Emden baut drei E-Modelle
So reagieren Betriebsrat und Werksleitung in Ostfriesland
Emden – Das Emder Volkswagen-Werk hat am Freitag nun auch offiziell den Zuschlag bekommen, voraussichtlich ab Ende 2023 insgesamt fünf Fahrzeug-Modelle bauen zu dürfen. Der Aufsichtsrat gab grünes Licht für die Aero-Limousine und den Aero Variant. Zusammen mit dem bereits gesicherten ID.4 und den beiden Verbrenner-Modellen Arteon und Arteon Shooting Brake sind damit die Chancen auf eine langfristige Auslastung der Emder Autofabrik erheblich gestiegen.
Dem Vernehmen nach wird auch bereits über eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl um einen „hohen dreistelligen“Bereich verhandelt. Zudem sind mit dem Zuschlag für die beiden zusätzlichen E-Modelle weitere Millionen Euro für das Werk freigegeben.
„Emden ist nun endgültig in der Elektro-Mobilität angekommen“, sagte der Emder VW-Betriebsratsvorsitzende Manfred Wulff in einer ersten Reaktion auf die AufsichtsratsEntscheidung. Die Zusagen würden dem Werk eine „tolle Perspektive“für die nächsten zehn Jahre geben. Wulff rechnet damit, dass das Werk mit den fünf Modellen eine Auslastung erreichen kann, die irgendwo zwischen 250 000 und 300 000 Fahrzeugen pro Jahr liegen könnte. Entsprechend
müsse die Fabrik aber auch personell ausgestattet werden.
Auch der Emder Werksleiter Uwe Schwartz äußerte sich positiv zu der Entscheidung: „Es freut mich sehr, dass wir im Zuge der Planungsrunde ein weiteres Elektromodell für den Standort Emden erhalten haben. Die Mannschaft am Standort leistet großartige Arbeit bei den Vorbereitungen auf unsere künftigen E-Modelle.“
Der Aero passe sehr gut zum Emder Werk und bestätige gemeinsam mit dem ID.4 dessen Rolle in der E-Offensive von Volkswagen.
Bis Ende des Jahres sollen auch die personellen Entscheidungen fallen. Wulff spricht zunächst von einer „temporären Unterstützung“. Dazu werden wohl auch Beschäftigte des Osnabrücker Werkes beitragen können. Dort läuft die Produktion eines Porsche-Modells aus, was wiederum die Personalplanung schwierig macht. Daher könnten Mitarbeiter aus Osnabrück nach Emden ausgeliehen werden – so wie in der Vergangenheit Ostfriesen in anderen Werken Arbeit fanden.
Wie die Investitionsplanung, die der VW-Aufsichtsrat am Freitag am Stammsitz in Wolfsburg beschloss, für die nächsten Jahre aussieht sowie einen Kommentar dazu lesen Sie auf
Wolfsburg – Der Volkswagen-Konzern will trotz der hohen Unsicherheit durch die Corona-Krise seine Investitionen in den kommenden fünf Jahren stabil halten. Gleichzeitig steckt der größte Autohersteller der Welt knapp die Hälfte der geplanten Gesamtausgaben von etwa 150 Milliarden Euro bis einschließlich zum Jahr 2025 in Zukunftstechnologien.
Das Unternehmen teilte am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung zur Fünfjahresplanung in Wolfsburg mit, dass insgesamt 73 Milliarden Euro für den Ausbau von Elektromobilität, Hybridtechnik und Digitalem geplant sind. Das ist deutlich mehr als im letzten Fünfjahresplan mit etwa 60 Milliarden Euro.
Geld für Software
Vor allem leitet Konzernchef Herbert Diess nun mehr Geld in die Entwicklung von Software und Vernetzung. Der Betrag wächst hier mit 27 Milliarden Euro auf etwa das Doppelte. Diess hat schon häufiger betont, dass nach dem Umbruch zu Elektroantrieben insbesondere die Vernetzung und die Steuerung per Software an vorderster Stelle stehe. „In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, auch bei der Software im Fahrzeug eine Spitzenposition einzunehmen“, sagte er.
Geld für E-Antriebe
Für E-Antriebe veranschlagt der VW-Konzern mit 35 Milliarden Euro rund zwei Milliarden Euro mehr als bei der letzten Planung Ende 2019. Die Gesamtsumme von 150 Mrd. Euro bleibt im Vorjahresvergleich so gut wie unverändert. Am Montag will VW Investoren und Analysten seinen finanziellen Ausblick erläutern.
Schlankheitskur
Der Konzern sieht seine Investitionsplanung unter der Voraussetzung eines „moderaten Wachstums“der Weltwirtschaft und der wichtigsten Märkte über die bevorstehenden fünf Jahre – „mit regionalen Unterschieden“. Außerdem sollen in der VW-Gruppe noch mehr Prozesse verschlankt und weniger nachgefragte Modelle gestrichen werden.
Modellverteilung
VW verteilt mit der neuen Fünfjahresplanung auch Geld und Modelle auf die Werke um. So geht die Produktion des Mittelklassemodells Passat wie erwartet ab 2023 ins slowakische Bratislava. Dort soll der Passat zusammen mit der Superb-Familie der tschechischen Tochter Skoda gefertigt werden.
Deutsche Standorte
Die deutschen VW-Standorte bekommen über die nächsten fünf Jahre rund 20 Milliarden Euro, mehrere neue Modelle gehen ins Heimatland. Nach Angaben des Betriebsrats fließen allein ins Stammwerk Wolfsburg mehr als drei Milliarden Euro. Hier sollen unter anderem ein Nachfolger für das kleine SUV Tiguan sowie ein neues Groß-SUV angesiedelt werden. VW zieht auch sämtliche Varianten des Kernmodells Golf in der Zentrale zusammen.
Der Standort Hannover, an dem die kleineren VW-Nutzfahrzeuge zu Hause sind, wird zum Mehrmarkenwerk. Zur Fertigung eines neuen Elektro-Oberklassewagens in drei verschiedenen Varianten für andere Konzernmarken werden in Hannover rund 680 Millionen Euro reserviert. Die Transportertochter VWN erhält insgesamt – auch für andere Standorte – knapp 4,5 Milliarden Euro. Für die sächsischen Standorte in Zwickau, Dresden und Chemnitz sind 1,2 Mrd. Euro vorgesehen.