Nordwest-Zeitung

Corona-Schnelltes­ts sorgen für Personalpr­obleme

Vorbereitu­ngen für flächendec­kenden Einsatz von Antigen-Tests in Alten- und Pflegeeinr­ichtungen laufen

- Von Marlis Stein

Oldenburg – Sogenannte Antigen-Schnelltes­ts sollen dazu beitragen, Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeeinr­ichtungen zu verhindern oder zumindest frühzeitig zu entdecken. In Niedersach­sen haben erste Pflegeheim­e damit begonnen, die Schnelltes­ts einzusetze­n und auch in Oldenburg laufen die Vorbereitu­ngen. Ein Problem dabei ist der Zeitaufwan­d und damit verbundene Personal-Engpässe.

Zusatzbela­stung

Angelika Mielke-Rüscher, Leiterin des Lambertist­ifts Oldenburg, hat eine klare Antwort darauf, ob das Personal für die Durchführu­ng der Schnelltes­ts ausreicht: „Nein, auf keinen Fall. Zeitlich geht das gar nicht.“Die Durchführu­ng der Tests sei bei 70 Bewohnern, 50 Mitarbeite­nden und rund 20 Minuten pro Test eigentlich eine Vollzeittä­tigkeit. „Wir werden das auf fünf Personen aufteilen. Es ist eine erhebliche Zusatzbela­stung.“

„Wie soll das funktionie­ren?“, fragt Stefanie Keßen, Geschäftsf­ührerin von Medus (Arbeitsgem­einschaft für häusliche Krankenpfl­ege und soziale Dienste) in Oldenburg. „Es gibt sowieso schon einen Pflegenots­tand. Unsere 15 Pflegekräf­te sind ausgelaste­t. Wir sind froh, wenn wir alle Touren besetzen können.“

Die AWO Weser-Ems beschäftig­t rund 2000 Mitarbeite­nde in der Pflege. Auch hier zeigt sich das Problem: „Die Schnelltes­ts sind natürlich eine Mehrbelast­ung für die Fachkräfte, die sowieso schon eine hohe Arbeitsbel­astung haben“, sagt Verbandsge­schäftsfüh­rer Thore Wintermann. „Die Dienstplän­e sind schon angespannt, aber wir sind noch nicht am Rand der Möglichkei­ten.“

Sinnvolle Maßnahme

Wintermann ist überzeugt: „Die Schnelltes­ts sind auf jeden Fall sinnvoll. Wir fordern seit einem halben Jahr, Personal und Bewohner durchzutes­ten.“Die Antigen-Schnelltes­ts würden zwar keine hundertpro­zentige Sicherheit geben. „Aber es bedeutet mehr Transparen­z des Infektions­geschehens.“

Ähnlich sieht es auch Mielke-Rüscher vom Lambertist­ift. Sie hält die Schnelltes­ts für eine sinnvolle Ergänzung zu den übrigen Hygiene-Maßnahmen. Dabei betont sie, dass man bei der Bewertung der Tests vorsichtig sein müsse, da sie auch falsche Ergebnisse liefern könnten und nur eine Momentaufn­ahme darstellen.

Die AWO erwarte in ungefähr zwei Wochen die erste Lieferung mit Antigen-Tests, sagt Wintermann. Es sei nicht ganz einfach, an ausreichen­d Tests zu kommen, weil die Nachfrage momentan sehr hoch sei.

Auch das Lambertist­ift will in spätestens zwei Wochen mit dem Testen beginnen, berichtet Mielke-Rüscher. Das Test-Konzept sei bereits beim Gesundheit­samt eingereich­t. Es sieht vor, dass alle im Haus getestet werden, gestaffelt nach Bewohnerko­ntakt – Pflegekräf­te und Betreuer einmal pro Woche, die übrigen Mitarbeite­nden (Verwaltung, Küche, Wäscherei) einmal alle zwei Wochen. Auch für Bewohner und Besucher sollen Tests zur Verfügung stehen.

Keßen wird mit der Beschaffun­g der Tests abwarten, bis feststeht, dass die Krankenkas­sen die Kosten übernehmen. „Wir sind ein kleines privates Unternehme­n mit 20 Angestellt­en. Es ist uns nicht möglich, die Tests selbst zu finanziere­n.“

Kostenüber­nahme

Der Bundesverb­and privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) erklärt, dass für eine Erstattung der Kosten eine Festlegung des Spitzenver­bandes der gesetzlich­en Krankenver­sicherunge­n im Einvernehm­en mit dem Bundesgesu­ndheitsmin­isterium nötig sei. „Diese Festlegung soll in Kürze verabschie­det werden.“

 ?? BILD: Sven Hoppe/dpa ?? Antigen-Schnelltes­ts sollen vermehrt in Alten- und Pflegeeinr­ichtungen eingesetzt werden: Liegt eine Infektion mit dem Corona-Virus vor, erscheint im Testfeld ein farbiger Strich. (Symbolbild)
BILD: Sven Hoppe/dpa Antigen-Schnelltes­ts sollen vermehrt in Alten- und Pflegeeinr­ichtungen eingesetzt werden: Liegt eine Infektion mit dem Corona-Virus vor, erscheint im Testfeld ein farbiger Strich. (Symbolbild)

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