Soziale Isolation von Patienten verhindern
Nordenhamer möchte mehr Kontakt zur Mutter im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg
Nordenham/Oldenburg – Es war ein Schock für die Familie, als Renate Weßels vor knapp fünf Wochen plötzlich ins Krankenhaus musste. Die Ärzte hatten ein Aneurysma im Gehirn festgestellt. Die 70-Jährige lag mehrere Tage auf der Intensivstation des Evangelischen Krankenhauses in Oldenburg. Inzwischen ist sie auf dem Weg der Besserung. Ihre Söhne Matthias und Marcus wissen das. Sie würden ihre Mutter gerne auf diesem Weg begleiten und haben sie bis kurz vor dem Lockdown besucht. Seit dem 30. Oktober geht das nicht mehr, weil Krankenhaus ein Besuchsverbot erlassen hat, das kaum Ausnahmen zulässt.
■ Beschwerde
Matthias Weßels ist deshalb verärgert. Er habe Verständnis
Das Evangelische Krankenhaus Oldenburg hat wegen steigenden Corona-Zahlen seine Besuchsregelungen verschärft. Das stößt nicht bei allen Angehörigen von Patienten auf Verständnis.
dafür, dass die Klinik die Vorsichtsmaßnahmen verschärft hat. Er sehe aber nicht ein, dass Besuche von Angehörigen dadurch so gut wie ausgeschlossen sind. Ausnahmen gibt es im Evangelischen Krankenhaus zum Beispiel für Angehörige von Patienten, die auf der Palliativstation versorgt werden und für werdende Väter. Renate Weßels befindet
sich in der neurologischen Frührehabilitation.
Matthias Weßels hat eine Beschwerde geschrieben. Eine Antwort habe er noch nicht bekommen, sagt er. „Ich würde mich nicht beschweren, wenn sich meine Mutter ein Bein gebrochen hätte“, sagt Weßels weiter. Er ist überzeugt davon, dass die Besuche seiner Mutter bei der Genesung helfen
Matthias Weßels: Seine Mutter liegt seit knapp fünf Wochen im Krankenhaus in Oldenburg
würden und dass viele Angehörige das genauso sehen. „Ein Besuch pro Woche muss doch möglich sein“, fordert der Nordenhamer, „von mir aus mit Vollmontur und Corona-Test, den ich selbst zahle.“■ Konzept entwickeln
Matthias Weßels betont, dass sich seine Kritik nicht gegen die Pfleger und die behandelnden Ärzte richtet. Die machen seiner Meinung nach einen großartigen Job. Seine Kritik richtet sich an die Klinikleitung. „Corona gibt es seit einem dreiviertel Jahr. Es war also Zeit genug, um ein Konzept zu entwickeln, das Angehörigenbesuche ermöglicht.“
In seiner Beschwerde schreibt Weßels: „Die Bundesregierung hat in ihrem Positionspapier darauf hingewiesen, dass es zu keiner sozialen Isolation wie beim ersten Lockdown kommen dürfe. Was ist das Ihrer Meinung nach, wenn man seinen Angehörigen wochenlang nicht besuchen kann?“
■ Ausnahmen möglich
Die Pressesprecherin des Evangelischen Krankenhauses, Julia Granz, teilt auf Nachfrage mit: „Wir haben Verständnis für die Situation aller Angehörigen und unserer Patienten,
jedoch sind wir verpflichtet, zum Schutz der Patienten und der Mitarbeiter aufgrund der aktuellen Infektionslage Schutzmaßnahmen zu ergreifen.“Julia Granz verweist darauf, dass in individuellen Ausnahmefällen und in Absprache mit dem jeweils behandelnden Oberarzt Besuche ermöglicht werden können. „Hier sollte das Gespräch gesucht, der Einzelfall betrachtet und entschieden werden.“Bei offenen Fragen können sich Angehörige unter 0441/ 236888) melden.
Matthias Weßels hat am Dienstag von der zuständigen Oberärztin die Erlaubnis bekommen, seine Mutter zu besuchen. Er konnte sich überzeugen, dass sie gute Fortschritte macht. Aber der Nordenhamer hat auch erfahren, dass sein Besuch eine absolute Ausnahme bleiben soll. Damit will er sich nicht abfinden.
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