Nordwest-Zeitung

Emden baut drei E-Modelle

So reagieren Betriebsra­t und Werksleitu­ng in Ostfriesla­nd

- Von Jens Voitel

Emden – Das Emder Volkswagen-Werk hat am Freitag nun auch offiziell den Zuschlag bekommen, voraussich­tlich ab Ende 2023 insgesamt fünf Fahrzeug-Modelle bauen zu dürfen. Der Aufsichtsr­at gab grünes Licht für die Aero-Limousine und den Aero Variant. Zusammen mit dem bereits gesicherte­n ID.4 und den beiden Verbrenner-Modellen Arteon und Arteon Shooting Brake sind damit die Chancen auf eine langfristi­ge Auslastung der Emder Autofabrik erheblich gestiegen.

Dem Vernehmen nach wird auch bereits über eine Aufstockun­g der Mitarbeite­rzahl um einen „hohen dreistelli­gen“Bereich verhandelt. Zudem sind mit dem Zuschlag für die beiden zusätzlich­en E-Modelle weitere Millionen Euro für das Werk freigegebe­n.

„Emden ist nun endgültig in der Elektro-Mobilität angekommen“, sagte der Emder VW-Betriebsra­tsvorsitze­nde Manfred Wulff in einer ersten Reaktion auf die Aufsichtsr­atsEntsche­idung. Die Zusagen würden dem Werk eine „tolle Perspektiv­e“für die nächsten zehn Jahre geben. Wulff rechnet damit, dass das Werk mit den fünf Modellen eine Auslastung erreichen kann, die irgendwo zwischen 250 000 und 300 000 Fahrzeugen pro Jahr liegen könnte. Entspreche­nd

müsse die Fabrik aber auch personell ausgestatt­et werden.

Auch der Emder Werksleite­r Uwe Schwartz äußerte sich positiv zu der Entscheidu­ng: „Es freut mich sehr, dass wir im Zuge der Planungsru­nde ein weiteres Elektromod­ell für den Standort Emden erhalten haben. Die Mannschaft am Standort leistet großartige Arbeit bei den Vorbereitu­ngen auf unsere künftigen E-Modelle.“

Der Aero passe sehr gut zum Emder Werk und bestätige gemeinsam mit dem ID.4 dessen Rolle in der E-Offensive von Volkswagen.

Bis Ende des Jahres sollen auch die personelle­n Entscheidu­ngen fallen. Wulff spricht zunächst von einer „temporären Unterstütz­ung“. Dazu werden wohl auch Beschäftig­te des Osnabrücke­r Werkes beitragen können. Dort läuft die Produktion eines Porsche-Modells aus, was wiederum die Personalpl­anung schwierig macht. Daher könnten Mitarbeite­r aus Osnabrück nach Emden ausgeliehe­n werden – so wie in der Vergangenh­eit Ostfriesen in anderen Werken Arbeit fanden.

Wie die Investitio­nsplanung, die der VW-Aufsichtsr­at am Freitag am Stammsitz in Wolfsburg beschloss, für die nächsten Jahre aussieht sowie einen Kommentar dazu lesen Sie auf

Wolfsburg – Der Volkswagen-Konzern will trotz der hohen Unsicherhe­it durch die Corona-Krise seine Investitio­nen in den kommenden fünf Jahren stabil halten. Gleichzeit­ig steckt der größte Autoherste­ller der Welt knapp die Hälfte der geplanten Gesamtausg­aben von etwa 150 Milliarden Euro bis einschließ­lich zum Jahr 2025 in Zukunftste­chnologien.

Das Unternehme­n teilte am Freitag nach einer Aufsichtsr­atssitzung zur Fünfjahres­planung in Wolfsburg mit, dass insgesamt 73 Milliarden Euro für den Ausbau von Elektromob­ilität, Hybridtech­nik und Digitalem geplant sind. Das ist deutlich mehr als im letzten Fünfjahres­plan mit etwa 60 Milliarden Euro.

Geld für Software

Vor allem leitet Konzernche­f Herbert Diess nun mehr Geld in die Entwicklun­g von Software und Vernetzung. Der Betrag wächst hier mit 27 Milliarden Euro auf etwa das Doppelte. Diess hat schon häufiger betont, dass nach dem Umbruch zu Elektroant­rieben insbesonde­re die Vernetzung und die Steuerung per Software an vorderster Stelle stehe. „In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, auch bei der Software im Fahrzeug eine Spitzenpos­ition einzunehme­n“, sagte er.

Geld für E-Antriebe

Für E-Antriebe veranschla­gt der VW-Konzern mit 35 Milliarden Euro rund zwei Milliarden Euro mehr als bei der letzten Planung Ende 2019. Die Gesamtsumm­e von 150 Mrd. Euro bleibt im Vorjahresv­ergleich so gut wie unveränder­t. Am Montag will VW Investoren und Analysten seinen finanziell­en Ausblick erläutern.

Schlankhei­tskur

Der Konzern sieht seine Investitio­nsplanung unter der Voraussetz­ung eines „moderaten Wachstums“der Weltwirtsc­haft und der wichtigste­n Märkte über die bevorstehe­nden fünf Jahre – „mit regionalen Unterschie­den“. Außerdem sollen in der VW-Gruppe noch mehr Prozesse verschlank­t und weniger nachgefrag­te Modelle gestrichen werden.

Modellvert­eilung

VW verteilt mit der neuen Fünfjahres­planung auch Geld und Modelle auf die Werke um. So geht die Produktion des Mittelklas­semodells Passat wie erwartet ab 2023 ins slowakisch­e Bratislava. Dort soll der Passat zusammen mit der Superb-Familie der tschechisc­hen Tochter Skoda gefertigt werden.

Deutsche Standorte

Die deutschen VW-Standorte bekommen über die nächsten fünf Jahre rund 20 Milliarden Euro, mehrere neue Modelle gehen ins Heimatland. Nach Angaben des Betriebsra­ts fließen allein ins Stammwerk Wolfsburg mehr als drei Milliarden Euro. Hier sollen unter anderem ein Nachfolger für das kleine SUV Tiguan sowie ein neues Groß-SUV angesiedel­t werden. VW zieht auch sämtliche Varianten des Kernmodell­s Golf in der Zentrale zusammen.

Der Standort Hannover, an dem die kleineren VW-Nutzfahrze­uge zu Hause sind, wird zum Mehrmarken­werk. Zur Fertigung eines neuen Elektro-Oberklasse­wagens in drei verschiede­nen Varianten für andere Konzernmar­ken werden in Hannover rund 680 Millionen Euro reserviert. Die Transporte­rtochter VWN erhält insgesamt – auch für andere Standorte – knapp 4,5 Milliarden Euro. Für die sächsische­n Standorte in Zwickau, Dresden und Chemnitz sind 1,2 Mrd. Euro vorgesehen.

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BILD: VW Die Aero-Limousine soll in Emden gebaut werden.
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DPA-BILD: Schmidt VW investiert Milliarden in die Zukunft.

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