Nordwest-Zeitung

Streit über weiteren Kurs in der Pandemie

Themen Kontakte und Schulen als Knackpunkt­e – Weil appelliert an Bürger

- Von Jörg Ratzsch Und Stefan Idel

Berlin/Hannover – Bars, Restaurant­s, Fitnessstu­dios und Kultureinr­ichtungen sind seit Anfang des Monats zu. Als vorübergeh­ender „Wellenbrec­her“-Lockdown sollen die Maßnahmen die Corona-Zahlen wieder nach unten drücken, so der Plan. Zwei Wochen nach Inkrafttre­ten sind noch keine deutlichen Anzeichen für eine Trendumkeh­r bei den Infektions­zahlen zu erkennen, der rasante Anstieg bei den Neuinfekti­onen verlangsam­t sich aber auch.

Vor diesem Hintergrun­d haben Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Länder am Montag darüber beraten, ob die Corona-Maßnahmen weiter verschärft werden müssen oder nicht. Konkrete Beschlüsse gab es am Ende nur wenige, weil sich Bund und Länder nicht einig wurden. Sie sollen nun bei der nächsten Gesprächsr­unde am Mittwoch in einer Woche gefasst werden.

Wo liegen die Knackpunkt­e ?

Bei den Themen Kontakte und Schulen. Die Regierung wollte in beiden Bereichen bereits jetzt einen schärferen Kurs einschlage­n, die Länder haben das zunächst verhindert. So hatte der Bund vorgeschla­gen, Treffen im öffentlich­en Raum weiter zu begrenzen, von jetzt zwei Hausstände­n mit maximal zehn Menschen auf einen Hausstand und einen weiteren mit maximal zwei Personen. Im aktuellen Beschluss bleibt es nun aber zunächst bei Appellen, auf alle nicht erforderli­chen Kontakte, Partys und auf Reisen zu verzichten.

Worüber wird bei den Schulen diskutiert ?

Hier hatte der Bund vor dem Gespräch weitreiche­nde Einschränk­ungen vorgeschla­gen, scheiterte damit aber zunächst an deren Widerstand. Das heißt aber nicht, dass die Vorschläge alle vom Tisch sind. Ginge es nach der Bundesregi­erung würden „ausnahmslo­s“feste Gruppen eingericht­et und die Klassen halbiert, was in der Konsequenz auch wieder Wechselunt­erricht bedeuten würde. Der Bund plädiert zudem dafür, dass alle Schüler und Lehrer auch im Unterricht Masken aufsetzen und dass der Schulbusve­rkehr entzerrt wird.

Was ist geplant für Corona-Risikogrup­pen ?

Der Schutz von Älteren, chronisch Kranken und Pflegeheim­bewohnern mit erhöhtem Risiko für schwere Corona-Verläufe steht besonders im Blick. Dabei lautet die klare Ansage, dass eine völlige Abschottun­g von Millionen Betroffene­n keine Antwort sein soll. Um den Schutz zu erhöhen, sollen aber etwa in Pflegeheim­en Corona-Tests deutlich ausgeweite­t werden, auch neue Schnelltes­ts.

Dazu soll jetzt auch eine zentral vom Staat organisier­te Versorgung mit Schutzmask­en kommen. Für den Winter sollen nach Plänen des Bundes pro Person insgesamt 15 höherwerti­ge FFP2-Masken gegen „eine geringe Eigenbetei­ligung“zu bekommen sein – das entspräche rechnerisc­h einer pro Winterwoch­e.

Was ist mit Restaurant­s und Kultureinr­ichtungen ?

Hier wurde keine Entscheidu­ng getroffen. Wie es in den genannten Bereichen weitergeht, auch diese Frage werden Bund und Länder erst in der kommenden Woche klären.

Was sagt Niedersach­sens Landesregi­erung ?

Von einer „sinnvollen Diskussion“sprach Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD). Gemeinsame­s Ziel müsse es weiterhin sein, die Zahl der noch auf einem sehr hohen Niveau liegenden Neuinfekti­onen deutlich abzusenken. Er appelliert­e an die Bürger noch konsequent­er als bislang auf direkte Kontakte zu Menschen zu verzichten. Das Land wolle sich noch intensiver für die Sicherheit an Kitas und Schulen einsetzen. Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) will dazu an diesem Dienstag Maßnahmen vorstellen. Denkbar ist, dass Lehrkräfte FFP2-Masken erhalten. „Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen“, sagte Weil mit Blick auf den Rückgang der Infektione­n. Er hoffe auf die zweite Novemberhä­lfte.

 ?? Dpa-BILD: Büttner ?? Der Schein trügt: Die Meinungen gingen bei der Bund-Länder-Konferenz, hier Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) in Schwerin, über den weiteren Kurs in der Corona-Pandemie stark auseinande­r.
Dpa-BILD: Büttner Der Schein trügt: Die Meinungen gingen bei der Bund-Länder-Konferenz, hier Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) in Schwerin, über den weiteren Kurs in der Corona-Pandemie stark auseinande­r.

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