Freihandel mehrt den Wohlstand
Herr Hüther, was verändert sich für die Weltwirtschaft durch die Schaffung eines neuen Freihandelsblocks in Asien? Hüther: Die Pole und Kräfteverhältnisse verschieben sich. Diese Entwicklung ist auch für Europa von Interesse, denn wir können die Region nicht den Amerikanern überlassen, die sich unter US-Präsident Donald Trump durch den Austritt aus dem Transpazifischen Partnerschaft TPP selbst dort in die Ecke gestellt haben. Die neue Freihandelsvereinbarung ist ein Signal, dass Freihandel nicht tot ist, sondern Länder über solche Wirtschaftsräume trotz aller Konflikte intensiver zueinander finden können.
Ist das Freihandelsabkommen in Asien für die Europäer eher eine Chance oder eine Bedrohung?
Hüther: Es ist eine Herausforderung – ich möchte es nicht eine Bedrohung nennen. Natürlich hat China das klare Interesse, die Führungsnation im pazifischen Raum zu sein, und das nicht an Japan oder die USA durchzureichen. China will durch solche Bündnisse machtvoll sein. Auf der anderen Seite kann es uns nur recht sein, wenn 15 Länder ihre Märkte öffnen, wenn sie den Raum für faire Geschäfte schaffen. Damit geben sie auch unserer Wirtschaft, die in diesem Raum ja sehr aktiv ist, zusätzliche Chancen. Eine Bedrohung wäre die neue Allianz nur, wenn wir ängstlich vor dem freieren Handel zurückschreckten. Wir müssen vielmehr die Botschaft ins Positive wenden und sagen: Wir sind an dieser Region interessiert. Es wird eine Spur leichter, wenn wir es richtig anstellen. Die neue Allianz in Asien erinnert uns, dass der Freihandel ein wichtiges Instrument zur Wohlstandsmehrung darstellt, nicht nur für uns.
Sollte Europa versuchen, mit der neuen pazifischen Freihandelszone ein eigenes Abkommen dieser Art zu schließen? Hüther: Das würde die Sache einfacher machen. Ähnliches versuchen wir Europäer ja in Südamerika, wo wir mit Mercosur ebenfalls Vereinbarungen mit einem Länderblock treffen – auch wenn das noch nicht ganz abgeschlossen ist. Dieser Ansatz bietet viel mehr Möglichkeiten, die Dinge auf eine größere Region zu beziehen.