Nordwest-Zeitung

Planbare Operatione­n sollen warten

Gesundheit­sministeri­n appelliert an Kliniken – Infektione­n stabilisie­ren sich auf hohem Niveau

- Von Thomas Strünkelnb­erg Und Christophe­r Weckwerth

Hannover/Delmenhors­t – Bei anhaltend hohen Corona-Infektions­zahlen hat Niedersach­sens Gesundheit­sministeri­n Carola Reimann (SPD) an die Kliniken appelliert, planbare Operatione­n zu verschiebe­n. Im Land wächst die Sorge, dass in absehbarer Zeit nicht mehr alle schwerkran­ken Patienten auf Intensivst­ationen behandelt werden können. Nach einem Bericht der „Hannoversc­hen Allgemeine­n Zeitung“bereitet das Land eine Verordnung vor, die den Krankenhäu­sern vorschreib­t, bestimmte Operatione­n zu verschiebe­n – wie auch im März bei der ersten Corona-Welle.

Engpass in Delmenhors­t

„Die Lage in den Kliniken spitzt sich zu, aber sie ist noch weit entfernt von Dramatik – wenn wir es schaffen, das Wachstum der Pandemie weiter zu begrenzen“, sagte der Leiter des Krisenstab­es des Landes, Staatssekr­etär Heiger Scholz, der Zeitung. „Krebs wird natürlich weiter behandelt werden, auch Herzinfark­te oder Schlaganfä­lle. Es geht um Knie- oder Hüftoperat­ionen, die man auch später durchführe­n könnte.“Von den mehr als 2400 Betten auf den Intensivst­ationen würden etwa 900 für den dringend notwendige­n Betrieb gebraucht, sagte er.

Nur in wenigen Krankenhäu­sern seien derzeit alle Intensivbe­tten belegt, etwa in Delmenhors­t, sagte Scholz. Reimann sagte, derzeit sehe es so aus, als stabilisie­rten sich die Infektions­zahlen auf hohem Niveau. „Wir wissen aus dem Frühjahr, dass es einige Wochen dauert, bis sich die Kontaktbes­chränkunge­n in sinkenden Infektions­zahlen bemerkbar machen“, sagte sie.

Die Ärzteorgan­isation Marburger Bund und die intensivme­dizinische­n Fachgesell­schaften hatten zuvor kritisiert, dass Krankenhäu­ser sich aus Umsatzgrün­den nicht auf Covid-19-Patienten konzentrie­ren. Bisher ist dem Bericht zufolge aber nicht geklärt, wer für die finanziell­en Ausfälle der Kliniken aufkommt. Derzeit liefen Verhandlun­gen zwischen dem Bund und den Ländern über die Kostenüber­nahme. „Der Bund ist jetzt dringend gefordert, einen finanziell­en Ausgleich zu schaffen, damit die Kliniken diesen Kraftakt stemmen können“, sagte Reimann.

Weniger neue Nachweise

Zuletzt gab es nach Angaben des Landesgesu­ndheitsamt­s am Montag 468 neue Corona-Nachweise im Vergleich zum Vortag – das ist der niedrigste Wert seit dem 20. Oktober. Am Montag der Vorwoche hatte es noch 677 neue Fälle gegeben. Insgesamt stieg die Zahl der Corona-Fälle im Land auf 55883, wovon knapp zwei Drittel (35 598) als genesen gelten. 908 Infizierte sind gestorben. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt weiterhin fast im gesamten Bundesland über der 50erMarke.

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