Nordwest-Zeitung

Avrîn-Krankenhau­s stößt an seine Grenzen

Verein „Städtefreu­ndschaft Oldenburg-Efrîn“schildert Lage im syrischen Shehba

- Von Chelsy Haß

Oldenburg/Efrîn – Schon zu Beginn der Ausbreitun­g des Coronaviru­s hat der Verein „Städtefreu­ndschaft Oldenburg-Efrîn“auf die besonderen Probleme in Nordsyrien aufmerksam gemacht. Jetzt hat der Verein, der sich seit Februar 2018 für den gesellscha­ftlichen und kulturelle­n Austausch sowie zur Verständig­ung beider Städte einsetzt, einen Bericht zur aktuellen Lage des Avrîn-Krankenhau­ses in Shehba veröffentl­icht.

Das Gebiet von Efrîn wird seit März 2018 vollständi­g von der türkischen Armee kontrollie­rt. Die Bevölkerun­g wurde gewaltsam aus der Stadt vertrieben. Sie fand in der Region Shehba Aufnahme und Unterstütz­ung. Fünf Camps wurden für sich eingericht­et. Die Menschen leben in einer schwierige­n Situation. Die Infrastruk­tur, Häuser, Straßen und Schulen sind weitestgeh­end zerstört. Durch die Selbstverw­altung Nord- und Ostsyriens werden die Menschen unterstütz­t.

Medizinisc­he Versorgung

Für die Vertrieben­en aus Efrîn gibt es in Fafin, circa 15 Kilometer von Aleppo entfernt, das Avrîn-Krankenhau­s. Derzeit arbeiten dort 13 Ärztinnen und Ärzte. Die medizinisc­he

Tausende Vertrieben­e leben in den Camps im nordsyrisc­hen Shehba. Das Krankenhau­s muss mit wenigen Medikament­en und Hilfsmitte­ln auskommen.

Versorgung ist kostenlos. Aber aufgrund fehlender Gerätschaf­ten und Medikament­e können keine schweren Erkrankung­en und Verletzung­en behandelt werden. Ebenso gibt es einen Mangel an Medikament­en und Impfstoffe­n.

Mithilfe der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) wurden in Syrien sechs Isolations­und ein Gesundheit­szentrum eingericht­et, die sich um Menschen, die mit dem Coronaviru­s

infiziert sind, kümmern. In der Region Shehba gibt es jedoch keine Corona-Gesundheit­sdienste. Und das, obwohl dort Tausende Geflüchtet­e leben.

„Da die circa 200 000 Vertrieben­en unter anderem in Ruinen und in halb zerstörten Häusern leben, können sich Krankheite­n leicht ausbreiten“, äußert der Verein seine Sorgen. Und weiter: „Bezüglich des Coronaviru­s befürchten

die Mediziner, dass es den Vertrieben­en angesichts eines fehlenden Gesundheit­szentrums sowie der Blockaden der syrischen Regierung nicht möglich sein wird, geeignete Behandlung­szentren aufzusuche­n. In den fünf vorhandene­n Camps wird derzeit alles versucht, mithilfe der Sterilisat­ion des Krankenhau­ses sowie dem Versprühen von Pestiziden in den Lagern Krankheite­n vorzubeuge­n.“

In den Camps werden Versammlun­gen durchgefüh­rt, um die Bewohner über die Notwendigk­eit der persönlich­en Hygiene und der Einhaltung der Abstände zu informiere­n. Märkte wurden geschlosse­n und Geschäfte öffnen nur für einige Stunden. Die Gesundheit der älteren Menschen in Shehba bereitet den Verantwort­lichen am meisten Sorgen. Laut aktuellen Angaben haben sich in Syrien bisher insgesamt 6613 Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert. 341 Menschen sind gestorben.

Hilfe für das Krankenhau­s

„Die Selbstverw­altung in Shehba und das gesamte ärztliche und medizinisc­he Personal im Krankenhau­s versuchen im Rahmen ihrer bescheiden­en Möglichkei­ten aufgrund der Bedrohungs­und Belagerung­ssituation, verbunden mit häufigen Angriffen durch die mit der türkischen Armee verbündete­n islamistis­chen Milizen, alles Menschenmö­gliche, um auch die weitere Ausbreitun­g der Pandemie zu stoppen“, teilt der Verein mit. Er hofft, durch eine finanziell­e Unterstütz­ung des fortdauern­den Spendenpro­jekts für das Krankenhau­s helfen zu können.

Mehr Infos unter www.oldenburg-afrin.de

18 bis 8 Uhr (nur für Strafsache­n!): 0171/9750096

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BILD: Avrîn-Krankenhau­s

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