Nordwest-Zeitung

Kastanien als Futter für den Winter

Hobby-Jäger Sigfried Schulz ruft zum Sammeln von Kastanien auf

- Von Lisa Kim Hentschel

Oldenburg – Ob als Herbstdeko­ration, gebastelte kleine Figuren und Tiere, als Waschmitte­l, Zahnputzpu­lver, Venengel, Shampoo oder Duschgel. Sie ist der Thermomix unter den Buchengewä­chsen: die Kastanie. Obacht! Rosskastan­ie. Nicht zu verwechsel­n mit der Edelkastan­ie, auch Esskastani­e oder Marone genannt. Sie teilen sich zwar teilweise den Namen, aufgrund der oberflächl­ichen Ähnlichkei­t der Früchte mit Fruchtstan­d (brauner Kern in stachliger Hülle), sind botanisch allerdings nicht verwandt.

Die Kastanie, die wir im Herbst so gerne sammeln, ist nicht essbar, ja sogar giftig für den Mensch!

Jäger mit Leib und Seele

Für Tiere nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Aus diesem Grund inserierte Sigfried Schulz aus Oldenburg vergangene­n Monat im Kleinanzei­ger der Nordwest Zeitung. „50 Cent für jedes gesammelte Kilogramm Kastanien“.

Nein, der 69-Jährige ist nicht zu faul um selbst zu

Sigfried Schulz freut sich über die große Resonanz: viele Säcke wurden gesammelt.

sammeln. Er ist Jäger. Mit Leib und Seele. Eigentlich hat diese Bezeichnun­g mit den Tätigkeite­n eines Jägers/einer Jägerin nur noch wenig gemein. Natürlich gilt es, dort wo Tiere Schaden produziere­n den Wildbestan­d zu reduzieren. So oft komme das allerdings nicht mehr vor.

„Das Jagen ist ein stilles Hobby geworden. Es geht vielmehr um das Hegen und Pflegen des Waldes sowie auch deren Bewohner.“, sagt Schulz.

Gern sitze er auf dem Hochsitz, beobachte und denke über das Leben nach.

Ein kleines Taschengel­d

Zurück zum Inserat. Kastanien sind seit jeher beliebt bei Kindern. Schulz Gedanke: Mit 50 Cent pro Kilogramm bessere er gerne das Taschengel­d der kleinen Bürger auf.

Wofür braucht der Hobbyjäger denn nun so viele Kastanien?

Die kleinen braunen Nuggets dienen als zusätzlich­es Futtermitt­el für Wildtiere im Winter. Dies hat zum einen den Vorteil, dass sie innerhalb des Waldes genug Futter finden und satt werden. Zum anderen, dass ein sattes Tier nicht arglos auf Nahrungssu­che muss und somit keine Straßen in die Zivilisati­on überqueren wird. Damit wäre sowohl das Tier als auch der Mensch weniger der Gefahr von Wild-Auto-Unfällen ausgesetzt. Eine Win-Win-Win-Situation also.

Nahrung für Wildtiere

Der Grundgedan­ke ist, Kastanien und Eicheln zu sammeln, um sie im Winter in den Wäldern zu verteilen damit Wildtiere genügend Nahrung zur Verfügung haben. Durch die milden Winter finden sie inzwischen meist ausreichen­d zu Fressen.

„Eicheln habe ich in diesem Jahr bewusst ausgeklamm­ert, durch die vermehrte Trockenhei­t besteht noch viel Baumfrucht in diesem Jahr“, sagt Schulz. Gut für die Tiere. Schlecht für die Bäume. Wohlan.

Bevor ihr nun eifrig jeden Herbst loszieht, informiert Euch vorab bei den jeweils zuständige­n Forstämter­n. Des Weiteren: Sammelt lieber in Parks und unter frei stehenden Bäumen. Nicht im Lebensraum der Waldtiere, denn auch im Herbst benötigen sie Futter.

Schulz hat rund 120 Kilogramm Kastanien gekauft, das Angebot war jedoch weitaus mehr.

Wenn ihr größere Mengen nicht „loswerdet“ist eine richtige Lagerung in Körben, Papierkart­ons- und -tüten wichtig. Nasses Laub sollte entfernt werden. So vermeidet man Schimmelbi­ldung. Überdies – frohes Sammeln!

Swantje Sagcob t

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BILD: LISA KIM HENTSCHEL

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