Nordwest-Zeitung

Von der Krux mit großen Daten und Gefühlen

Drehbuchau­tor Daniel Scheier über die Serie „Big Dating“– Ab heute auf NDR zu sehen

- Von Tonia Hysky

In „Big Dating“geht es um die Liebe und die Tücken der Technik. Wie entstand die Serie eigentlich – und bietet Online-Dating auch Chancen?

Wie kam es zur Geschichte von „Big Dating“?

Scheier: Es fing mit der Frage an, wie Apps uns im Alltag überall helfen. Für alles gibt es ja schließlic­h eine App-Lösung: Das beste Restaurant zu finden, den Bahnhof oder die richtige Straße. Warum verlassen wir uns nicht auch bei der Liebe auf Apps?

Wie habt ihr den Charakter des Samuel entwickelt? Scheier: Wir brauchten jemanden, der natürlich die Fähigkeit hat, einen Algorithmu­s wie in „Big Dating“zu entwickeln – es musste aber auch eine Person sein, die dazu ein

sehr starkes Bedürfnis hat. So entstand Samuel der Softwareen­twickler, ein enttäuscht­er Romantiker, der in der Liebe endlich Gewissheit braucht.

War es euch wichtig, viele Altersgrup­pen und Beziehungs­modelle darzustell­en? Scheier: Gerade in der Zusammenar­beit mit dem NDR wollten wir die Serie einfach breiter aufstellen. Unter anderem

auch das Verhältnis von Samuel zu seinen Eltern zeigen. Da kam die Frage auf, wie es denn bei ihnen eigentlich in der Liebe läuft. Und am Ende haben Samuels Eltern das wohl modernste Beziehungs­modell in der Serie.

Samuel hört ja auf seinen Algorithmu­s – so ganz optimal funktionie­rt der aber nicht. Bietet die Digitalisi­erung im Dating

trotzdem auch Chancen? Scheier: Der Dating-Pool – also die Leute, die potenziell zu einem passen – wird dadurch natürlich wahnsinnig erweitert. Da gibt es viel mehr Möglichkei­ten, einen Partner oder eine Partnerin kennenzule­rnen. Früher haben unsere Omas oder Opas ihre Partner im Dorf kennengele­rnt, heute führen die Menschen Fernbezieh­ungen. Problemati­sch ist aber, wenn man diesen Mitteln die falschen Fragen stellt – so wie Samuel, der sich dann auf seinen Algorithmu­s einstellt. Man sollte schon noch auf seine eigenen Gefühle hören.

Durch die Corona-Pandemie hat sich die Zahl der DatingApp Nutzer vervielfac­ht – da passt die Serie doch ganz gut in die aktuelle Lage, oder? Scheier: Absolut! Ich denke auch, dass es einen ähnlichen Algorithmu­s in Zukunft geben wird. Das wird schneller Realität, als man denkt. Bei Facebook gibt es ja bereits etwas ähnliches.

Nach all der Recherche – wie funktionie­rt die Liebe nun? Scheier: Ich glaube die Serie zeigt auf jeden Fall, dass die Liebe zu komplex ist, als dass man sie irgendwie erfassen kann (lacht).

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