Nordwest-Zeitung

In Dresden spuken Zombies im Garten

Neuer „Tatort: Parasomnia“dreht sich um eine junge Augenzeugi­n mit gruseligen Visionen

- Von Martin Weber

Dresden – Grässlich entstellte Untote wanken durch den Garten, knochige Hände greifen aus der Finsternis nach kleinen Mädchen, und in einem alten Gemäuer treibt ein vermummter Finsterlin­g ohne Gesicht sein schauerlic­hes Unwesen.

Abwegige Handlung

Es ist nicht nur ganz schön starker Tobak, den einem der neue „Tatort“aus Dresden zumutet, sondern es ist auch eindeutig zu viel des Gruseligen: Der von Regisseur Sebastian Marka mit Stilmittel­n des klassische­n Horrorfilm­s und des modernen Zombiescho­ckers inszeniert­e Krimi dürfte viele Zuschauer irritieren. Dazu kommt eine gelinde gesagt hanebüchen­e Story um einen irren Serienkill­er und ein traumatisi­ertes Mädchen, das von grausigen Visionen heimgesuch­t wird.

Die beiden Kommissari­nnen Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) versuchen diesem Wahnsinn zwar so etwas wie Vernunft und Struktur entgegenzu­setzen, doch das ist gar nicht so leicht.

Talia (Hannah Schiller, links) muss Schrecklic­hes gesehen haben, Kommissari­n Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) tröstet das Mädchen.

Der Sonntagskr­imi „Tatort: Parasomnia“(15. November, ARD) gerät früh aus den Fugen und findet nicht mehr in die Spur zurück – auch wenn sich am Ende alle scheinbar übernatürl­ichen Phänomene ganz rational erklären lassen.

Im Mittelpunk­t des in jeder Hinsicht gruseligen „Tatorts“steht die 14-jährige Talia, gut

gespielt vom 20 Jahre alten Nachwuchss­tar Hannah Schiller: Die Tochter des Künstlers und Kinderbuch­autors Ben (Wanja Mues) lebt mit ihrem Vater in einem alten und ziemlich herunterge­kommenen Haus am Stadtrand von Dresden, in dem es spukt. Glaubt zumindest Talia, die seit dem Unfalltod ihrer Mutter

traumatisi­ert ist. Ausgerechn­et dieses hochsensib­le Mädchen wird zur wichtigste­n Zeugin des Mordes an einem Handwerker, der sich in dem baufällige­n Haus ereignet.

Doch mit den Aussagen von Talia können Leonie Winkler und Karin Gorniak wenig anfangen, denn die Teenagerin hat aus psychologi­schem Selbstschu­tz die belastende­n Eindrücke in ihr Unterbewus­stsein verdrängt und für sich eine erträglich­ere fiktionale Version der Ereignisse konstruier­t, die den Ermittleri­nnen aber nicht weiterhilf­t.

Alte Fälle aus der DDR

Die Kommissari­nnen ermitteln in der Nachbarsch­aft, befragen Talias Vater und versuchen das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen. In einem alten Ofen finden sie den Dolch, mit dem der Handwerker erstochen wurde, und stellen verblüfft fest, dass mit dieser Waffe auch andere Menschen getötet wurden.

Der Fall reicht in die DDRVergang­enheit zurück, in der ein wahnsinnig­er Frauenmörd­er sein Unwesen in Dresden trieb. Hat der unheimlich­e Serienkill­er nach Jahrzehnte­n erneut zugeschlag­en und warum weiß Talia, die mittlerwei­le jede Nacht von grässliche­n Spukgestal­ten heimgesuch­t wird, so gut über die Opfer von damals Bescheid?

Die psychische Befindlich­keit des traumatisi­erten Mädchens ist im Horror-„Tatort“aus Sachsen der Schlüssel zur Lösung eines reichlich abstrusen Krimis.

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BILD: Daniela Incoronato/mdr/Madefor

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