In Dresden spuken Zombies im Garten
Neuer „Tatort: Parasomnia“dreht sich um eine junge Augenzeugin mit gruseligen Visionen
Dresden – Grässlich entstellte Untote wanken durch den Garten, knochige Hände greifen aus der Finsternis nach kleinen Mädchen, und in einem alten Gemäuer treibt ein vermummter Finsterling ohne Gesicht sein schauerliches Unwesen.
Abwegige Handlung
Es ist nicht nur ganz schön starker Tobak, den einem der neue „Tatort“aus Dresden zumutet, sondern es ist auch eindeutig zu viel des Gruseligen: Der von Regisseur Sebastian Marka mit Stilmitteln des klassischen Horrorfilms und des modernen Zombieschockers inszenierte Krimi dürfte viele Zuschauer irritieren. Dazu kommt eine gelinde gesagt hanebüchene Story um einen irren Serienkiller und ein traumatisiertes Mädchen, das von grausigen Visionen heimgesucht wird.
Die beiden Kommissarinnen Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) versuchen diesem Wahnsinn zwar so etwas wie Vernunft und Struktur entgegenzusetzen, doch das ist gar nicht so leicht.
Talia (Hannah Schiller, links) muss Schreckliches gesehen haben, Kommissarin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) tröstet das Mädchen.
Der Sonntagskrimi „Tatort: Parasomnia“(15. November, ARD) gerät früh aus den Fugen und findet nicht mehr in die Spur zurück – auch wenn sich am Ende alle scheinbar übernatürlichen Phänomene ganz rational erklären lassen.
Im Mittelpunkt des in jeder Hinsicht gruseligen „Tatorts“steht die 14-jährige Talia, gut
gespielt vom 20 Jahre alten Nachwuchsstar Hannah Schiller: Die Tochter des Künstlers und Kinderbuchautors Ben (Wanja Mues) lebt mit ihrem Vater in einem alten und ziemlich heruntergekommenen Haus am Stadtrand von Dresden, in dem es spukt. Glaubt zumindest Talia, die seit dem Unfalltod ihrer Mutter
traumatisiert ist. Ausgerechnet dieses hochsensible Mädchen wird zur wichtigsten Zeugin des Mordes an einem Handwerker, der sich in dem baufälligen Haus ereignet.
Doch mit den Aussagen von Talia können Leonie Winkler und Karin Gorniak wenig anfangen, denn die Teenagerin hat aus psychologischem Selbstschutz die belastenden Eindrücke in ihr Unterbewusstsein verdrängt und für sich eine erträglichere fiktionale Version der Ereignisse konstruiert, die den Ermittlerinnen aber nicht weiterhilft.
Alte Fälle aus der DDR
Die Kommissarinnen ermitteln in der Nachbarschaft, befragen Talias Vater und versuchen das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen. In einem alten Ofen finden sie den Dolch, mit dem der Handwerker erstochen wurde, und stellen verblüfft fest, dass mit dieser Waffe auch andere Menschen getötet wurden.
Der Fall reicht in die DDRVergangenheit zurück, in der ein wahnsinniger Frauenmörder sein Unwesen in Dresden trieb. Hat der unheimliche Serienkiller nach Jahrzehnten erneut zugeschlagen und warum weiß Talia, die mittlerweile jede Nacht von grässlichen Spukgestalten heimgesucht wird, so gut über die Opfer von damals Bescheid?
Die psychische Befindlichkeit des traumatisierten Mädchens ist im Horror-„Tatort“aus Sachsen der Schlüssel zur Lösung eines reichlich abstrusen Krimis.