Doktoren fehlt das Rezept gegen Oldenburgs Kohlkönig-Fluch
Patrick Buck über die Folgen der Oldenburger Kohlkönigswürde
Wir hätten sie ja vor ihm warnen können, schließlich waren Kollegen aus unserer Redaktion auch vor Ort in Berlin, beim traditionellen „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“. Andererseits, wir hatten oft genug über ihn berichtet. Dennoch ließ sie sich das Zepter in die Hand drücken und die Kette um den Hals hängen. Jetzt ist Franziska Giffey auf dem absteigenden Ast. Denn auch ihr ist er zum Verhängnis geworden (stellen Sie sich beim Lesen der nächsten Wörter bitte Blitz und Donner sowie ein bisschen Hall vor): der Fluch der Grünkohlkönige.
Wem der aktuelle Fall nicht geläufig ist: Bundesfamilienministerin und amtierende Oldenburger Grünkohlkönigin Dr. Franziska Giffey verzichtet derzeit auf das Führen dieses edlen Doktor-Kürzels vor ihrem Namen. Grund sind Plagiatsvorwürfe in Bezug auf ihre Doktorarbeit. Auf dem Spiel stehen nun ihr jetziges Ministeramt und ihre politische Zukunft als mögliche Bürgermeisterin von Berlin.
Klingelt da was? Kommt Ihnen die Geschichte nicht auch so verdammt bekannt vor? Dann bringe ich mal den Namen Anette Schavan ins Spiel: Die Kohlkönigin von 2009, damals Bundesbildungsministerin, verlor Doktortitel und Amt aufgrund einer Plagiatsaffäre im Jahr 2013. Oder erinnern Sie sich an ihren Nachfolger auf dem Königsthron, KarlTheodor zu Guttenberg, Bundesverteidigungsminister und ebenfalls Doktor – wegen Plagiatsvorwürfen allerdings nur bis 2011.
Wer auch immer den Fluch ausgesprochen hat, hat er etwas gegen Akademiker? Der nächste Kohlkönig, Philipp Rösler, war schließlich Arzt und auch ein Doktor. Diesen Titel durfte er behalten, dafür musste er der FDP vorsitzen,
Der Anfang vom Ende ihrer Karriere? Franziska Giffey erhält die Königskette von Jürgen Krogmann.
was wohl Strafe genug war (und ziemlich glücklos blieb).
Man könnte noch viele weitere Doktoren aufzählen, die der Fluch der Grünkohlkönige traf. Sein Majestät von 1984 zum Beispiel, Dr. Helmut Kohl – Stichwort schwarze Kassen. Dr. Guido Westerwelle, Kohlkönig von 2003 und...nun ja...FDP-Vorsitzender (wir sprachen darüber). Oder Dr. Angela Merkel, in Königswürde 2001. Hätte sie gewusst, welche CSU-Minister der Fluch ihr
in ihrer langen Karriere als Bundeskanzlerin bescheren würden – sie hätte Oldenburgs damaligem Oberbürgermeister vermutlich die Königskette aus der Hand geschlagen.
Bringt der Fluch also ausschließlich die politisch-akademische Elite zum Straucheln? Dagegen spricht der Fall Andrea Nahles, die 2017 Kohlkönigin wurde und kurz danach politisch noch weiter abstürzte als die Umfragewerten ihrer Sozialdemokraten.
Ein Doktorarbeit hatte sie einst begonnen, aber nie abgeschlossen. Andererseits ist sie in diesem Wintersemester zumindest Gastprofessorin in Duisburg.
Ihr Nach-Nachfolger am Grünkohlzepter war übrigens Robert Habeck, Doktor der Philosophie. Seine Amtszeit schien insgesamt verflucht zu sein, schließlich tappte der Grünen-Vorsitzende bei seinen Auftritten von einem Pflanzenfettnäpfchen ins nächste (Zitat: „Ostfriesenpalme“). Dass er als nächstes die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl an Annalena Baerbock verlieren wird, ist damit wohl kaum noch zu verhindern.
Aber der Mann wird auf die Füße fallen, er ist ja noch jung. Genau wie Franziska Giffey. Womöglich können die beiden zusammen etwas starten, vielleicht eine Kochshow. Folge 1: „Oldenburger Grünkohl – verflucht lecker!“
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