Salami-Lockdown an den Schulen
Bereits mehr als 300 000 Schüler in Quarantäne – Kommen jetzt lange Winterferien?
Berlin/Hannover – Mehr als 300 000 Schüler und bis zu 30 000 Lehrer befinden sich derzeit nach Angaben des Deutschen Lehrerverbandes in Quarantäne. Die Folge seien immer mehr Schulschließungen, sagte der Präsident des Verbandes, Heinz-Peter Meidinger. „Wir erleben an den Schulen jetzt einen SalamiLockdown.“Die Politik habe sich zurückgezogen, jetzt entschieden die Gesundheitsämter. In Deutschland gibt es rund 40000 Schulen mit insgesamt elf Millionen Schülern und rund 800 000 Lehrern.
2401 positive Tests an Niedersachsens Schulen
Allein in Niedersachsen hat es seit Beginn des Schuljahres Ende August 1900 positive Corona-Tests bei Schülern gegeben, teilte das Kultusministerium in Hannover mit. Hinzu kämen 334 positive Tests bei Lehrern sowie 167 positive Tests bei weiteren Schulbeschäftigten. Das sing insgesamt 2401.
Landesweit gab es dem Ministerium zufolge am Mittwoch an rund 680 Schulen coronabedingte Einschränkungen. Zwölf Schulen sind demnach komplett geschlossen. An 348 weiteren Schulen sind einzelne Klassen oder Lerngruppen
nicht im Präsenzunterricht, 319 Schulen organisieren den Unterricht im Wechselbetrieb nach dem sogenannten Szenario B – mal in der Schule, mal zu Hause.
Das Ministerium sah sich angesichts dieser Zahlen mit Blick auf den Meldezeitraum von zweieinhalb Monaten und 1,1 Millionen Menschen an den Schulen darin bestätigt, dass die Schulen „keine Infektionstreiber“seien. Für die Verbreitung des Virus seien vor allem Aktivitäten außerhalb des Schulbetriebs verantwortlich. Mit der Zunahme von Infektionen im Land steige aber auch an den Schulen die Gefahr von Ansteckungen von außen, sagte ein Sprecher von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).
Doch angesichts anhaltend hohen Corona-Zahlen gerät das Konzept zum Weiterbetrieb der Schulen in Niedersachsen zunehmend in die Kritik. FDP, CDU und Grüne im Landtag warfen dem Kultusministerium am Mittwoch ein Versagen beim Corona-Schutz in den Schulen vor. Die Gesundheitsämter schafften es nicht mehr, Quarantäne-Anordnungen zu verschicken, sagte der FDP-Abgeordnete Björn Försterling. Es sei verwunderlich und nicht nachvollziehbar, dass die Maßnahmen aktuell zurückgefahren werden, obwohl das Infektionsgeschehen deutlich zunehme.
Auch dem Präsidenten des Lehrerverbandes gehen die Corona-Maßnahmen in den Schulen nicht weit genug. Unserer Zeitung sagte Meidinger: „In fast allen Bundesländern wurden die Hygienestufenpläne, die in den CoronaHotspots wieder auf halbierte Klassen setzen, außer Kraft gesetzt. Schulen sollen auf Biegen und Brechen offen bleiben.“
Er hoffe, dass generelle Schulschließungen vermeidbar seien, sagte Meidinger. „Dazu müssen aber bei exponentiell wachsenden Infektionszahlen die präventiven Vorsichtsmaßnahmen an Schulen hochgefahren werden“, fordert er. Dazu zähle neben der Maskenpflicht auch die vorübergehende Wiedereinführung der Abstandsregel, was angesichts kleiner Räume halbierte Klassen und Wechselbetrieb bedeuten würde.
Zwei Tage früher in die Schulferien in NRW
Nordrhein-Westfalen startet wegen der Corona-Pandemie zwei Tage früher als geplant in die Weihnachtsferien. Um den Familien ein möglichst unbeschwertes Weihnachtsfest zu ermöglichen, habe man sich dazu entschieden, am 21. und 22. Dezember den Schülerinnen und Schülern freizugeben, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch dem WDR.
Niedersachsens Kultusminister Tonne hatte einem ähnlichen Vorschlag zuletzt noch eine Absage erteilt. Nach Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) könnte das Thema längere Winterferien jedoch bei den neuen Bund-Länder-Gesprächen zur Corona-Pandemie am kommenden Montag noch einmal auf den Tisch kommen. Für Eltern, Kinder und Lehrer sei Planbarkeit wichtig. „Die wäre mit so einer Maßnahme gegeben.“