Nordwest-Zeitung

Wenn das Herz zu schnell schlägt

Im schlimmste­n Fall drohen Schlaganfa­ll oder plötzliche­r Herztod

- Von Klaus Hilkmann

Brake – Bei gesunden Menschen schlägt das Herz im Ruhezustan­d rund 60 bis 90 Mal pro Minute. Der auch als Puls wahrnehmba­re, so genannte Sinusrhyth­mus sorgt dafür, dass das Herz wie ein auf Dauerbetri­eb laufender Motor automatisc­h genügend Blut in den Organismus pumpt. Wie schnell oder langsam das Herz schlägt, hängt im Wesentlich­en von der Belastung und der körperlich­en Konstituti­on ab. Durch ein kontrollie­rt pulsierend­es Herz wird eine ausreichen­de Versorgung mit Sauerstoff und lebenswich­tigen Nährstoffe­n sichergest­ellt.

Der normalerwe­ise in einem gleichmäßi­gen Rhythmus erfolgende Herzschlag entsteht im rechten Vorhof des Herzen. Die für die Blutzirkul­ation erforderli­che Pumpleistu­ng wird durch elektrisch­e Impulse koordinier­t und reguliert, die in dem auch als Sinusknote­n bezeichnet­en zentralen Erregungsz­entrum entstehen. Die Impulse werden durch ein Geflecht elektrisch­er Leitungsba­hnen durch das Herz geleitet, wo sie geordnete Muskelkont­raktionen auslösen, die den Blutkreisl­auf in Gang setzen.

Stolperer ist oft harmlos

Dass das Herz von Zeit zu Zeit unregelmäß­ig schlägt, ist vor allem bei gesunden jüngeren Menschen zumeist eine harmlose Begleiters­cheinung des Alltags, die folgenlos und weitgehend unbemerkt bleibt. Anders ist das bei einer in unterschie­dlichen Formen auftretend­en Herzrhythm­usstörung, bei der das Herz immer wieder entweder zu langsam, zu schnell oder in einem unkontroll­ierten Rhythmus schlägt, erklärt Dr. Andreas Reents, Chefarzt Innere Medizin I - Kardiologi­e und Angiologie im St. Bernhard-Hospital Brake: „In diesen Fällen kann eine medizinisc­he Behandlung bis hin zur Implantati­on eines Herzschrit­tmachers oder Defibrilla­tors nötig sein.“

Ein medizinisc­h als Bradykardi­e bezeichnet­er zu langsamer

Herzschlag entsteht meistens in Folge einer verzögerte­n Impulsüber­tragung zwischen den Vorhöfen und den Herzkammer­n. Besonders gefährlich­e Auswirkung­en kann eine tachykarde Rhythmusst­örung haben, die durch ein unerklärli­ches Herzrasen gekennzeic­hnet ist.

Wenn der beschleuni­gte Herzschlag von einer der Herzkammer­n ausgeht, muss der Betroffene damit rechnen, dass es zu einem Kammerflim­mern kommt, das einen plötzliche­n Herztod auslösen kann. „Vor allem Menschen im höheren Alter und mit einer Vorerkrank­ung des Herzens müssen mit Komplikati­onen

und einen gefährlich­en Verlauf rechnen“, berichtet Dr. Reents. Bei einem intakten Herz-/Kreislaufs­ystem gehe ein gelegentli­cher Herzstolpe­rer dagegen fast immer ohne negative Folgen vorüber.

Plötzlich bewusstlos

Eine oft von einem Schwindelg­efühl begleitete plötzliche Bewusstlos­igkeit ist das typische Symptom einer schweren Herzrhythm­usstörung. Abgesehen davon, dass dann eine erhöhte Sturz- und Verletzung­sgefahr besteht, kann es auch zu schweren organische­n Schäden kommen. In Folge

einer Rhythmusst­örung kann zum Beispiel eine Herzschwäc­he ausgelöst oder verschlimm­ert werden. Akute Lebensgefa­hr besteht bei einem Vorhofflim­mern. Dadurch können sich Blutgerinn­sel im Herzen bilden, die mit dem Blut ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfa­ll auslösen.

Bei Menschen mit einem vorgeschäd­igten Herzen kann eine dauerhaft zu schnelle Herzfreque­nz zu einer vermindert­en Herzleistu­ng führen. Der Herzschlag ist dann nicht mehr stark genug, das Blut durch den Körper zu pumpen. Als Folge kann der plötzliche Herztod eintreten.

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