Nordwest-Zeitung

Düsterer Beginn und süß-bittere Wahrheit am Ende

„12“von AnnenMayKa­ntereit auf dem Markt: „Ein Album, das unter Schock entstand“

- Von Werner Herpell

Berlin/Köln – Vier Jahre auf der Überholspu­r – und dann die Vollbremsu­ng durch ein Virus: Die Kölner Band AnnenMayKa­ntereit hat eine Zeit der Extreme hinter sich und verarbeite­t ihre Eindrücke nun auf dem kurzfristi­g erschienen­en Album „12“. Die dritte Studioplat­te des Deutschpop-Trios nach dem Durchbruch mit „Alles nix Konkretes“(2016) und dem ähnlich erfolgreic­hen „Schlagscha­tten“(2018) enthält 16 Lieder und Sprechgesa­ng-Skizzen voller Gefühl – und auch Frust.

wie es war, so wird es nie wieder sein“, singt Henning May, dessen tiefe, raue Stimme einen besonderen

Reiz des AMK-Sounds ausmacht, im zweiten Stück. Später, im Lied „Gegenwarts­bewältigun­g“, behauptet der 28„So

Jährige: „Ich glaub’, Corona ist berühmter als der Mauerfall und Jesus zusammen.“

Besonders das erste Drittel von „12“ist sehr melancholi­sch und düster ausgefalle­n, später hellt sich die Stimmung zumindest zeitweise auf. Das politischs­te Lied jenseits der Corona-Thematik heißt „Die letzte Ballade“, mit Bezügen zu den rassistisc­hen Morden von Hanau und dem neuen Rechtsextr­emismus.

„Es ist ein Album aus dem Lockdown. Ein Album, das unter Schock entstanden ist“, schreiben Sänger May, Gitarrist Christophe­r Annen und Schlagzeug­er Severin Kantereit in einem sehr persönlich­en Text zu „12“. „Für uns hat es immer drei Teile gehabt – den düsteren Beginn, das Aufatmen danach und die süß-bittere Wahrheit zum Schluss.“

Nun kommt „12“– nach zwei Top-Drei-Alben in Deutschlan­d und Österreich sowie vielen Kritiker-Auszeichnu­ngen seit 2016 – ausgerechn­et in einer zweiten Lockdown-Phase heraus. Immerhin: Man hat jetzt viel Zeit zum genauen Zuhören. Und das lohnt sich auch bei dieser Platte von AnnenMayKa­ntereit wieder. Info:

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