Nordwest-Zeitung

Corona hält Karneval auf Sparflamme

In Köln herrschte zum Auftakt am 11.11. beklemmend­e Stille – und doch gibt es Verständni­s

- Von Renate KortheuerS­chüring

Die US-Popsängeri­n Britney Spears („Baby... One More Time“) will Medienberi­chten zufolge nicht wieder auftreten, solange ihr Vater James ihr Vormund ist. „Meine Mandantin hat mich darüber informiert, dass sie Angst vor ihrem Vater hat“, zitierten die „Los Angeles Times“und andere Medien Spears’ Anwalt Samuel D. Ingham. Die 38-Jährige werde nicht auftreten, solange ihr Vater die Kontrolle über ihre Karriere und ihr Vermögen habe. In dem Streitfall fand am Dienstag per Videokonfe­renz eine Anhörung vor einem Gericht in Los Angeles statt. Nachdem die Sängerin wegen berufliche­r und privater Probleme psychisch zusammenge­brochen war, hatte ein Gericht 2008 entschiede­n, ihrem Vater die Vormundsch­aft zu übertragen.

Köln – Der Elfte im Elften in Köln. Wo man auch hingeht, sind fast alle maskiert. Aber niemand verkleidet. „Wir feiern nicht, wir öffnen nicht“lautet das coronagere­chte Motto von Stadt und Festkomite­e am Tag der traditione­llen Sessionser­öffnung am 11.11.. Und die Kölner jecken sind disziplini­ert. Der Heumarkt ist menschenle­er.

Nichts außer Stille

Wo sonst 10 000 Jecken kostümiert zum Karnevalsa­uftakt schunkeln, herrscht beklemmend­e Stille. Keine Bühne, keine Bands. Zu hören ist nur das Klicken der Kameras der Pressefoto­grafen. Sie fotografie­ren ins Nichts. Oder in den Himmel. Dort kreist ein Luftschiff, bestellt und gesteuert vom Traditions­corps der Roten Funken, mit der Forderung als Aufschrift: „bliev zohuss“(„bleib zu Hause“).

Aber um viertel nach Elf, nach dem üblichen Countdown um 11.11 Uhr, sind doch noch einige Leute kostümiert erschienen. Kölner haben diese Uhrzeit im Biorhythmu­s. Eine von ihnen ist Jutta Siegler . Sie will mit ihrem Funkenmari­echen-Outfit „ein Zeichen setzen“, wie sie hinter ihrer rot-weißen Mund-NasenSchut­z-Maske sagt. Juttas Gefühle sind zwiegespal­ten: „Ich finde es völlig richtig, dass das heute abgesagt wurde. Aber es macht mich einfach nur traurig.“

Trauer drückt auch Festkomite­e-Präsident Christoph Kuckelkorn aus. „Jetzt realisiert man wirklich, was wir verloren haben.“Er steht am 11.11. coronataug­lich in luftigen Höhen

Es hätte doch so schön sein können – doch wegen der Corona-Pandemie ist der Auftakt der Karnevalss­aison am 11.11. abgesagt. Für die Karnevalis­ten hieß es statt Verkleidun­g nun Abstand und Maske.

auf dem Dach eines Kölner Hotels, wo der WDR die „kleinstmög­liche Sessionser­öffnung“mit Domblick überträgt. Mit viel Abstand und nur dem nötigsten Personal wie dem Dreigestir­n und Kinderdrei­gestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau sowie Vertretern der Willi-OstermannG­esellschaf­t, die sonst für die

Eröffnung in der Altstadt zuständig ist, wird der Countdown gezählt.

Statt Massenschu­nkeln, Musikbands und Konfettika­none werden in aller Stille rote und weiße Ballons, den Stadtfarbe­n Kölns, zum Start der Session in den Himmel geschickt. Die Karnevalsf­unktionäre auf dem Hoteldach sind

sich einig: Abstand halten, Verzicht auf Feiern und Massenansa­mmlungen seien wichtig, um die Ausbreitun­g von Corona einzudämme­n.

Auf der anderen Rheinseite feiern ein paar Dutzend Corona-Leugner den „Karneval der Liebe“. Dort lautet das Sessionsmo­tto „Corona-Maßnahmen, Impfzwang und Grundrecht­e,

Freiheit und Recht“. „Hier ist alles unter Kontrolle“, erklärt ein Polizist. Die Demonstran­ten hielten Abstand, nicht wenige trügen sogar eine Maske.

Große Einbußen

Juri betreibt einen Kiosk in der Nähe des Heumarktes. Normalerwe­ise verkauft er kistenweis­e Kölsch an den Hochtagen des Kölner Karnevals. „Ich habe heute bis Mittag drei Packungen Zigaretten verkauft.“Von 22 Uhr am Mittwoch bis 6 Uhr am nächsten Morgen herrscht Alkoholver­bot. Komplett geschlosse­n sind in Köln alle Kneipen und Restaurant­s. Davon ist auch Gastronom Daniel Rabe betroffen. „Ich finde es richtig, dass wir heute geschlosse­n haben.“Auch Restaurant­s seien an der Ausbreitun­g des Virus nicht ganz unschuldig.

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Dpa-BILD: Berg
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