Nordwest-Zeitung

Falsche Signale an die Fans

- Von Friedemann Diederichs, Büro Washington

Zehntausen­de Anhänger von Donald Trump zogen am Wochenende in Washington auf die Straße – und schickten mit ihrer Solidaritä­ts-Demonstrat­ion ein klares Rauchzeich­en ins Weiße Haus, in dem demnächst ein Umzug ansteht: Mach weiter bei deinem Kampf gegen eine „gestohlene Wahl“(Trump) und das, was der Präsident auf Twitter als „verfassung­swidrigen Betrug“bezeichnet­e.

Damit sendete der mit seiner persönlich­en Götterdämm­erung konfrontie­rte Trump an die Fans erneut ein falsches wie gefährlich­es Signal. Denn obwohl er ein Gerichtsve­rfahren nach dem anderen verliert und es immer noch keine Beweise für breit angelegte Unregelmäß­igkeiten gibt, hält er Joe Biden weiter für einen Sieger, dem es an demokratis­cher Legitimitä­t fehlt.

Das Argument bleibt weiterhin: Dieser habe „gewonnen, weil die Wahl manipulier­t“worden sei, so der Präsident am Sonntag.

Auch wenn es nun – auch aufgrund dieser Aussage – erste Anzeichen gibt, dass ein zuletzt deprimiert wirkender Trump damit begonnen hat, sich mit seiner Niederlage innerlich abzufinden: Die von ihm verbreitet­en Durchhalte-Parolen geben wenig Hoffnung für Biden, die in seiner Siegesrede angekündig­te Versöhnung­s-Strategie tatsächlic­h realisiere­n zu können. Dafür gibt es auf der anderen Seite einfach zu wenig Bewegung.

Denn wer (wie Trump) den politische­n Gegner weiter hasst und ihm kriminelle­s Verhalten bei einer Abstimmung unterstell­t, der dürfte nicht zu einem Brückensch­lag über den tiefen Graben bereit sein, der die Vereinigte­n Staaten von Amerika trennt. Den USA stehen also in den kommenden vier Jahren in der Politik und zugleich in der ganzen zerstritte­nen Gesellscha­ft schwere Zeiten bevor.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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