame Spiel doch endlos weiterspie­len. Da wird es schon schwer, herauszust­echen – die achtteilig­e Miniserie „Big Dating“aber schafft das.

Von Bohnen zum Date

Im Zentrum der Serie steht Samuel (Ole Fischer), 31 und Softwareen­twickler aus Hannover. Samuel ist verzweifel­t auf der Suche nach der großen Liebe. Er lebt in einer Wohngemein­schaft mit seinem Jugendfreu­nd Henner (Leon Ullrich) und dessen Freundin Inga (Anna Schimrigk). Die beiden Männer arbeiten für dasselbe Start-up-Unternehme­n.

Während Henner für die Belegschaf­t Säfte mixt, entwickelt Samuel eine „App gegen den Hunger“, bei der es darum geht, die perfekte Kreuzung von Bohnen zu finden und so den Hunger auf der Welt zu bekämpfen. Doch sein Chef ist wenig begeistert und versetzt ihn in den Serverraum im Keller, wo die Großrechne­r der

Firma illegal gespeicher­te Nutzerdate­n auswerten. Da kommt Samuel auf die Idee: Statt Bohnen zu verkuppeln, sucht er nun mithilfe seiner App und den illegalen Daten nach der perfekten Freundin. Eines Morgens spuckt der Computer ein Match aus: Lina, eine junge Kellnerin, spontan, wild, abenteuerl­ustig, und damit komplett anders als er selbst. Doch ganz so einfach gestaltet sich die Sache nicht –

denn der geheimnisv­olle Algorithmu­s hat längst angefangen, das Leben von allen zu verändern: Samuels Mitbewohne­r Henner und Inga passen laut Big Data eigentlich nicht zusammen, Samuels Eltern stehen kurz vor der Trennung und plötzlich ist Lina gar nicht mehr Samuels perfektes Match.

Als Zuschauer gewinnt man Samuel im Laufe der Serie lieb, leidet mit ihm, muss hin und

wieder über den trockenen Nerd-Humor lachen.

Nah am Leben

Und obwohl der Algorithmu­s in „Big Dating“noch ordentlich mit Fantasie gewürzt ist, die Serie selbst ist einfach herrlich nah am Leben dran. Was ist die Liebe – eine chemische Reaktion, ein Gefühl, ein Zusammensc­hluss von Synapsen, oder folgt sie doch der

Logik aus 1 und o? Und vor allem: Warum lieben wir eigentlich wen – und wann endlich? Natürlich gibt’s nicht auf alles eine Antwort, aber einen gutmütigen Schubs in die richtige Richtung mit manch ernstem Unterton.

„Big Dating“überzeugt nicht nur mit den Dialogen, sondern auch mit bekannten Schauspiel­ern: Unter anderen mit Ulrike Krumbiegel (Bloch), Victoria Trauttmans­dorff (Sys

temsprenge­r), Michael Kind (Sushi in Suhl) oder Isabell Polak. Die Charaktere: nicht überzeichn­et oder überdreht, auch nicht zu platt. Die Serie wurde übrigens 2019 im Harz und in Hannover gedreht.

■ „Big Dating“(vier Doppelfolg­en je 45 Minuten) ist ab diesem Mittwoch in der ARDMediath­ek verfügbar. Ab Mittwoch, 18. November, läuft die Serie zudem im NDR (22 Uhr).

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BILD: Roman Pawlowski/NDR Wenn das mit der Liebe bloß so einfach wäre – Samuel (Mitte) sucht mithilfe eines Algorithmu­s die perfekte Freundin. Seine Mitbewohne­r Inga und Henner passen laut Datensatz hingegen eigentlich gar nicht zusammen.

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