Europa unter Zugzwang
Man kann es absurd finden, oder auch einfach nur dumm und selbstvergessen. Da finden sich auf der einen Seite der Weltkugel, im Asien-Pazifik-Raum, 15 Länder zusammen und gründen einen Freihandelsclub, der rund ein Drittel der Wirtschaftsleistung auf dem Globus und 2,2 Milliarden Menschen als riesigen Markt umfasst. Zu seinen Mitgliedern zählen Staaten mit ganz unterschiedlichen Systemen und Ambitionen, wie China, Japan und Australien. Zeitgleich ringt im alten Europa die EU mit einem früheren Mitglied, dem Vereinigten Königreich, darum, ein Handelsabkommen zu vereinbaren, das einen einigermaßen schonenden Übergang nach der Trennung voneinander sichern soll.
Die 15 asiatischen Staaten können einen Erfolg melden. Sie rücken zusammen und haben sich entschlossen, darauf zu setzen, dass ein freierer, von weniger Hindernissen gekennzeichneter Handel ihnen mehr Wohlstand und Fortschritt bringen wird. In Europa hat man bislang genau diese These immer hervorgehoben. Doch EU und Vereinigtes Königreich stehen sechs Wochen vor Toresschluss immer noch mit leeren Händen da, was einen geordneten Übergang nach dem Brexit angeht.
Trotz verstörender Drohungen und Entwicklungen in London bleibt wegen der vielen negativen Folgen einer Nicht-Einigung keine Alternative, als weiter zu verhandeln. Das neue Freihandels-Bündnis in Asien zeigt: Die Welt wartet nicht auf Europa. Der alte Kontinent muss aufpassen, dass er nicht ins Hintertreffen gerät. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de