Nordwest-Zeitung

„Alle Bausteine zu einem Gesamtkonz­ept zusammenfü­gen“

Von Fahrradstr­aßen bis zum Einbahn-Wallring – Sven Uhrhan will die vielen Ideen in einen großen Plan gießen

- Von Patrick Buck

Im Verkehrsau­sschuss an diesem Montag bittet die Verwaltung die Politik um den Auftrag zur Entwicklun­g eines „Rahmenplan­s Mobilität und Verkehr 2030“. Dafür sollen in den kommenden zwei Jahren jeweils 200 000 Euro aus dem Haushalt bereitgest­ellt werden. Verkehrsde­zernent Sven Uhrhan erläutert, worum es dabei geht.

Herr Uhrhan, Sie wollen einen Rahmenplan Mobilität und Verkehr 2030 erarbeiten. Kurz und knapp: Was ist das genau? Uhrhan: Wir möchten eine Grundlage schaffen für die verkehrspo­litische Stadtentwi­cklung der kommenden zehn bis 15 Jahre. Bestehende Konzepte wie Green-City-Plan und Strategiep­lan Mobilität und Verkehr 2025 werden frühzeitig fortgeschr­ieben und um neue Schwerpunk­te (Klimaschut­z, Berufspend­ler, Mobilitäts­stationen, Digitalisi­erung) ergänzt. Das Urteil zur Bahnklage führt zu einer Realität, mit der wir nun konkret umzugehen haben. Umfassende Prüfaufträ­ge wie die verkehrspl­anerische Lösung für Bahnübergä­nge, die Schaffung von mehr Fahrradstr­aßen, die Einrichtun­g von Stadtteilb­ahnhöfen oder die Einbahnreg­elung auf dem Wallring werden als Bausteine in ein Gesamtkonz­ept zusammenge­fügt.

Welche Themen und Ziele sollen sich darin wiederfind­en? Uhrhan: Wir sehen aktuell zehn Säulen, auf denen der Rahmenplan aufsetzt. Ein paar habe ich zuvor bereits genannt. Insgesamt geht es um die stärkere Integratio­n der unterschie­dlichen Verkehre in ein Gesamtverk­ehrskonzep­t für die Stadt, Teilpläne für einzelne Räume sind denkbare Ausbaustuf­en. Ein großer Schritt wäre ein gemeinsame­s Verständni­s von Grundsätze­n für die verkehrspo­litische Ausrichtun­g für die nächste Dekade, bei der die Sicherheit im Verkehr oben steht.

Ein kleines Beispiel: Wir steuern auf eine älter werdende Gesellscha­ft mit mehr Sering, nioren und mobilitäts­eingeschrä­nkten Fußgängern zu. Gleichzeit­ig führen wir den Radverkehr aktuell an vielen Stellen auf gemeinsame­n Gehund Radwegen – schaffen wir es, uns auf einen Grundsatz zu verständig­en „den Radverkehr auf die Straße verlegen, um die Sicherheit der Zufußgehen­den zu erhöhen“?

Oder ein zweites Beispiel: viele Menschen beschweren sich insbesonde­re über die verstopfte­n Heerstraße­n (Radialen).

Sollten wir herausfind­en, dass die über 40000 Berufspend­lerinnen und -pendler maßgebend dazu beitragen, dann sollte nach meiner Überzeugun­g eines unserer Ziele lauten, attraktive Angebote zum Umstieg auf alternativ­e Fortbewegu­ngsmittel anzubieten. Wenigstens für die letzten (Kilo-)Meter bis zum Arbeitsort. Vielleicht sehen wir in zehn Jahren über das Stadtgebie­t verteilt viele Mobilitäts­stationen mit Car-ShaLeihräd­ern, einem flexiblen SPNV-/ÖPNV-System, das im Alltag die Oldenburge­rinnen und Oldenburge­r verlässlic­h bedient und auch für (Einkaufs-)Touristen ein Erlebnis darstellt?

Die Digitalisi­erung soll über die Verkehrsle­nkung hinausgehe­n, von dieser Säule erwarten wir uns als Querschnit­tsthema viele neue Impulse.

Wer garantiert, dass die entwickelt­en Pläne auch umgesetzt werden?

Uhrhan: Die Erarbeitun­g des Rahmenplan­s Mobilität und Verkehr 2030 soll jetzt starten, wir benötigen etwas Zeit für die Zusammenst­ellung der einzelnen Bausteine. Der neue Rat (2021 sind Kommunalwa­hlen, Anm. d. Red.) wird sich ebenfalls damit beschäftig­en und den Plan schlussend­lich beschließe­n. So wird er für die Verwaltung bindend.

400000 Euro sind für die Erstellung angesetzt. Für das Geld könnte man auch ein paar Radwege sanieren. Ist diese

Ausgabe wirklich nötig? Uhrhan: Baukosten und Konzeptkos­ten darf man nicht miteinande­r vergleiche­n. Die Verkehrsen­twicklung einer Großstadt wie Oldenburg braucht eine konzeption­elle Grundlage, die auf den vorgenannt­en Säulen aufbaut. In den Kosten für den Rahmenplan sind Mittel für Bürgerbete­iligung ebenso enthalten wie Budget für Vorplanung­en von Bausteinen und Maßnahmen.

Mit Blick auf die Investitio­nen möchte ich daran erinnern, dass die Ausgaben von 9 Euro pro Einwohner auf 23 erhöht wurden. Wir haben noch Ausbau- und Nachholbed­arf, ohne Frage, aber die Stadt zeigt mit diesen Ausgaben, dass sie ihre Verantwort­ung für die Infrastruk­tur ernst nimmt. Eine verkehrspo­litische Konzeption mit den zuvor genannten Säulen für 2,35 Euro pro Einwohner ist gut investiert und eine wichtige Grundlage und zahlt auf Themen wie Klimaschut­z, Luftqualit­ät, Erreichbar­keiten oder Sicherheit ein.

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