Hinterwäldler-Grusel ist nichts für schwache Nerven
Polnischer Horrorfilm will bei Netflix-Nutzern punkten – und ist angenehm überraschend
Warschau – Der Wald ist schon in Märchen wie Hänsel und Gretel gruselig und erst recht in Filmen wie „Blair Witch Project“. Um den Wald oder andere einsame Natur als Ort des Grauens dreht sich ein ganzes Horrorfilm-Untergenre: sogenannte Backwoods-Filme (auf Deutsch: Hinterwäldler-Filme). Die polnische NetflixProduktion „Nobody Sleeps in the Woods Tonight“von Regisseur Bartosz M. Kowalski (36) reiht sich hier gut ein.
Der Streamingdienst schreibt zum Inhalt: „Teenager sollen in einem Offline-Camp im Wald von ihrer Techniksucht geheilt werden. Doch eine dunkle Macht droht sie für immer vom Netz zu nehmen.“ Backwoods-Motive sind mittlerweile so populär, dass 2010 eine Persiflage mit zwei tollpatschigen Helden erscheinen konnte, die nur aus Versehen zu Horrorfiguren für ihre Umwelt werden: die kanadische Komödie „Tucker and Dale vs Evil“. Den Kern solcher Filme fassen Medienwissenschaftler wie folgt zusammen: Städter (meist Teenager) geraten in der Wildnis in den Machtbereich monströser Wesen. Wer diese Hölle der Gewalt überleben will, muss selber unzivilisiert und gnadenlos werden.
Genau das passiert auch bei „Nobody Sleeps in the Woods Tonight“. In einem passend zu Polen katholisch angehauchten Lager für handysüchtige Jugendliche werden am Anfang die Smartphones eingesammelt, sodass Hilfe rufen im späteren Verlauf keine einfache Option mehr ist.
Eine ungleiche Gruppe von Jugendlichen geht auf eine Offline-Wanderung im Wald, darunter der sportliche Daniel (Sebastian Dela), die sexy Aniela (Wiktoria Gąsiewska) und der schwule Bartek (Stanisław Cywka). Wer hier wie – und unter welchen Umständen – von zwei pusteligen Brüdern getötet wird, können aber erst Erwachsene sehen. Der Film ist erst ab 18 Jahren freigegeben. Opfer werden hier mal durchbohrt, mal gehäckselt, mal gespalten. Überleben der dicke Nerd Julek (Michał Lupa) und die kluge, melancholische Zosia (Julia Wieniawa)?