Corona-Schnelltests sorgen für Personalprobleme
Vorbereitungen für flächendeckenden Einsatz von Antigen-Tests in Alten- und Pflegeeinrichtungen laufen
Oldenburg – Sogenannte Antigen-Schnelltests sollen dazu beitragen, Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeeinrichtungen zu verhindern oder zumindest frühzeitig zu entdecken. In Niedersachsen haben erste Pflegeheime damit begonnen, die Schnelltests einzusetzen und auch in Oldenburg laufen die Vorbereitungen. Ein Problem dabei ist der Zeitaufwand und damit verbundene Personal-Engpässe.
Zusatzbelastung
Angelika Mielke-Rüscher, Leiterin des Lambertistifts Oldenburg, hat eine klare Antwort darauf, ob das Personal für die Durchführung der Schnelltests ausreicht: „Nein, auf keinen Fall. Zeitlich geht das gar nicht.“Die Durchführung der Tests sei bei 70 Bewohnern, 50 Mitarbeitenden und rund 20 Minuten pro Test eigentlich eine Vollzeittätigkeit. „Wir werden das auf fünf Personen aufteilen. Es ist eine erhebliche Zusatzbelastung.“
„Wie soll das funktionieren?“, fragt Stefanie Keßen, Geschäftsführerin von Medus (Arbeitsgemeinschaft für häusliche Krankenpflege und soziale Dienste) in Oldenburg. „Es gibt sowieso schon einen Pflegenotstand. Unsere 15 Pflegekräfte sind ausgelastet. Wir sind froh, wenn wir alle Touren besetzen können.“
Die AWO Weser-Ems beschäftigt rund 2000 Mitarbeitende in der Pflege. Auch hier zeigt sich das Problem: „Die Schnelltests sind natürlich eine Mehrbelastung für die Fachkräfte, die sowieso schon eine hohe Arbeitsbelastung haben“, sagt Verbandsgeschäftsführer Thore Wintermann. „Die Dienstpläne sind schon angespannt, aber wir sind noch nicht am Rand der Möglichkeiten.“
Sinnvolle Maßnahme
Wintermann ist überzeugt: „Die Schnelltests sind auf jeden Fall sinnvoll. Wir fordern seit einem halben Jahr, Personal und Bewohner durchzutesten.“Die Antigen-Schnelltests würden zwar keine hundertprozentige Sicherheit geben. „Aber es bedeutet mehr Transparenz des Infektionsgeschehens.“
Ähnlich sieht es auch Mielke-Rüscher vom Lambertistift. Sie hält die Schnelltests für eine sinnvolle Ergänzung zu den übrigen Hygiene-Maßnahmen. Dabei betont sie, dass man bei der Bewertung der Tests vorsichtig sein müsse, da sie auch falsche Ergebnisse liefern könnten und nur eine Momentaufnahme darstellen.
Die AWO erwarte in ungefähr zwei Wochen die erste Lieferung mit Antigen-Tests, sagt Wintermann. Es sei nicht ganz einfach, an ausreichend Tests zu kommen, weil die Nachfrage momentan sehr hoch sei.
Auch das Lambertistift will in spätestens zwei Wochen mit dem Testen beginnen, berichtet Mielke-Rüscher. Das Test-Konzept sei bereits beim Gesundheitsamt eingereicht. Es sieht vor, dass alle im Haus getestet werden, gestaffelt nach Bewohnerkontakt – Pflegekräfte und Betreuer einmal pro Woche, die übrigen Mitarbeitenden (Verwaltung, Küche, Wäscherei) einmal alle zwei Wochen. Auch für Bewohner und Besucher sollen Tests zur Verfügung stehen.
Keßen wird mit der Beschaffung der Tests abwarten, bis feststeht, dass die Krankenkassen die Kosten übernehmen. „Wir sind ein kleines privates Unternehmen mit 20 Angestellten. Es ist uns nicht möglich, die Tests selbst zu finanzieren.“
Kostenübernahme
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) erklärt, dass für eine Erstattung der Kosten eine Festlegung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherungen im Einvernehmen mit dem Bundesgesundheitsministerium nötig sei. „Diese Festlegung soll in Kürze verabschiedet werden.“