Hex-hex – dann wurd’ sie aus der Stadt gejagt
Verbrechen aus Oldenburgs Vergangenheit – Heute: Kathrina Deters und der letzte Zaubereiprozess
Oldenburg – Am Ende fehlte ein wirklicher Beweis, dass Katharina Deters mit dem Teufel oder ähnlich Bösem im Bunde war. Das ersparte der Angeklagten zwar weit schlimmere Strafen, die angebliche Hexen damals erleiden mussten. Doch ein sorgenfreies Leben war ihr dadurch dennoch nicht vergönnt.
Angeklagt vom Rat der Stadt war Deters im Jahr 1589. Laut Helmut Meinken, Autor des Buches „Mörder, Henker, Spökenkram“, war es der letzte nachweisbare Prozess wegen „Toverie“– also Zauberei – in Oldenburg. Ein Verfahren, das für die angeklagten Frauen im schlimmsten Fall mit dem Todesurteil endete.
Eigentlich hatte der Rat gar keine Befugnis, in Fällen zu verhandeln, bei denen es um Leben und Tod ging. Das fiel in den Herrschaftsbereich des Grafen, damals Johann VII, dem Vater von Graf Anton Günther. Doch nicht immer hielt man sich an diese Anweisung. Deshalb musste sich Deters von den Ratsherren Brains Vesteelhor und Reinecke Jeddelho verhören lassen. Conrad Stetmar, Landrichter zu Jever, wurde als Richtervogt eingesetzt.
Tote Jungfer
Gleich mehrere Hexereien wurden Deters vorgeworfen. So wurde sie verantwortlich gemacht für den Tod der Jungfer von Linnen. Bereits zu Lebzeiten
soll sie mit Krankheiten unter der Zauberei gelitten haben. Zur Anzeige brachte sie dies jedoch nicht, da sie noch schlimmeren Zauber gefürchtet habe, so ein damaliger Zeuge. Noch während das vermeintliche Opfer im Sterben lag, habe er Katharina Deters um das Haus herumschleichen sehen. Er fügte hinzu, „dass sie, als er sie erblickte, einen Pelz auf dem Rücken hatte“, schreibt Meinken.
Ein weiterer Vorwurf war die Verzauberung von Hinrich
Tolsteden nach einem Streit um den Verkauf eines Hofes. der, so die Aussage, mit einer Verfluchung endete. Kurios an der Episode ist, dass die Frau des Erkrankten ausgerechnet mit einem Heilzaubertrank reagierte: einem Sud, „der aus drei Nähnadeln und einem Schafsherzen in tausend Teufels Namen gekocht wurde“, heißt es in Meinkens Buch.
Seltsamer Wurm
Allein mit der Erwähnung eines solchen Vorgehens hätte sich die Zeugin selbst in große Schwierigkeiten bringen können, so der Autor. Doch sie hatte Glück, es gab keine weiteren Untersuchungen. Der Trank soll übrigens gewirkt und dazu geführt haben, dass Tolsteden einen Wurm ausschied, den allerdings niemand zu fassen bekam.
Katharina Deters stritt übrigens selbst unter Folter sämtliche Anschuldigungen ab. Auch von den Zeugen hatte ihr niemand „Teufelsbuhlschaft, Hexenritte oder die Teilnahme an „Hexensabbaten“vorgeworfen. Also Freispruch aus Mangel an Beweisen? Nicht wirklich. Zwar kam die Anklagte frei, wurde aber zugleich aus der Stadt und sogar dem Land verbannt. Sie gehörte danach zu den Heimatlosen, die sich vielfach nur durch Betteln und Stehlen über Wasser halten konnten.