Geschäfte sollen Essen kostenlos abgeben
SPD regt Aktionsplan gegen Verschwendung an und fordert Gesetz für Handel
Hannover – Jahr für Jahr landen in Deutschland zwölf bis 18 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Das entspricht gut einem Drittel des aktuellen Verbrauchs von 54,5 Millionen Tonnen. Und ein weiterer Blick in die Statistik verrät: Im Schnitt wirft jeder Verbraucher etwa 75 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg. In der Summe sind das jedes Jahr Lebensmittel im Wert von etwa 20 Milliarden Euro.
Die SPD im Niedersächsischen Landtag will das ändern: Sie plant gemeinsam mit dem Koalitionspartner CDU eine Initiative, um den verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln zu stoppen. Ein Grund: In der CoronaPandemie gebe es eine künstliche Verknappung von Lebensmitteln zum Nachteil einkommensschwacher Mitbürgerinnen und Mitbürger. „Wer es sich leisten kann, hortet sogar Lebensmittel in unverantwortlicher Weise“, sagt Philipp Raulfs, verbraucherpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, unserer Zeitung.
„Containern“erlauben
Um die Lebensmittelverschwendung zu stoppen, regt Raulfs ein ganzes Maßnahmenpaket an. Dazu gehöre die Änderung der aktuellen Rechtslage. Nach wie vor ist „Containern“, also das Herausfischen brauchbarer Lebensmittel aus Mülltonnen, verboten. Raulfs: „Es zeigt sich immer wieder, dass die bestehende Gesetzeslage die Entsorgung genießbarer Lebensmittel schützt, statt ihr entgegenzuwirken.“Konkret soll sich die Landesregierung auf Bundesebene einsetzen für ■ eine Reform der Regeln zum Mindesthaltbarkeitszielführend datum auf EU-Ebene
■ den Abbau haftungsrechtlicher Hürden bei der Weitergabe von Lebensmitteln
■ den Abbau umwelt- und klimaschädlicher Qualitätsstandards sowie
■ ein Abgabengesetz, dass den Lebensmitteleinzelhandel dazu verpflichtet, weiterhin verwertbare Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen weiterzugeben.
„Leider ist festzustellen, dass freiwillige Maßnahmen der Wirtschaft bislang nicht sind“, meint Raulfs. Das zeige auch der „Nutri-Score“: Das System zur Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln, meistens eine fünfstufige Farb- und Buchstabenskala auf den Verpackungen, sei freiwillig.
Besser vernetzen
Zwar sei es besser, wenn die Tafeln nicht mehr benötigt würden. Damit sie die Weitergabe von Lebensmitteln besser bewältigen können, regt die SPD eine digitale Plattform an, um den Informationsaustausch zu verbessern. „Wir müssen alle Akteure vernetzen, um der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu gebieten“, sagt Raulfs. Er glaubt an den Erfolg der Initiative. Denn der bewusste Umgang mit Lebensmitteln – auch mit Blick auf den Klimawandel – liege gerade seiner Generation am Herzen, so der 29-Jährige.