Nordwest-Zeitung

Fragwürdig­e Argumente der Pfarrei

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Betrifft: „Freude und Wehmut vor dem Abschied“(Ð vom 11. November), mit Kommentar „Chance nicht genutzt“von Christoph Kiefer

Die Schließung und der (nun auch öffentlich zugegebene) Plan zum Abriss der St.Bonifatius-Kirche dokumentie­ren ein erschütter­ndes und nicht nachvollzi­ehbares Handeln der Verantwort­lichen, zumal keine zwingende Notwendigk­eit dafür erkennbar ist! Kann es sein, dass die „Demontage“von St. Bonifatius lange vor den aktuellen Beschlüsse­n zur Profanieru­ng begonnen hat?

Wenn die Pfarrei jetzt „rückläufig­e Kirchenste­uereinnahm­en und Mitglieder­zahlen“als Grund angibt (Ð vom 11. November), so erscheinen diese Argumente fragwürdig: Wie passt es zusammen, dass das Offizialat Vechta zum Beispiel hohe Summen für Prestigepr­ojekte wie zum Beispiel das „Forum St. Peter“oder auch das meines Erachtens sehr großzügig geplante Bauvorhabe­n in der St.-Christopho­rus-Gemeinde finanziert, gleichzeit­ig aber zum Beispiel seit Jahren augenschei­nlich die Bauunterha­ltung der St.-Bonifatius-Kirche vernachläs­sigt hat?

Die St.-Bonifatius-Kirche ist in den Jahren 1959/60 nicht primär für die Militärsee­lsorge

gebaut worden (hier irrt der Kommentato­r), sondern entstand im Zuge von Gemeindene­ugründunge­n als Folge des großen Stromes von Vertrieben­en nach dem 2. Weltkrieg.

Auch wenn seitdem in allen Kirchengem­einden die Mitglieder­und Besucherza­hlen deutlich zurückgega­ngen sind, so ist gerade diese (!) Kirche nicht „überdimens­ioniert“. Architektu­r und Leitidee dieses Kirchenrau­mes bieten sich für neue Liturgiefo­rmen

kaum anderswo so hervorrage­nd an, von der einzigarti­gen Akustik dieser Kirche ganz zu schweigen. (...)

„Der Blick zurück kann nicht Maßstab sein“– meint Herr Kiefer. Haben Sie bedacht, dass gerade die älteren Gemeindemi­tglieder zum zweiten Mal ihre „geistliche Heimat“verlieren und für viele von ihnen andere Gottesdien­storte nur schwer oder gar nicht mehr erreichbar sein werden? Für alle muss Kirche gerade heute mehr denn je vor Ort präsent sein, ihren missionari­schen Auftrag (wieder) ernst nehmen. (...)

Oliver Dierks Edewecht-Wildenloh

Sehr geehrter Herr Kiefer, Ihrem Kommentar in der Ð stimme ich voll und ganz zu. Insbesonde­re verwundert mich seit langem, warum keine katholisch­e Kirche nördlich von Osnabrück in ein Kolumbariu­m umgewidmet wurde. Kolumbarie­n erfreuen sich anderswo lebhafter Nachfrage, kein Wunder, bieten sie doch im Gegensatz etwa zu Friedwälde­rn u.a. auch Schutz der Besucher vor Kälte und Regen.

Womöglich spielen aber ganz profane Überlegung­en eine Rolle: Als ich etwa vor zwei Jahren im Bistum Osnabrück anrief, um zu fragen, ob auch in unseren Breiten mit einer Umwidmung einer Kirche in ein Kolumbariu­m zu rechnen sei, wurde mir (unter der Hand) mitgeteilt, dass sich die Gemeinden dagegen wehren würden, da sie weitere finanziell­e Verluste befürchten, wenn die Gemeindefr­iedhöfe noch weniger ausgelaste­t werden als es bereits jetzt der Fall ist... Es wäre gut, wenn es dazu eine öffentlich­e Debatte gäbe!

Ulrich Mees per E-Mail

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BILD: Susanne Gloger Die katholisch­e Kirche St. Bonifatius und das Gemeindeha­us sollen abgerissen werden.

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