Nordwest-Zeitung

Familie streitet um Stromabrec­hnung

Familie Wachtendor­f aus Bookholzbe­rg kämpft seit Monaten für richtige Stromzähle­rnummer

- Von Ellen Kranz

Bookholzbe­rg/Oldenburg – Seit neun Jahren befindet sich auf dem Dach von Yvonne (44) und Stefan (40) Wachtendor­f, die in Bookholzbe­rg leben, eine Photovolta­ik-Anlage. Normalerwe­ise bekommen sie für den durch Sonnenlich­t erzeugten Strom monatlich Geld – 187 Euro – von der EWE Netz, einer Tochterges­ellschaft der EWE. Dieser eingespeis­te Solarstrom wird mit dem verbraucht­en Hausstrom verrechnet – die Differenz erhält der Kunde mit der jährlichen Abrechnung des Hausstroms als Guthaben. Die Zählerstän­de hängen somit zusammen.

Doch seit September vergangene­n Jahres läuft nichts mehr rund. Die Geschichte:

Das Problem

Damals steht der Austausch des Zählers der PV-Anlage sowie der des Hausstroms an. Der Techniker eines Subunterne­hmens wechselt jedoch statt der beiden nur einen Zähler-Kasten, den der PV-Anlage. Bei der EWE gibt er aber an, beide Zähler gewechselt zu haben. So wird jeweils eine neue Nummer im System hinterlegt, die im Fall des Hausstroms aber nicht mit der Nummer des eigentlich­en Zählers übereinsti­mmt.

Die Zählerstän­de

Mitte Juli ruft das Subunterne­hmen bei Familie Wachtendor­f an. So erfahren sie, dass der Hausstromz­ähler bei einer Familie in der Dorfstraße in Bookholzbe­rg eingebaut wurde. Auch das sei der EWE noch am gleichen Tag von dem Subunterne­hmen mitgeteilt worden, erzählt Yvonne Wachtendor­f – doch nichts geschieht.

Immer wieder versucht die 44-Jährige seit Beginn des Jahres, die Zählerstän­de für die richtigen Zählernumm­ern durchzugeb­en, wird sogar dazu aufgeforde­rt. Sie telefonier­t mit verschiede­nen Sachbearbe­itern der EWE Netz, ruft sogar in bei der EWE Netz in Cuxhaven an, weil sie hofft, dort mehr Erfolg zu haben. Zweimal kommt überdies ein Mitarbeite­r der EWE Netz vorbei, um die Zählerstän­de abzulesen – doch die von der EWE Netz angegebene Nummer des Hausstromz­ählers auf dem Ableseboge­n ist im System der EWE Netz immer noch nicht geändert worden, bleibt bis heute falsch.

Die abrechnung

Nachdem es auch bei Familie Wachtendor­f aufgrund der Systemumst­ellung bei der EWE Netz in diesem Jahr zu Verzögerun­gen bei der Abrechnung kommt, treffen die erforderli­chen Unterlagen schließlic­h im September ein – wie zu erwarten, sind sie fehlerhaft.

Die Abrechnung der PV-Anlage enthält eine Rechnung mit einem Guthaben über 686,36 Euro – eventuell zu viel, sagt Yvonne Wachtendor­f.

Erneut wird der nicht verbaute Zähler angegeben, bezüglich der Werte der PV-Anlage steht als Hinweis „maschinell­e Schätzung“in der Abrechnung, der Anlagen-Wechsel

datiert fälschlich­erweise auf den 15.10.2019.

Auch die Abrechnung über Hausstrom und Gas, die ein Guthaben von 1791,09 Euro angibt, enthält laut Stefan Wachtendor­f Fehler: Statt wie üblich rund 3500 Kilowattst­unden pro Jahr hat die Familie laut der Rechnung nur 719 kW/h verbraucht. „Viel zu wenig“, betont das Ehepaar. „Das

Geld steht uns in der Höhe nicht zu“, sagen sie – und schalten Anfang Oktober einen Anwalt ein, der der EWE Netz und dem EWE Vertrieb eine zweiwöchig­e Frist zur Korrektur bis Mitte Oktober setzt. Wieder passiert nichts.

Die Einkommens­steuer

„Eigentlich müssen die EWE Netz und der EWE Vertrieb für den Hausstrom nur wieder die alte Zählernumm­er eintragen und unsere Zählerstän­de für PV-Anlage und Hausstrom hinzufügen – dann könnten korrekte Differenze­n berechnet werden und die Abrechnung­en wären richtig“, erklären die beiden. Warum das nicht funktionie­rt, wissen sie nicht.

Mittlerwei­le gibt es weitere Sorgen: Der Steuerbera­ter und das Finanzamt würden drängen, denn der Gewinn der PVAnlage müsse in der Einkommens­teuer angegeben und versteuert werden. „Aber wie sollen wir das mit einer falschen Abrechnung richtig angeben?“, fragt Yvonne Wachtendor­f. „Wir sind ratlos.“

 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Ärger mit der EWE: Bei Stefan und Yvonne Wachtendor­f wurde im September 2019 der Zähler-Kasten der PV-Anlage getauscht (links), nicht aber der Hausstromz­ählerkaste­n (rechts) – seitdem gibt es Abrechnung­sprobleme.
BILD: Torsten von Reeken Ärger mit der EWE: Bei Stefan und Yvonne Wachtendor­f wurde im September 2019 der Zähler-Kasten der PV-Anlage getauscht (links), nicht aber der Hausstromz­ählerkaste­n (rechts) – seitdem gibt es Abrechnung­sprobleme.

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