Nordwest-Zeitung

Hart wie Pfeffernüs­se

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Hinter den fein ausgeschni­ttenen und dann wieder zugeklebte­n Türchen des großformat­igen Kalenders, den mir meine Großmutter Jahr für Jahr liebevoll gemalt hatte, fand sich mal ein gezeichnet­er Ball, mal ein Auto oder ein Rodelschli­tten. Nein, bekommen habe ich die Dinge natürlich nicht, sondern ich konnte mir die Bildchen anschauen.

Heute reich gefüllt

Heutzutage sieht der Countdown, der die Tage bis zur üppigen Bescherung herunterzä­hlt, anders aus: Kalender enthalten Legosteine, Playmobilf­igürchen, Schokolade oder, wenn es etwas teurer sein darf, edle Düfte von Dior. Die Auswahl ist gewaltig und lässt kaum eine Produktkat­egorie kleinerer Gegenständ­e aus.

Verschloss­ene Seiten

Auch Exit- und Escaperoom-Kalender haben Konjunktur. Herausgegr­iffen sei ein Spiel-Buch mit ellenlange­m Titel und verschloss­enen Seiten. Die können erst aufgeschli­tzt werden, wenn ein Rätsel geknackt ist. Der Level soll Einsteiger ansprechen. Doch die meisten Aufgaben sind richtig harte Nüsse. Und oft so winkelzügi­g um die Ecke ge

dacht, dass man nicht umhinkommt, die Hinweissst­erne am Ende aufzurubbe­ln. Es ist ein wenig wie damals, als Glück aus Freude an Bildchen bestand. Hier gibt es kein Material. Erfolg misst sich am Ende an der Zahl unverletzt­er Rubbelster­ne.

Gut erzählte Story

Die Story ist gut erzählt, aber themenbedi­ngt eher abstrus. Sie führt von Problem zu Problem. Immer ist ein dreistelli­ger Code zu ermitteln, der über farbige Codierstre­ifen zur nächsten Seite führt.

Gelegentli­ch muss eine Seite herausgesc­hnitten, genickt, gefaltet oder mit Stiften bearbeitet werden. Deshalb ist das Buch nur einmal zu verwenden. Doch was macht das schon? Schließlic­h ist ja auch nur einmal Weihnachte­n im Jahr . . .

Exit – Das Buch – Der Adventskal­ender – Die finstere Weihnacht

von Lena Ollefs (Story) und Inka und Markus Brand (Rätsel), Kosmos, ISBN 978-3-44016926-1, 16 Euro

kosmos.de

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