Schlimm, schlimmer, Nationalelf
Deutschland verliert 0:6 in Spanien – Desolate Vorstellung des Löw-Teams
Sevilla – Demütigung statt Gruppensieg: Angstgegner Spanien hat einer führungslosen deutschen Nationalmannschaft zum Abschluss des komplizierten Corona-Jahres 2020 die höchste Niederlage in der Amtszeit von Joachim Löw zugefügt. Das 0:6 (0:3) im 188. Länderspiel des Bundestrainers war auch in der Höhe absolut verdient. Neben der im direkten Duell um Platz eins verpassten Qualifikation für das Finalturnier der Nations League war die FußballLehrstunde auch ein heftiger Stimmungsdämpfer mit Blick auf das kommende EM-Jahr.
Alvaro Morata (17. Minute), der dreimal erfolgreiche Ferran Torres (30./55./72.), Rodri (38.) und Mikel Oyarzabal (89-.) trafen fast nach Belieben in dem aus deutscher Sicht gespenstischen Geisterspiel. Es war die höchste Niederlage seit 1931. Kapitän Manuel Neuer erlebte in seinem 96. Länderspiel, mit dem er zum alleinigen deutschen Rekordtorwart aufstieg, einen ganz bitteren Abend. Zuvor hatte er nie mehr als vier Treffer im DFB-Tor kassiert. Der 34-Jährige verhinderte sogar eine noch schlimmere Demütigung gegen eine gierige und spielerisch klar überlegene spanische Elf. Die Gastgeber zogen in der Tabelle der Gruppe 4 mit elf Punkten an Deutschland (9) noch vorbei. Spanien steht damit neben Weltmeister Frankreich als Teilnehmer am Final-4-Turnier im Oktober 2021 fest.
„Die große Herausforderung heißt gegen Spanien, wie verteidigt man sie?“, sagte Löw vor dem Anpfiff in der ARD. Das war im Nachhinein eine fast prophetische Aussage. Die Defensivarbeit war über 90 Minuten desolat. Dabei schien es eine gute Nachricht zu sein, dass Niklas Süle nach Knieproblemen doch auflaufen konnte. Aber der Abwehrchef war überfordert wie alle andere. Eine Lehrstunde erlebten auch die unerfahrenen Verteidiger Robin Koch und Philipp Max.
Ernüchternd war, dass von Führungskräften wie Toni Kroos und Ilkay Gündogan im Mittelfeld überhaupt kein Widerstand oder Ideen kamen. Der hochgelobte deutsche Turbo-Angriff mit Timo Werner, Serge Gnabry und Leroy
Sané konnte sich bei der ersten Niederlage des Jahres nie in Szene setzen. Erst in der 77. Minute gab es eine Torchance, als Gnabry aus der Distanz abzog.
„Wir können froh sein, dass es 4:0 steht. Ich bin sprachlos“, sagte ARD-Experte Bastian Schweinsteiger als Beobachter der einseitigen Partie, die einen Klassenunterschied offenbarte. Nichts ging bei Löws Team, das ohne einen Mentalitätsspieler wie den am Knie verletzten Joshua Kimmich von Anfang an wehrlos war. In der 5. Minute hatten die Gäste noch Glück, dass es in der Nations League keinen Videobeweis gibt. Gündogan traf den Leipziger Dani Olmo am Fuß, der Schiedsrichter gab Freistoß, aber das Foul war im Strafraum.