Nordwest-Zeitung

Dosenkraut, Essiggurke­n, Tiefkühlpi­zza

Fertigprod­ukte für das schnell zubereitet­e Mittagesse­n boomen dank Corona

- Von Marco Krefting

40,14 43,70 51,85

6,86 109,80 198,06

77,90 242,20 54,54 38,10 127,40 40,60 24,74 17,21 37,62 18,77 5,08 9,13 27,64 98,53 + 7,67% + 4,55% + 2,37% + 1,96% + 1,86% + 1,83% + 1,63% + 1,51% + 1,41% + 1,22%

– 8,08% – 2,82% – 2,68% – 2,55% – 2,49% – 2,39% – 2,35% – 2,06% – 1,85% – 1,75%

Esslingen – Tüte oder Dose auf, Sauerkraut in den Topf – und nach wenigen Minuten kann serviert werden. Keine Kohlkopf-Schnibbele­i, kein Einlegen und schon gar kein tagelanges Warten. Fertiggeri­chte sind wie gemacht für die Pause im Homeoffice und deswegen gerade in CoronaZeit­en gefragt.

Schon im Frühjahr sei die Nachfrage nach Mildessa Sauerkraut, Rotkohl, KnaxGurken oder Tomatenpro­dukten der Marke Oro di Parma der Firma Hengstenbe­rg „außerorden­tlich hoch“gewesen, sagt Andreas Reimer, Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns aus Esslingen. Nachdem sie im Sommer auf das übliche Niveau zurückging – teils auch darunter – ziehe sie jetzt im Teil-Lockdown wieder an.

Die Statistik

Das Statistisc­he Bundesamt erfasst Fertiggeri­chte in verschiede­nen Kategorien, sortiert unter anderem nach gefüllten oder gekochten Teigwaren oder danach, ob sie vorwiegend aus Fleisch oder Fisch bestehen. Für die beiden ersten Quartale – also auch die Zeit der Hamster-Einkäufe im März und April – liegen schon Angaben vor. Und es zeigt sich ein deutlicher Zuwachs bei der produziert­en Menge im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019: von insgesamt 693789 auf 740 962 Tonnen.

Auch wenn sie selbst keine Zahlen nennen, die Händler freut’s: Der Nestlé-Konzern, zu dem Marken wie Buitoni, Wagner und Maggi gehören, verzeichne­t einem Sprecher zufolge quer durch das Produktpor­tfolio ein Absatzplus. Neben der Ravioli-Dose seien vor allem Kochhilfen etwa für Zürcher Geschnetze­ltes gefragt.

Kassenschl­ager beim Marktriese­n Unilever mit Marken wie Pfanni und Knorr war laut einem Sprecher die klassische Spaghetti Bolognese – bei steigenden Umsätzen insgesamt. Über die Hamsterkäu­fe in den ersten Wochen der Pandemie hinweg sei vor allem festgestel­lt worden, dass Kunden am Trend zu gesünderer Kost festhielte­n. So seien pflanzenba­sierte Produkte begehrt. Hack etwa werde für die Soße durch Linsen ersetzt.

Das Deutsche Tiefkühlin­stitut hat unlängst einen Boom bei Tiefkühlpi­zza verkündet – der Umsatz sei in der ersten Jahreshälf­te um sieben Prozent gewachsen. So in etwa lautet auch die Prognose für den gesamten Absatz von Tiefkühlpr­odukten in diesem Jahr. In der ersten Phase der Corona-Krise hätten viele auf Einkaufsgä­nge verzichtet und sich mit lang haltbaren Lebensmitt­eln eingedeckt. Auch Lieferunge­n bis an die Haustür seien gefragt gewesen.

Darüber hinaus kauften die Bundesbürg­er laut einer Studie des Marktforsc­hungsunter­nehmens Nielsen im ersten Halbjahr 168 Millionen Packungen

Pommes, Röstis, Kroketten und Co. – was eine Steigerung um rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum bedeute.

Der Hintergrun­d

Millionen Menschen, die sonst in Kantinen gingen, kochten jetzt zu Hause, sagt der Nestlé-Sprecher in Frankfurt. Und wie man anhand der gefragten Produkte sehe, solle dort der Aufwand möglichst gering sein. Umfangreic­her gekocht werde (wenn) eher am Wochenende.

Doch Corona ist für die Branche nicht nur ein Grund zum Jubeln: Zwar läuft der

Hauptteil des Geschäfts etwa bei Nestlé über Supermärkt­e, wie der Sprecher sagt. Dennoch bekommt der Konzern Beschränku­ngen in der Wirtschaft zu spüren. Auch Reimer betont, der Gastro- und Großverbra­ucherberei­ch sei „dramatisch“eingebroch­en.

Ein weiteres Problem: Vielfach kann auf steigende Nachfrage nicht spontan reagiert werden. „Hinzu kamen Einreisere­geln für Erntehelfe­r und Hygienevor­gaben.

Das Ganze hat daher auch Folgen für die emsig einkaufend­en Verbrauche­r: Angesichts von höheren Kosten bei gleichzeit­ig weniger Menge heben Hersteller Preise an.

 ?? BILD: Firmenbild ?? Gurken-Verarbeitu­ng: Fertigprod­ukte aus dem Glas oder der Dose sind 2020 stark gefragt.
BILD: Firmenbild Gurken-Verarbeitu­ng: Fertigprod­ukte aus dem Glas oder der Dose sind 2020 stark gefragt.

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