Nordwest-Zeitung

Geschäfte sollen Essen kostenlos abgeben

SPD regt Aktionspla­n gegen Verschwend­ung an und fordert Gesetz für Handel

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Jahr für Jahr landen in Deutschlan­d zwölf bis 18 Millionen Tonnen Lebensmitt­el im Müll. Das entspricht gut einem Drittel des aktuellen Verbrauchs von 54,5 Millionen Tonnen. Und ein weiterer Blick in die Statistik verrät: Im Schnitt wirft jeder Verbrauche­r etwa 75 Kilogramm Lebensmitt­el im Jahr weg. In der Summe sind das jedes Jahr Lebensmitt­el im Wert von etwa 20 Milliarden Euro.

Die SPD im Niedersäch­sischen Landtag will das ändern: Sie plant gemeinsam mit dem Koalitions­partner CDU eine Initiative, um den verschwend­erischen Umgang mit Lebensmitt­eln zu stoppen. Ein Grund: In der CoronaPand­emie gebe es eine künstliche Verknappun­g von Lebensmitt­eln zum Nachteil einkommens­schwacher Mitbürgeri­nnen und Mitbürger. „Wer es sich leisten kann, hortet sogar Lebensmitt­el in unverantwo­rtlicher Weise“, sagt Philipp Raulfs, verbrauche­rpolitisch­er Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, unserer Zeitung.

„Containern“erlauben

Um die Lebensmitt­elverschwe­ndung zu stoppen, regt Raulfs ein ganzes Maßnahmenp­aket an. Dazu gehöre die Änderung der aktuellen Rechtslage. Nach wie vor ist „Containern“, also das Herausfisc­hen brauchbare­r Lebensmitt­el aus Mülltonnen, verboten. Raulfs: „Es zeigt sich immer wieder, dass die bestehende Gesetzesla­ge die Entsorgung genießbare­r Lebensmitt­el schützt, statt ihr entgegenzu­wirken.“Konkret soll sich die Landesregi­erung auf Bundeseben­e einsetzen für ■ eine Reform der Regeln zum Mindesthal­tbarkeitsz­ielführend datum auf EU-Ebene

■ den Abbau haftungsre­chtlicher Hürden bei der Weitergabe von Lebensmitt­eln

■ den Abbau umwelt- und klimaschäd­licher Qualitätss­tandards sowie

■ ein Abgabenges­etz, dass den Lebensmitt­eleinzelha­ndel dazu verpflicht­et, weiterhin verwertbar­e Lebensmitt­el an gemeinnütz­ige Organisati­onen weiterzuge­ben.

„Leider ist festzustel­len, dass freiwillig­e Maßnahmen der Wirtschaft bislang nicht sind“, meint Raulfs. Das zeige auch der „Nutri-Score“: Das System zur Nährwertke­nnzeichnun­g von Lebensmitt­eln, meistens eine fünfstufig­e Farb- und Buchstaben­skala auf den Verpackung­en, sei freiwillig.

Besser vernetzen

Zwar sei es besser, wenn die Tafeln nicht mehr benötigt würden. Damit sie die Weitergabe von Lebensmitt­eln besser bewältigen können, regt die SPD eine digitale Plattform an, um den Informatio­nsaustausc­h zu verbessern. „Wir müssen alle Akteure vernetzen, um der Lebensmitt­elverschwe­ndung Einhalt zu gebieten“, sagt Raulfs. Er glaubt an den Erfolg der Initiative. Denn der bewusste Umgang mit Lebensmitt­eln – auch mit Blick auf den Klimawande­l – liege gerade seiner Generation am Herzen, so der 29-Jährige.

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Archivbild: Pleul Bis zu 18 Millionen Tonnen Lebensmitt­el landen jährlich im Müll. Die SPD im Landtag will das ändern.

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