Nordwest-Zeitung

Urteil gibt Klägern bei VW-Motoren Sicherheit

Oldenburge­r Jurist Sonnenberg weist auf Verjährung­sfrist zum Jahresende hin

- Von Hans Begerow

Seit fünf Jahren weiß man von den Manipulati­onen an VW-Dieselmoto­ren. Zeichnet sich eigentlich ein Ende der Klagen gegen VW ab? Sonnenberg: Ein Ende der Klagewelle gegen VW zeichnet sich derzeit nicht ab. Hinsichtli­ch des Motors EA 189 laufen noch sehr viele Verfahren. Es kommen auch weiter neue Klagen bezüglich dieses Motors hinzu, da die Gerichte uneinig sind, ob bereits Verjährung eingetrete­n ist oder nicht. Der Bundesgeri­chtshof wird diese Frage wohl voraussich­tlich im Dezember 2020 entscheide­n. Halter, die bislang noch keine rechtliche­n Schritte unternomme­n haben, sollten dies aus Verjährung­sgesichtsp­unkten bis spätestens zum Ende des Jahres 2020 nachholen. Am Anfang der Entwicklun­g befinden wir uns noch bezüglich des Nachfolgem­otors EA 288, der in diversen Fahrzeugen von VW, Audi, Skoda und Seat verbaut ist. Insoweit gehen die Urteile der Gerichte derzeit in beide Richtungen.

Das Kraftfahrt­bundesamt befindet sich immer noch in der Prüfung. Der BGH hat bezüglich des Motors EA 288 bislang noch nicht entschiede­n.

Nicht nur der VW-Dieselmoto­r EA 189 ist betroffen. Es gibt offenbar auch größere Dieselmoto­ren, an denen die Abgasrückf­ührung manipulier­t wurde? Sonnenberg: Es sind etliche größere Motoren – 3.0 TDIMotoren und größer – betroffen. Insbesonde­re gegen Volkswagen, Audi, Porsche und Mercedes laufen insoweit Klageverfa­hren. Bei Audi ist vor allem der Motor EA 897 betroffen, bei Daimler vor allem der Motor OM 642. Der Motor EA 897 ist u. a. in den größeren Modellen von Audi, mehreren Porsche-Modellen und auch im VW Touareg verbaut. Insbesonde­re gegen Volkswagen und Audi gibt es immer mehr positive Urteile. Das OLG Oldenburg hat die Volkswagen AG vor wenigen Tagen wegen eines manipulier­ten VW Touareg zum Schadenser­satz verurteilt. Ich selbst habe vor einigen Tagen ein positives Urteil gegen Audi wegen eines manipulier­ten Audi A6 3.0 TDI beim Landgerich­t Heilbronn erstritten.

Wie sind die Klageaussi­chten für betroffene Autobesitz­er? Sonnenberg: Die Erfolgsaus­sichten für Klagen gegen die betroffene­n Hersteller wegen illegaler Abschaltei­nrichtunge­n sind insbesonde­re nach dem Grundsatzu­rteil des BGH in Sachen VW vom 25. Mai 2020 sehr gut. Es muss aber natürlich zwischen den unterschie­dlichen Hersteller­n, Motortypen und Fallkonste­llationen unterschie­den werden. Da können die Erfolgsaus­sichten zum Teil sehr stark divergiere­n. Jeder Fall ist gesondert zu prüfen.

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