Planbare Operationen sollen warten
Gesundheitsministerin appelliert an Kliniken – Infektionen stabilisieren sich auf hohem Niveau
Hannover/Delmenhorst – Bei anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen hat Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) an die Kliniken appelliert, planbare Operationen zu verschieben. Im Land wächst die Sorge, dass in absehbarer Zeit nicht mehr alle schwerkranken Patienten auf Intensivstationen behandelt werden können. Nach einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“bereitet das Land eine Verordnung vor, die den Krankenhäusern vorschreibt, bestimmte Operationen zu verschieben – wie auch im März bei der ersten Corona-Welle.
Engpass in Delmenhorst
„Die Lage in den Kliniken spitzt sich zu, aber sie ist noch weit entfernt von Dramatik – wenn wir es schaffen, das Wachstum der Pandemie weiter zu begrenzen“, sagte der Leiter des Krisenstabes des Landes, Staatssekretär Heiger Scholz, der Zeitung. „Krebs wird natürlich weiter behandelt werden, auch Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Es geht um Knie- oder Hüftoperationen, die man auch später durchführen könnte.“Von den mehr als 2400 Betten auf den Intensivstationen würden etwa 900 für den dringend notwendigen Betrieb gebraucht, sagte er.
Nur in wenigen Krankenhäusern seien derzeit alle Intensivbetten belegt, etwa in Delmenhorst, sagte Scholz. Reimann sagte, derzeit sehe es so aus, als stabilisierten sich die Infektionszahlen auf hohem Niveau. „Wir wissen aus dem Frühjahr, dass es einige Wochen dauert, bis sich die Kontaktbeschränkungen in sinkenden Infektionszahlen bemerkbar machen“, sagte sie.
Die Ärzteorganisation Marburger Bund und die intensivmedizinischen Fachgesellschaften hatten zuvor kritisiert, dass Krankenhäuser sich aus Umsatzgründen nicht auf Covid-19-Patienten konzentrieren. Bisher ist dem Bericht zufolge aber nicht geklärt, wer für die finanziellen Ausfälle der Kliniken aufkommt. Derzeit liefen Verhandlungen zwischen dem Bund und den Ländern über die Kostenübernahme. „Der Bund ist jetzt dringend gefordert, einen finanziellen Ausgleich zu schaffen, damit die Kliniken diesen Kraftakt stemmen können“, sagte Reimann.
Weniger neue Nachweise
Zuletzt gab es nach Angaben des Landesgesundheitsamts am Montag 468 neue Corona-Nachweise im Vergleich zum Vortag – das ist der niedrigste Wert seit dem 20. Oktober. Am Montag der Vorwoche hatte es noch 677 neue Fälle gegeben. Insgesamt stieg die Zahl der Corona-Fälle im Land auf 55883, wovon knapp zwei Drittel (35 598) als genesen gelten. 908 Infizierte sind gestorben. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt weiterhin fast im gesamten Bundesland über der 50erMarke.