Bund für Bund zum neuen Reetdachhaus
Dachdeckergesellen Jürgen Bruns und Peter Rost zeigen, wie sie mit dem natürlichen Baustoff arbeiten
Oldenburg – Die Dachdeckung mit Reet ist eine jahrhundertealte handwerkliche Tradition. Peter Rost und Jürgen Bruns arbeiten seit über 40 Jahren für das Bedachungsunternehmen Heick aus Oldenburg. Die Dachdeckergesellen sind auf Reetdächer spezialisiert.
Das alte Bauernhaus in Etzhorn, an dem das Unternehmen derzeit arbeitet, stammt von 1774. In den 1970er Jahren ist es zum letzten Mal neu gedeckt worden. An einigen Stellen ist das Reet dünn geworden und Moos hat sich auf der Fläche gebildet. Das Dach muss erneuert werden.
Reetdachdecker arbeiten mit speziellen Werkzeugen wie einer Nadel, einem Driller und einem Klopfbrett. Die ReetdachdeckTechniken sind weitestgehend gleich geblieben. Während die Bindungen der Reetbunde früher mit Weiden und Haselnussruten erfolgten, werden heute Nadel und Draht genutzt. Rost und Bruns demonstrieren (siehe Fotos), wie ein Reetdach gedeckt wird. Mithilfe von Baugerüsten und Leitern bewegen sie sich auf dem Dach und verarbeiten den Rohstoff. Wie Chef Alexander Heick erklärt, werden für das
Haus rund 4000 Bund Reet verarbeitet. Jedes Bund wiegt zwischen 2 und 4 Kilogramm. Die Halmlänge beträgt 120 bis 180 Zentimeter.
Beim Aufbau ist es wichtig, darauf zu achten, dass das Reetdach eine Dachneigung von über 45 Grad hat. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Regentropfen von Halm zu Halm gleiten und nur die oberste Schicht des Daches feucht wird. Der Dachüberstand muss mindestens 50 Zentimeter betragen, da Reetdächer ohne Regenrinne gebaut werden. So kann das Regenwasser in ausreichendem Abstand vom Mauerwerk ablaufen.