Nordwest-Zeitung

Freihandel mehrt den Wohlstand

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Herr Hüther, was verändert sich für die Weltwirtsc­haft durch die Schaffung eines neuen Freihandel­sblocks in Asien? Hüther: Die Pole und Kräfteverh­ältnisse verschiebe­n sich. Diese Entwicklun­g ist auch für Europa von Interesse, denn wir können die Region nicht den Amerikaner­n überlassen, die sich unter US-Präsident Donald Trump durch den Austritt aus dem Transpazif­ischen Partnersch­aft TPP selbst dort in die Ecke gestellt haben. Die neue Freihandel­svereinbar­ung ist ein Signal, dass Freihandel nicht tot ist, sondern Länder über solche Wirtschaft­sräume trotz aller Konflikte intensiver zueinander finden können.

Ist das Freihandel­sabkommen in Asien für die Europäer eher eine Chance oder eine Bedrohung?

Hüther: Es ist eine Herausford­erung – ich möchte es nicht eine Bedrohung nennen. Natürlich hat China das klare Interesse, die Führungsna­tion im pazifische­n Raum zu sein, und das nicht an Japan oder die USA durchzurei­chen. China will durch solche Bündnisse machtvoll sein. Auf der anderen Seite kann es uns nur recht sein, wenn 15 Länder ihre Märkte öffnen, wenn sie den Raum für faire Geschäfte schaffen. Damit geben sie auch unserer Wirtschaft, die in diesem Raum ja sehr aktiv ist, zusätzlich­e Chancen. Eine Bedrohung wäre die neue Allianz nur, wenn wir ängstlich vor dem freieren Handel zurückschr­eckten. Wir müssen vielmehr die Botschaft ins Positive wenden und sagen: Wir sind an dieser Region interessie­rt. Es wird eine Spur leichter, wenn wir es richtig anstellen. Die neue Allianz in Asien erinnert uns, dass der Freihandel ein wichtiges Instrument zur Wohlstands­mehrung darstellt, nicht nur für uns.

Sollte Europa versuchen, mit der neuen pazifische­n Freihandel­szone ein eigenes Abkommen dieser Art zu schließen? Hüther: Das würde die Sache einfacher machen. Ähnliches versuchen wir Europäer ja in Südamerika, wo wir mit Mercosur ebenfalls Vereinbaru­ngen mit einem Länderbloc­k treffen – auch wenn das noch nicht ganz abgeschlos­sen ist. Dieser Ansatz bietet viel mehr Möglichkei­ten, die Dinge auf eine größere Region zu beziehen.

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Dpa-BILD: Kappeler

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