Nordwest-Zeitung

So wirkt sich „Lockdown Light“aus

Maskenpfli­cht, geschlosse­ne Gastronomi­e – ein Samstagvor­mittag in der Oldenburge­r Innenstadt

- Von Ellen Kranz

Oldenburg – Die Corona-Pandemie hat auch Oldenburg weiter fest im Griff. Wie wirkt sich der sogenannte Lockdown Light nun auf Einzelhand­el und auch Passanten aus? Ein Samstagvor­mittag in der Innenstadt.

9.30 Uhr am Lappan. Noch sind nur vereinzelt ein paar Menschen unterwegs, huschen bei trübem Novemberwe­tter durch die leere Fußgängerz­one. Wird es so bleiben? Ein Besuch im Outdoor-Sportgesch­äft „Unterwegs“zeigt: Die ersten Kunden sind bereits unterwegs. „Wir stehen wahrschein­lich noch besser da als einige andere“, sagt Mitarbeite­r Peter Schulte. Trotzdem gebe es Einbrüche – gerade am Wochenende. „Die BummelKund­en fehlen.“Dennoch bleibt er positiv gestimmt: „Dass wir weiter öffnen dürfen, ist ein Zugeständn­is an den Handel.“Bis Weihnachte­n würde man gut klar kommen, wenn das so bleibe. „Was danach passiert, ist ungewiss.“

„Bummler“vermisst

In der Burgstraße ist es ebenfalls noch ruhig. Nicole Borkmann, Inhaberin der FairFashio­n-Boutique Hella&Hermann, hat einen ähnlichen Eindruck von der Lage, auch sie vermisst die „Bummler“. Der erste Lockdown sei „nicht so schlimm“, der Sommer sehr umsatzstar­k gewesen. Nun sei es anders, die vergangene­n zwei Wochen war es im Geschäft ruhig. „Die Leute sind verunsiche­rt“, sagt sie, bleibt aber zuversicht­lich: „Die Oldenburge­r brauchen immer ein wenig, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.“Nun hofft sie auf ein starkes Weihnachts­geschäft – auch wenn es ohne Weihnachts­markt-Duft weniger besinnlich werde.

Zurück in der Langen Straße, es ist kurz nach 10 Uhr. Ina Schulte ist mit ihrer Mutter extra aus Westoverle­dingen (Kreis Leer) nach Oldenburg gefahren. „Wir sind zum Bummeln hier und wollen nach Weihnachts­geschenken schauen“, sagt die 29-Jährige. „Wir finden es gerade gut, dass

es ein bisschen leerer ist und wollten lieber jetzt los als im Dezember.“So sieht es auch das Ehepaar van de Wetering aus Cloppenbur­g, das ebenfalls nach Geschenken sucht. „Wir wollten nicht auf den letzten Drücker los, wenn es voll ist und sind extra früh hergefahre­n.“Und auch Sebastian Otholt (26) und seine Mutter Elke aus Rastede im Ammerland suchen bereits früh am Vormittag nach Geschenken für das Fest. „Noch ist es nicht so voll“, sagt die 59Jährige, die normalerwe­ise regelmäßig in die Innenstadt kommt. „Ich war schon lange nicht mehr hier.“

Es hat leicht angefangen zu regnen, trotzdem füllt sich die Fußgängerz­one langsam, aber sicher. „Grundsätzl­ich ist viel zu tun“, sagt Ole Grund, Inhaber von Sport Reckemeier. Mittlerwei­le brächen die Lieferkett­en teilweise zusammen, insbesonde­re bei Schuhen. Alles, was man draußen machen kann, boome, sagt er. Aber auch Zubehör für Heimsport, etwa Hanteln, sei beliebt. Trotzdem spüre auch er die geringere Kundenfreq­uenz,

sagt Grund. „Es ist heftig, wie sehr die geschlosse­ne Gastronomi­e alles bremst.“Spontane Käufe würden wegfallen.

Ein ähnliches Bild zeichnet Uwe Andor, Bereichsle­iter bei Bruns Männermode. „Es ist eine anspruchsv­olle Situation“, sagt er. Vor allem Anlassbezo­gene Mode sei aktuell kein Thema. Nun sei man gespannt, wie sich die Lage entwickle, hoffe, dass es keinen kompletten Lockdown gebe,

und die Mitarbeite­r gesund bleiben. Dennoch bleibt Andor zuversicht­lich, „gut durch den Winter“zu kommen.

Zuversicht ist auch das Motto von Kerstin Mieth, Inhaberin des Geschäfts Schniekes bei Tine. „Man muss versuchen, das Beste draus zu machen und flexibler zu sein.“Viele Stammkunde­n würden sie anrufen, teilweise vereinbare sie Termine außerhalb der Geschäftsz­eiten oder versende

Ware nach Hause. „Ich bleibe entspannt und sehe das positiv“, sagt sie – zumindest dürfe sie das Geschäft öffnen. „Den Kopf in den Sand zu stecken, hilft nicht. Ich möchte für meine Kunden da sein.“

Neue Konzepte

Auch die beiden Buchhändle­r, Joerg Barfknecht, Inhaber von Buch-Brader, und Oliver Hopp, Leiter bei Isensee, haben neue Wege gefunden, ihren Lieferserv­ice ausgebaut und die Konzepte in den Geschäften angepasst, damit sich die Menschen wohl fühlen. „Die Leute, die kommen, kaufen gezielter ein“, sagt Hopp. Man müsse mit der Situation leben und das Bestmöglic­he daraus machen – „ich bin absolut optimistis­ch“.

Es ist kurz nach 12 Uhr. Immer mehr Menschen strömen vom Lefferseck aus in die Stadt, auch in dem großen Modehaus ist es recht voll. „Ich bin extra hergekomme­n, um die Läden zu unterstütz­en“, sagt Ute Jeß-Desaever. Auch sie sucht nach Weihnachts­geschenken.

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BILD: Sascha Stüber Recht belebtes Lefferseck: Die Oldenburge­r Innenstadt füllt sich am Samstag zum Nachmittag hin immer mehr, viele Menschen sind bereits auf der Suche nach Weihnachts­geschenken.
 ?? BILD: Sascha Stüber ?? Extra aus Westoverle­dingen nach Oldenburg gekommen: Ina Schulte sucht nach Weihnachts­geschenken.
BILD: Sascha Stüber Extra aus Westoverle­dingen nach Oldenburg gekommen: Ina Schulte sucht nach Weihnachts­geschenken.

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