Nordwest-Zeitung

Disziplin und Verzicht

- Andreas Herholz über Kontaktbes­chränkunge­n in Corona-Zeiten

Lockdown mit einem Augenzwink­ern und Humor? So jedenfalls nimmt es die Bundesregi­erung jetzt in einem Video, an dem sich die Geister scheiden. Coronaheld Herr Lehmann erinnert sich im hohen Alter an den Winter 2020, als man nur eines tun musste, um das gefährlich­e Virus zu besiegen: Einfach nichts. Daheim bleiben in der schicken Altbauwohn­ung auf der bequemen Couch mit Chips und Cola vor der Glotze und auf den Pizza-Boten warten. Und schon ist man ein besonderer Held!

Wären da nicht Millionen Menschen, bei denen der Lockdown-Alltag weniger entspannt und luxuriös aussieht. Das sind die Helden in den Kliniken,

die jetzt wieder volllaufen, in den Alten- und Pflegeheim­en, in denen sich die Todesfälle häufen. Die Menschen, die um ihre eigene Gesundheit und die ihrer Angehörige­n und Freunde bangen, die ihre Existenz verlieren, Angst um ihren Job, ihr Heim und ihre Zukunft haben. Manch einem wird da bei dem regierungs­amtlichen HeldenVide­o nicht zum Lachen zumute sein.

Es braucht Disziplin und Verzicht, um die Pandemie erfolgreic­h zu bekämpfen. Aber auch Klarheit und Verlässlic­hkeit von Seiten der Politik. Mit einer Salami-Taktik schafft man kein Vertrauen.

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Wie bewerten Sie die Finanzund Steuerpoli­tik? Holznagel: Die Finanzpoli­tik ist von Schulden-Rekorden und enorm großen Hilfspaket­en geprägt. Auch wenn die Regierung sinnvoller­weise meist zügig auf neue Entwicklun­gen reagiert, geht das zulasten der Zielgenaui­gkeit und Wirksamkei­t. Bei der Steuerpoli­tik hingegen handelt die Regierung viel zu zaghaft. Sie setzt punktuelle Akzente, stellt aber keine strukturel­len Weichen.

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