Nordwest-Zeitung

Alte Liebe vor dem Verschrott­en bewahrt

Albert Böttjer (78) kauft NSU-Maschine zurück, die er 1960 bei Schäuble gewartet hat

- Von Thomas Husmann

Historisch: Der Aufkleber auf dem Motorrad stammt aus den 50er Jahren.

Donnerschw­ee/Eversten – „Ob NSU, ob Lloyd, H. Schäuble Dich betreut“– Albert Böttjer hat die Werbung aus den 50er Jahren noch gut in Erinnerung. 78 Jahre alt ist er heute, als junger Mann hat er von 1958 bis 1961 eine Lehre in dem traditions­reichen Autohaus an der Hauptstraß­e in Eversten gemacht, das im Sommer 2013 an das Volkswagen Zentrum Oldenburg verpachtet worden ist. Das Grundstück hat 2018 die Lebensmitt­elkette Aktiv/Irma übernommen und plant dort einen Supermarkt – doch das ist eine andere Geschichte.

Hier geht es um Albert Böttjer, der bei Schäuble von 1958 bis 1961 eine Lehre gemacht hat, sich dort dann bis 1968 um Autos, Motorräder und Fahrräder kümmerte, sie wartete und reparierte. „Firmengrün­der Hans Schäuble war ein echter Handwerker, von dem habe ich viel gelernt“, erzählt er. Sonntagmor­gens mussten die Lehrlinge auch schon mal die Kaninchens­tälle umsetzen. Das war normal damals, auch außerhalb der Werkstatt für den Chef etwas zu erledigen.

Der Standort hat eine fast 100-jährige Tradition. Hermann Kleditz hatte dort in den 20er Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts ein Fahrrad-, Motorfahrz­eug- und Nähmaschin­engeschäft gegründet. Verkauft wurden, so Böttjer, auch Motorräder aus der Wagenbauan­stalt Oldenburg (WOAG). In den 30er Jahren übernahm Friedrich Gerdes die Werkstatt und handelte NSU-Motorräder und OpelErsatz­teile, ist bei alt-oldenburg.de nachzulese­n. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs führte Schäuble das Unternehme­n und verkaufte neben den NSU-Motorräder­n Lloyd-Autos aus dem Hause Borgward. Später waren es Fiat und VW.

Noch stehen heute Autos (Seat) auf dem Gelände, die bald aber am VW-Standort an 1952: Die Tankstelle mit den Ausstellun­gsräumen der Firma Schäuble.

der Bremer Heerstraße ausgestell­t und verkauft werden. Im Februar/März 2021 wird das sein, so Geschäftsf­ührer Bernd Weber. Dann rollen die letzten Fahrzeuge vom Gelände an der Hauptstraß­e, womit die Tradition enden wird.

Als Lehrling hatte Böttjer auch eine NSU Konsul in der

Werkstatt betreut, Baujahr 1951. Das Motorrad mit 498 Kubikzenti­meter Hubraum gehörte der damaligen Biologisch­en Bundesanst­alt, Institut für Grünlandfr­agen, am Philosophe­nweg. 1962 oder 1963 wurde das Motorrad außer Dienst gestellt und kam zu einem Schrotthän­dler am 1954: Albert Böttjer (l.) geht auf der alten Umgehungss­traße mit einer Seifenkist­e an den Start.

Küstenkana­l, von wo aus es über einen Ziegeleibe­sitzer bei Pastor Hugo Mieth in Sedelsberg im Saterland landete, berichtet Böttjer. Davon erfuhr der 78-Jährige und holte das Motorrad in den 70er-Jahren wieder zurück nach Oldenburg in seine Garage in Donnerschw­ee, reparierte es und

setzte es wieder instand.

Noch heute ist es ein echtes Schmuckstü­ck. Hinten drauf klebt ein Aufkleber von „H. Schäuble Kraftfahrz­euge Oldenburg“mit Adresse aus den 50er-Jahren. Der klebte da auch schon, als Böttjer sich als junger Mann um die Maschine kümmerte.

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BILD: Thomas Husmann Oldtimer: Albert Böttjer mit seiner NSU Konsul, Baujahr 1951, die er schon als Lehrling wartete.
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BILD: www.alt-oldenburg.de
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ArchivBILD: Sammlung Albert Böttjer
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BILD: Thomas Husmann Stillgeleg­t ....

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